DAX-Chartanalyse: VIX bei 12 kein Grund zur Panik

Auch am Donnerstag gab der DAX ein wenig nach, dazu gesellen sich schwächere Vorgaben von den Weltbörsen. Die Sorglosigkeit am Markt wäre eigentlich ein Warnsignal. Doch der Blick in den Rückspiegel liefert andere Erkenntnisse.  

Stunden- und Tagesanalyse:

Seit dem letzten Preistief von Mitte April kletterte der DAX um rund 800 Punkte. Eine ordentliche Strecke, Gewinnmitnahmen wären daher nicht überraschend, zumal auch endlich die 10.000er-Marke abgearbeitet wurde. Doch offenbar spekulieren investierte Anleger auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Auch kleinere Rückschläge werden zum Einstieg genutzt. Dieses Muster können wir bereits seit mehreren Monaten beobachten.

Gleiches gilt natürlich auch für die richtungsweisenden US-Börsen. In den vergangenen 20 Monaten lag die größte Differenz zwischen einem Hoch- und anschließenden Tiefpunkt im S&P 500 bei 5,76 Prozent. Im Sommer 2012 waren es immerhin 9,94 Prozent, die letzte prozentual zweistellige Korrektur liegt hingegen noch weiter zurück (Herbst 2011 mit minus 19,39 Prozent).

Bleiben Kursrückschläge aus, steigt natürlich im Gegenzug der Optimismus bei den Akteuren. Größere Sorgen, mit Long-Positionen auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, gibt es nicht mehr. Dazu reicht bereits ein Blick auf den VIX-Index, der die Volatilität des S&P angibt. Zuletzt notierte das Angstbarometer unter 12 Prozent. Allgemein werden tiefe Vola-Niveaus als Signal für eine bevorstehende Korrektur gewertet. Die Vergangenheit zeigt aber, dass dies nicht der Fall ist. HIER finden Sie einen Vergleich von VIX und S&P in den vergangenen 12 Jahren. Wesentlich anschaulicher ist eine Analyse von McCellan. Während die Bewegungshochpunkte in 2000 und 2007 ausgebildet wurden, notierte der VIX über 16. In den Monaten bzw. Jahren zuvor war die Vola hingegen deutlich tiefer, ohne das die Bären sich durchsetzen konnten. Gefahr besteht erst, wenn VIX UND S&P steigen.

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Auch am Donnerstag lieferte der DAX kaum neue, brauchbare Signale. Im sehr kurzfristigen Zeitfenster besteht ein enger Korridor zwischen 9920 bis 9970. Vorbörslich wird die Range bestätigt, Broker sehen die Eröffnung bei 9925.

Ein Bruch der 9920 könnte zu einem Test der Region um 9860 / 9870 führen. Hier liegt mit dem Juni-Tief und der steigenden 21-Tage-Linie eine wichtige Zone, die im Idealfall nicht mehr unterboten wird. Sollte der DAX dennoch weiter zurückfallen, steht ein Retest des Ausbruchsniveaus um 9700 / 9800 auf dem Agenda.

Oberhalb von 9920 ist der Weg bis 9980 und später das Rekordhoch 10.033 frei. Grundsätzlich weisen die Trends auf allen relevanten Zeitebenen aufwärts, die Wahrscheinlichkeit spielt daher den Käufern in die Karten. Allerdings erweckt die Lethargie der vergangenen Tage nicht gerade den Eindruck, dass die Nachfrageseite noch über größere Reserven verfügt. Der DAX dürfte daher eher seitwärts vor sich hin dümpeln.

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Wochenanalyse:

Kaufsignal im MACD könnte DAX mittelfristig beflügeln

Seit der letzten richtigen Korrektur im Sommer 2011 läuft der Deutsche Aktienmarkt in einem stabilen Aufwärtskanal, dessen obere und untere Extrembereiche in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach bestätigt wurden. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben.

Die rund sechs Monate anhaltende Seitwärtsbewegung verlief somit noch innerhalb des intakten Aufwärtstrends. Mit den jüngst ausgebildeten frischen Rekordhochs scheint die Schiebezone in Trendrichtung nach oben hin aufgelöst zu werden. Dabei stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Mittelfristig lässt der Kanal durchaus Luft bis über 10.600.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit 9500 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9260 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8950 / 9000 für Sicherheit.

Positiv zu interpretieren ist auch der MACD. Nach der Konsolidierung baute der trendfolgende Indikator seinen leicht überhitzten Zustand ab und lieferte kürzlich ein Einstiegssignal.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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