Im Bann der Notenbanken

Themen des Tages: EZB prescht voran +++ negative Einlagezinsen und der Bumerangeffekt  +++ Fed könnte Verknüpfung anbieten+++

 

Es scheint fast so, also wollte EZB-Chef Mario Draghi gestern seinem Amtskollegen Ben Bernanke ein wenig die Show stehlen. Draghi verteidigte das vor einem Jahr angekündigte Staatsanleihen-Ankaufprogramm OMT für notleidende Euroländer und verwies auf die seitdem zu beobachtete Stabilisierung an den Bond-Märkten. Sorgen bereitet aber weiterhin die schwache Entwicklung der Konjunktur. Im Kampf gegen die Rezession könnte die EZB den Leitzins zwar erneut senken. Eine deutlichere Signalwirkung hätten aber die gestern von Draghi angesprochenen unkonventionellen Maßnahmen wie Strafzinsen für Bankeinlagen. Die Strafgebühr auf geparktes Geld bei der Zentralbank gilt als heißes Eisen. Aktuell liegt der entsprechende Einlagenzins bei null Prozent. Mit einer Absenkung in den negativen Bereich wagt sich die EZB auf dünnes Eis. Ziel wäre eigentlich, die Banken zu einer verstärkten Kreditvergabe zu bewegen. Doch die Maßnahme kann sich auch als Bumerang erweisen, wie das Beispiel in Dänemark zeigt. Dort schlugen die Banken die höheren Kosten auf die Kreditzinsen auf – genau das Gegenteil von dem, was eigentlich erreicht werden sollte. Immerhin spielt der EZB aktuell noch die Inflation in die Karten. Denn die Prognosen für die Teuerung in diesem Jahr liegt bei 1,4 Prozent. Die Zentralbanker haben somit genügend Handlungsspielraum, um erneut an der Zinsschraube zu drehen. Allerdings dürfte der Effekt in der Wirtschaft nahezu verpuffen.

Anders als die EZB hat die US-Notenbank Fed ein doppeltes Mandant: Preisstabilität und Vollbeschäftigung. Keinen leichte Aufgabe. Zuletzt haben sich die Diskussionen der Fed-Mitglieder über einen baldigen Ausstieg aus den quantitativen Maßnahmen intensiviert. Heute Abend kommt es zum Showdown, denn die Fed veröffentlicht nicht nur ihr Statement, sondern gewährt auf der anschließenden Pressekonferenz auch Einblick in ihre Projektionen für Wachstum, Beschäftigung und Inflation. Im Fokus steht zunächst die Frage, ob und wenn ja wann das monatliche Anleihekaufprogramm von 85 Mrd. Dollar reduziert wird. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise, dass die Fed ein Niedrigzinsversprechen gegenüber Anleihekäufen vorzieht. Ein ausgewogener Ansatz wäre daher nicht überraschend: Die Fed könnte am Abend eine Reduzierung der Käufe im Jahresverlauf signalisieren, wenn die Konjunktur dies zulässt. Die Experten der HSBC rechnen aber erst im Dezember mit geringeren monatlichen Käufen von 55-60 Mrd. Dollar. Zugleich dürfte eine zeitliche Ausweitung des Niedrigzinsversprechens für Beruhigung sorgen. Ob allerdings die Verknüpfung ausreicht, um die nervösen Märkte zu besänftigen, könnte auch von den FOMC-Projektionen (BIP, Arbeitslosenquote, Inflation und Kerninflation) abhängen. Der Aktienmarkt reagierte auf die letzten drei Fed-Sitzungen positiv, wie der Chart des S&P 500 seit Anfang 2012 zeigt.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Zum heutigen Handelstag:

Der DAX steht zu Beginn rund 0,6 Prozent tiefer bei 8180 Punkten. Erst mit der Fed-Pressekonferenz ist mit einer stark erhöhten Volatilität zu rechnen. Gemischte Signale kommen aus Asien. Während der japanische Aktienmarkt im Sog der US-Märkte wieder deutlich  um 1,8 Prozent nach oben klettert, sind es vor allem die Konjunktursorgen die den chinesischen Aktienmarkt ins Minus gleiten lassen. Hiermit setzt sich die jüngste Tendenz weiter fort, dass die Aktienmärkte in den aufstrebenden Schwellenländern unter einem Abzug von  Kapital leiden, dass in etablierten Aktienmärkten wie den USA, Japan oder Europa investiert wird. An den Devisenmärkten verteidigt der Euro seine jüngsten Gewinne und hält sich in Reichweite der 1,34er-Marka auf.

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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