By 12. August 2014 Read More →

Deutsche Bank, Nordex & Co – Kurz nach oben, dann nach Süden

1.000 Minuspunkte im DAX haben den Bullen erst einmal einen veritablen Schuss vor den Bug gesetzt. Und auch, wenn es nun erst einmal wieder eine Erholung geben dürfte: Das große Bild hat sich eindeutig zu Gunsten der Bären verändert.

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Newsletter hatte ich sie darauf vorbereitet, dass die Jubelstimmung an den Märkten kippen würde. Nun ist sie gekippt.

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Sehen wir erst einmal das Positive: Vom ersten Handelstag des Jahres an (Schlusskurs 02.01. bei 9.400) Punkten hatte sich der DAX sechs gegenläufige Kursschübe von jeweils über 500 Punkten geleistet. Um in derartigen trendlosen Zickzackphasen Erfolg zu haben, ist eine funktionierende Glaskugel Minimalvoraussetzung.

Mit dem Bruch des im Juni 2012 gestarteten Aufwärtstrendkanals und dem gleichzeitigen Abrutschen unter den 200 Tage-GD (im Wochenchart nicht eingezeichnet) sieht das anders aus. Und hat den Lesern von „private profits“ zuletzt beim DAX ein Plus von 59,64 Prozent beschert. Für beide Trades habe ich den Stopp nun ganz nah an den aktuellen Schlusskurs nachgezogen. Warum, das erkennen Sie im Chart der Vorseite: Der DAX hat nun die seit Dezember bestehende Unterstützung bei 9.000 Punkten angelaufen und (fast) auch die vom Oktobertief 2011 ausgehende Aufwärtstrendlinie. Das dürfte erst einmal eine Verschnaufpause bedeuten.

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Denn kurzfristig betrachtet, ist der DAX nach dem raschen 1.000 Punkte-Sturz (natürlich) eindeutig „überverkauft“. Im Chart zeigt sich das durch die rote und grüne Extreme des sgn. Rainbow-Oszillators. Damit gilt:

Der Abwärtsschub wird nun erst einmal eine Unterbrechung finden. Die zu erwartende Gegenbewegung nach oben dürfte aus heutiger Sicht bis 9.300/9.350 Punkte reichen, mehr würde überraschen. Für all diejenigen, die den schönen Schub nach unten verpasst haben, sollte es danach wieder spannend werden. Denn unterschreitet der DAX auf Schlusskursbasis die Marke von 8.900 und damit das bisherige Jahrestief, ist aus technischem Blickwinkel die Luft frei für den Angriff auf die nächste Tausendermarke bei 8.000 Punkten. Dort allerdings bekommen die Bären es mit einer ausgesprochen harten Unterstützungslinie zu bekommen.

MDAX: Mehr Dampf gibt‘s hier!

Sieht man sich die deutschen Aktienindizes an, ist unverkennbar, dass der MDAX seit Start der aktuellen Hausse im Frühjahr 2009 sozusagen in einer ganz anderen Liga mitgespielt hat.

Eine Outperformance dieser Art bedeutet aber immer auch, dass es bei einem Highflyer dieser Art mehr an Gewinnen zu sichern gibt. D. h.: Sollten die Märkte die jetzt eingeschlagene Abwärtsbewegung in Kürze fortsetzen, wird der Druck auf die Kurse im MDAX wahrscheinlich höher ausfallen als im DAX.

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Das nächste Kursziel des Mid Cap-Index liegt im negativen Fall bei rund 13.000 Punkten.

Baltic Dry: Wieder unten

Mittlerweile ist der Baltic Dry Frachtraten-Index für uns ja so etwas wie ein guter, alter Bekannter. Und alten Bekannten verzeiht man auch schon einmal einen Fehler.

Hier den, dass der Index natürlich etwas dadurch verzerrt wird, dass in Zeiten gut laufender Weltwirtschaft neue Schiffe und damit neue Transport-kapazitäten geschaffen werden, was dann auf die Preise drückt, wenn die Konjunktur ins Stottern gerät.

Am Gesamtbild ändert das allerdings nichts. Und dieses Gesamtbild zeigt, dass wir beim BDI bis zum Unterschreiten des Tiefs von 2008 keinen weiten Weg mehr vor uns haben.

Zinsen: Verfrühter Applaus

Mit Ablauf dieser Woche ist es also geschafft: Die von der Bundesbank ermittelte „Umlaufrendite“ hat mit 0,86 Prozent den tiefsten jemals erreichten Stand erreicht. D. h.:

Niemals zuvor konnte sich der Staat dermaßen „preiswert“ verschulden wie heute. Aber natürlich auch umgekehrt: Niemals zuvor gab es für solche Anleihen weniger Rendite als heute.

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Was dem Finanzminister also ein Lächeln aufs Gesicht zaubern dürfte, sollte Anlegern nicht nur wegen der miesen Verzinsung zu denken geben. Denn diese extrem niedrigen Zinssätze unterstreichen ja auch, wie weit sich die EZB nun aus dem Fenster gelehnt hat. Zu Beginn der durch das US-Hypothekendilemma eingeleiteten Finanzkrise hatten die Notenbanken noch reichlich Pfeile im Zinsköcher, um die Bären auf Abstand zur letzten Verteidigungslinie des Bullenmarktes zu halten.

Dieses Arsenal ist nun leer. Und wenn die Bären – und das ist nicht von der Hand zu weisen – jetzt tatsächlich erneut aus ihren Höhlen kommen, fehlt es den Währungshütern augenscheinlich am Arsenal, um ihnen Paroli zu bieten. Denn Negativzinsen etwa auf Staatsanleihen sind zwar denkbar, würden sich aber vermutlich als „kontraproduktiv“ für Staatsanleihen erweisen. Und die Hoffnung, dass beispielsweise eine Zinssenkung der EZB von 0,15 auf 0,00 Prozent irgendeine Wirkung haben könnte, dürften sich mittlerweile auch die Optimisten abgeschminkt haben.

Die Konjunkturzyklik, fatalerweise lange genug künstlich unterdrückt, meldet sich zurück. Und jetzt? Ich würde mich nicht wundern, wenn einige Notenbanker bald „überraschend“ das Handtuch werfen!

Zu guter Letzt: Im Irak haben die USA nun, im Wesentlichen begründet mit dem Schutz von im Land lebenden US-Bürgern, das „humanitäre Bombardement“ gegen den Vormarsch der Bewegung „Islamischer Staat“ aufgenommen, die ihren Terror vorwiegend mit Waffen aus US-Produktion vorträgt. Gut, dass Moskau nicht mit gleicher Argumentation Ähnliches in der Ukraine tut.

Nicht übersehen werden sollte aber auch, dass Washington die Notversorgung vor allem der in unwegigen Berggelände geflohenen Jesiden begonnen hat. Das erinnert ein wenig an die Westberlin anfliegenden „Rosinenbomber“, die zweifellos einen Hochpunkt der in der Geschichte der USA markierten und für die wir den Amerikanern auch heute noch Dank zollen.

ZUSAMMENFASSUNG:

Die Trendwende der Aktienmärkte befindet sich aus technischer Sicht nun in (fast) trockenen Tüchern. Und wir haben (endlich nach diesem bizarren ersten Halbjahr) gut daran verdient. Für die kommende Woche ist mit einer Gegenbewegung nach oben zu rechnen. Mit den in dieser Woche erreichten Tiefs stehen jetzt aber auch die Marken fest, unterhalb derer Späteinsteiger ihren Schnitt machen können.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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