VW – Ausverkauf nach den Zahlen
Europas größter Autobauer präsentierte heute überraschend einige 2012er-Eckdaten. Mit dem Rekordgewinn von 21,9 Mrd. Euro könnten Anleger eigentlich sehr zufrieden sein, wenn da nicht der verhaltene Ausblick wäre. Die Aktie rauscht in den Keller. Sollte man jetzt schon einsteigen?
Die Fahrzeuge der Wolfsburger erfreuen sich größter Beliebtheit. Dass sieht man nicht nur auf den Straßen, sondern auch an der Bilanz. Im vergangenen Jahr wurde ein Rekordgewinn von 21,9 Mrd. Euro eingefahren, 38,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings gilt es dabei auch einen Sondereffekt zu berücksichtigen. Wie im Vorjahr profitierte der Konzern von höher bewerteten Anteilen und Optionen bei Porsche. Aber auch auf operativer Basis gibt es keinen Grund zur Kritik. Trotz der schwierigen Absatzbedingungen in Süd- und Westeuropa legte das Betriebsergebnis des Zwölf-Marken-Konzerns leicht von 11,3 auf 11,5 Mrd. Euro zu und lag damit leicht über der selbst ausgegebenen Messlatte. Weitere Aufstockungen beim Lkw-Bauer MAN und die Übernahme des restlichen Porsche-Sportwagengeschäfts sorgten beim Umsatz für einen Zuwachs von 159,3 auf 192,7 Mrd. Euro. Die endgültigen Zahlen will Volkswagen zur Bilanzvorlage am 14. März bekanntgeben.
Dennoch rauscht die Aktie am Nachmittag um 5,5 Prozent in den Keller und übernimmt damit bei den Blue Chips die rote Laterne in einem freundlichen Marktumfeld. Der Grund: Im neuen Jahr werden die Geschäfte offenbar nicht mehr so gut laufen. Beim operativen Gewinn peilt VW nur noch eine Stagnation an, dass EBIT wird auf dem 2012er-Niveau erwartet. Wenig Begeisterung löst auch der Dividendenvorschlag aus. Für 2012 will VW 3,50 Euro je Stammaktie und 3,56 Euro je Vorzugsaktien zahlen.
Charttechnisch hatte ich bereist gestern (Daimler, VW und BMW im Chart-Check) auf die kritische Lage bei den Automobilwerten und damit auch VW hingewiesen. Der heute Rücksetzer fällt in seiner Dynamik dennoch überraschend aus. Sowohl der Aufwärtskanal als auch die 55-Tage-Linie und die Marke bei 170 Euro wurden durchbrochen. Ein trendbestätigender Retest des Ausbruchsniveaus bei 150 Euro erscheint zunehmend wahrscheinlich.

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