By 12. August 2014 Read More →

DAX: Langfristiges Verkaufssignal wurde aktiviert

Nach den deutlichen Verlusten der vergangenen Woche meldeten sich wie erwartet am Montag einige Schnäppchenjäger zurück. Die Käufer können wieder durchatmen, mehr aber auch nicht. Denn die Erholung reicht nicht aus, um den Trend in Frage zu stellen.  

Der DAX bietet Tradern in der sonst eher ruhigen Sommerzeit nach wie vor beste Unterhaltung. Wie erwartet kam es zum Wochenauftakt zu einer technischen Gegenbewegung. Nach einer Eröffnungslücke baute der Markt die Gewinne bis zum Handelsschluss aus, auch Späteinsteiger konnten an der kleinen Rally verdienen. Allerdings stellt sich bereits hier die Frage, warum es überhaupt zu einer Erholung kam.

Technisch gesehen war der Aktienmarkt am Montag deutlich überverkauft. Einige Aktien notierten an wichtigen Unterstützungen, hier dürften vor allem charttechnisch motivierte Anleger ihr Glück versucht haben. Größere Volumen waren aber nicht zu beobachten, die Umsätze auf Xetra blieben mit 2,94 Mrd. Euro erneut unter der Schwelle von drei Mrd. Euro. Es drängt sich eher der Verdacht auf, dass die Zwischenerholung durch Eindeckungskäufe von Short-Anlegern verursacht wurde. Einige Profis setzten zuletzt auf fallende Kurse und realisierten am Montag ihre Buchgewinne, indem die leer verkauften Aktien eingekauft wurden. Dies befeuerte die Nachfrage und führte im Tagesverlauf zu sukzessive steigenden Kursen. Für dieses Szenario spricht auch die Performance-Rangliste der Einzelwerte. Weit oben in der Gewinnerliste waren vor allem Aktien zu finden, die in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich stark unter Druck standen (Lufthansa, BASF, Continental, Beiersdorf). Mittel- bis langfristige Positionen wurden aber recht wahrscheinlich nicht aufgebaut, dass Fundament der gestrigen Erholung erscheint bisher wenig überzeugend. Vor allem im eher selten beachteten Monatschart trüben sich die Aussichten für den DAX nun deutlich ein – s. Analyse weiter unten. Heute findet wieder ein charttechnisches Webinar statt – wie immer kostenlos. Hier können Sie sich gerne anmelden.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

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Ein einziger Tag reicht natürlich noch nicht aus, um den kurz- bis mittelfristigen Abwärtstrend zu beenden. Ganz im Gegenteil, bisher sahen wir nur eine Bärenmarktrally. Erst wenn heute sowie in den kommenden Tagen Anschlusskäufe einsetzen und der DAX verlorenes Terrain zurückerobert, bessern sich wieder die Aussichten. Dazu müsste der Markt aber mindestens über die Hürde um 9500 steigen. Hier verlaufen die 21- und 200-Tage-Linie, zudem hätte der DAX oberhalb dieser Marke gut die Hälfte der Korrektur wieder aufgeholt. Auf Basis von Fibonacci-Marken wäre die Korrektur sogar erst nördlich der 9600 formal als beendet anzusehen (61,8 Prozent-Niveau).

Zumindest heute dürften diese Kursregionen aber noch nicht auf die Agenda rücken. Schwache Widerstände lauern vorgelagert um 9320 und 9240. Halt bietet eine ebenfalls als wenig zuverlässig einzuschätzende Zone um 9150 / 9160. Sollte der DAX in die gestrige Aufwärtslücke bei 9090 zurückfallen, droht ein erneuter Anlauf an den wichtigen Bereich um 8900 / 9000.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Sorgen bereitet hingegen der MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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