By 19. September 2013 Read More →

Der Tag danach, mehr Fragen als Antworten – vor allem am Goldmarkt

Themen des Tages:  Fed sieht zu große Risiken +++ Projektionen nach unten revidiert +++ Rätselhafter Gold-Sprung

 

Alles bleibt wie es war, so einfach lässt sich der gestrige Abend zusammenfassen. Während am Markt eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe von zehn bis 15 Mrd. Dollar eingepreist wurde, blieben die FOMC-Mitglieder ruhig und setzen vorerst ihre Politik der ultralockeren Geldpolitik fort. Nach Meinung der Fed haben sich zwar die Abwärtsrisiken für die Konjunktur in den vergangenen Wochen reduziert. Die Erholung erscheint den Experten aber offenbar noch nicht nachhaltig und stabil genug, um die Zügel wieder etwas straffer in der Hand zu halten. In ihrer Stellungnahme verwies die Fed vor allem auf den jüngsten Anstieg der Kapitalmarktzinsen, der einen Belastungsfaktor darstellt und eine substantielle Verbesserung am Arbeitsmarkt gefährden könnte. Zudem findet sich erneut ein Hinweis auf Gefahren einer zu niedrigen Inflation. Bei den Projektionen zu Wachstum und Teuerung beurteilt die Fed die Aussichten etwas kritischer als noch im Juni. Die BIP-Prognose für dieses und nächstes Jahr wurde leicht nach unten revidiert, zudem rechnet man erst 2015 mit einer Teuerung von zwei Prozent. Wer die Zahlen genauer studieren möchte: LINK . Auf Basis der aktuellen Daten rechnet die Notenbank Ende 2014 mit einer Arbeitslosenquote von 6,4 – 6,8 Prozent, folglich sehen 12 der 17 FOMC-Mitglieder auch erst das Jahr 2015 als geeigneten Zeitpunkt für eine erste Leitzinsanhebung. Grundsätzlich will die Fed an den bei null liegenden Leitzinsen solange festhalten, wie die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt, wobei diese Marke nicht in Stein gemeißelt ist. Fed-Präsident Bernanke betonte, dass eine erste Anpassung möglicherweise erst dann erfolgt, wenn die Quote deutlich unter 6,5 Prozent fallen sollte.

 

Fed hat versagt

Bleibt abschließend die brennende Frage nach der Kommunikationsstrategie der Fed. Normalerweise sollten Notenbanken die Finanzmärkte vor größeren Überraschungen bewahren, zum Beispiel mittels Forward Guidance und Interviews. Nach der gestrigen Entscheidung stellen sich aber viele Investoren vollkommen zu Recht die Frage, was die Hinweise der Fed überhaupt noch wert sind bzw. warum die Notenbanker keine Hinweise gaben, dass der Markt mit seiner Einschätzung falsch liegt. Bernanke will nach eigenen Aussagen größere Schocks an den Finanzmärkten vermeiden. Schaut man sich die Reaktionen auf die gestrige Entscheidung an, kommen doch Zweifel auf. Gold verzeichnete den stärksten Anstieg seit Januar 2009, 5jährige US-Bonds den schwächsten Tag seit März 2009, der US-Dollar den drittschlechtesten Handelstag in den vergangenen zwölf Monaten und Dow sowie S&P schossen auf neue Rekordniveaus.

Natürlich kommt es auf die Daten an, im Fall der Fed vor allem auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Und hier rückt nun die Sitzung vom Juni in den Mittelpunkt. Im Sommer überraschte Bernanke die Börsen mit dem Hinweis, dass noch in diesem Jahr mit einer Reduktion der Anleihekäufe begonnen werden könnte, sofern die Zahlen den Vorstellungen der Fed entsprechen. Konkret erwartete die Fed zum Jahresende eine Arbeitslosenquote von 7,2 bis 7,3 Prozent (siehe Link). Für August wurde eine Quote von 7,3 Prozent gemeldet, in der aktuellen Projektion liegt die Range zwischen 7,1 bis 7,3 Prozent. Bleibt die Frage, ob auf der Sitzung im Dezember eine Reduzierung angekündigt wird. Inzwischen drängt sich eher die Vermutung auf, dass die Fed aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik offenbar gar nicht aussteigen will.

 

Rätselhafter Gold-Sprung

Wenn wir schon bei der Kommunikation sind, drängt sich beim Blick auf den folgenden Chart noch eine weitere Frage auf: Was passierte gestern am Goldmarkt? Abgebildet sehen Sie die entscheidenden Minuten kurz vor und nach Veröffentlichung des Fed-Statements. Bei EUR/USD, im DAX-Future und auch im S&P 500-Mini-Future passierte vor 20:00 nichts. Nur der Goldpreis zuckte knapp drei Minuten vor der Veröffentlichung bereits in die Höhe und legte um rund 10 Dollar zu. Im Dezember-Future wurden rund 4300 Kontrakte gehandelt, eine deutliche Zunahme beim Handelsvolumen. Entweder verwechselte hier jemand die Börse mit einem Casino und hatte einfach nur sehr viel Glück…oder erhielt die Informationen früher, was zweifellos ein handfester Skandal wäre. Ich bin gespannt, ob es zu dieser Entwicklung Untersuchungen geben wird.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Zum heutigen Handelstag

Der DAX eröffnet wie erwartet mit einer Aufwärtslücke und steht zu Beginn 1,1 Prozent fester bei 8730. Commerzbank, HeidelbergCement und Infineon rücken um mehr als zwei Prozent vor, leichte Verluste verzeichnen nur die Deutsche Post und Fresenius.

Am Nachmittag rücken erneut einige US-Konjunkturdaten in den Vordergrund, auch wenn diese längst nicht so einen starken Einfluss auf die Märkte haben sollten wie die gestrige Fed-Sitzung. Um 14:30 werden wie immer am Donnerstag die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erwartet. In der Vorwoche sank die Zahl auf 292.000 und damit das niedrigste Niveau seit 2006. Allerdings meldeten zwei Bundesstaaten keine Zahlen, weil ihre Computersysteme umgestellt wurden. Zeitgleich kommt auch das Leistungsbilandefizit der USA über die Ticker, um 16:00 folgen noch die Verkäufe bestehender Häuser.

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

Comments are closed.

Werbung
Werbung banner ad
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch die weitere Nutzung der Seite www.chartanalysen-online.de stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.