By 11. August 2014 Read More →

Elfmeter für die Bullen – Commerzbank und Lufthansa in den Startlöchern

Der deutsche Aktienmarkt erreichte zum Ende der vergangenen Woche einen charttechnisch sehr wichtigen Bereich. Bisher hält die Zone, einige Indikatoren deuten nun sogar eine Erholung an. Schnäppchenjäger sollten aber wachsam bleiben, die Gefahren sind nicht zu unterschätzen.  

Normalerweise sind die Sommermonate an den Aktienmärkten eher langweilig, die Börsen pendeln Hin und Her, klare Trendbewegungen selten. In diesem Jahr scheinen hingegen einige „Marktgesetzte“ zumindest vorübergehend außer Kraft gesetzt zu sein, der DAX zeigt sich munter wie selten zuvor. Viele Marktteilnehmer hatten offenbar mit einer zähen Seitwärtsbewegung gerechnet und wurden von den deutlichen Verlusten der vergangenen Tagen überrascht. Wer im Urlaub weilt, musste reagieren, Stoppkurse anpassen oder realisierte seine Buchgewinne, was den Abwärtsdruck noch einmal verstärkte.

Bevor wir uns mit dem DAX beschäftigen, lohnt sich zunächst ein Blick auf die Wall Street. Hier gilt es zwei Signalgeber im Auge zu behalten. Der erste Chart zeigt die Anzahl der Aktien im S&P 500, die noch über ihrem 20-Tage-Durchschnitt notieren (grüne Linie). Das Barometer stellt eine Art Risikoindikator dar und liefert wertvolle Hinweise über das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis. Behaupten sich nur noch sehr wenige Aktien über ihrem kurzfristigen Gleitenden Durchschnitt, ist die Stimmung zwar schlecht, weitere Verluste sind aber statistisch eher unwahrscheinlich. Erfahrungsgemäß kommt es zu einer Erholungsbewegung, wenn nur noch fünf bis 20 Prozent (horizontale graue untere Linie) der Werte über ihrer Signallinie laufen. Ende der vergangenen Woche wurde dieses Niveau erreicht, ein Einstieg bietet sich daher mit Absicherung an.

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Ebenfalls bewährt hat sich in den vergangenen Monaten der 100-Tage-Durchschnitt im S&P 500. Seit über einem Jahr wurde jeder Rücksetzer an den Gleitenden Durchschnitt zum Positionsaufbau genutzt, zuletzt Mitte April (Chart). Auch jetzt zeichnet sich wieder ein ähnliches Verhalten der Akteure ab, am Freitag beendete der S&P den Handel mit deutlichen Gewinnen. Insgesamt kam es zum Wochenschluss zu einer marktbreiten Erholung. An der gut 3000 Werte umfassenden NYSE verzeichneten 74 Prozent der Papiere Aufschläge, das Aufwärtsvolumen lag bei 80 Prozent. Gekauft wurden auch wieder die risikoreicheren Nebenwerte sowie die Small Caps (S&P 400 und S&P 600). Das Ratio der Small- und Mid-Caps zieht gegenüber den Blue Chips im S&P 500 wieder an.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Erstmals seit Mitte März rutsche der deutsche Aktienmarkt zum Ende der vergangenen Woche unter die 9000er-Marke. Zeitweise notierte das Barometer auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2013. Auf Wochensicht ging es um 2,2 Prozent abwärts, im internationalen Vergleich ein überdurchschnittlicher Rücksetzer.

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Zumindest am Montag sind die Chancen für eine Erholung recht gut. Commerzbank und Lufthansa sowie FMC schieben den DAX vorbörslich an. Kurzfristig ist der Markt deutlich überverkauft. Nur noch FMC sowie K+S behaupten sich noch über ihrer 20-Tage-Linie, eine Extremquote im historischen Vergleich. Zudem steht der DAX aktuell rund fünf Prozent unter seiner 21-Tage-Linie. In den vergangenen Monaten kam es sehr häufig zu einer Gegenbewegung, wenn der Index sich zwischen 3,8 bis 5,8 Prozent nach unten von seiner Signallinie entfernte. Damit sinkt die Gefahr eines unmittelbar weiteren Rücksetzers bis in den Bereich um 8500.

Der Chart liefert einige gute Haltemarken. Beachtenswert ist besonders die horizontale Zone um 8900 / 9000, die auch zum Wochenschluss wie vermutet einige Schnäppchenjäger anlockte. Beste Voraussetzungen für eine kleine Bärenmarktrally, in der mutige Anleger auf der Long-Seite ihr Glück versuchen können. Wie weit die Erholung reichen wird, ist allerdings offen. Einige Widerstände lauern in unmittelbarer Umgebung. Im Bereich um 9150 / 9160 verlaufen eine horizontale Hürde, hier hätte der DAX zugleich rund 23 Prozent der Abwärtsbewegung wieder aufgeholt. Darüber sind weitere Barrieren um 9240 und 9320 zu beachten.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie aber auch hier den MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber wieder die Niveaus aus den Jahren 2000 und 2007 (rote Linie).

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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