Deutsche Telekom – aus dem Dornröschenschlaf erwacht?
Es grenzt schon fast an ein kleines Börsenwunder: Seit einigen Tagen überrascht die Aktie der Deutschen Telekom mit positiven technischen Signalen. Chancen, Handelsmarken und Anlagealternativen im Check.
Wohl nur wenige Telekom-Aktionäre hätten damit gerechnet, dass an der Börse in diesem Jahr noch mehr als zehn Euro für einen Anteilsschein der Bonner bezahlt werden. Die Skepsis war durchaus berechtigt, scheiterte der Kurs doch seit Mitte 2011 und somit seit mehr als zwei Jahren an der psychologisch wie charttechnisch wichtigen Marke. Die Notiz pendelte lange Zeit in einer Spanne seitwärts, wobei sich auf der Unterseite ab Kursen von 7,70 Euro bis acht Euro zuletzt immer Kaufinteresse zeigte.
Rein fundamentale Gründe für den Ausbruch sind eher Mangelware. Positiv fällt sicher ins Gewicht, dass es bei T-Mobil USA nach langer Zeit nun offenbar aufwärts geht. Vor allem die Fusion mit MetroPCS scheint Früchte zu tragen, im ersten Halbjahr gab es keinen Kundenschwund sondern einen Zuwachs. Triebfeder für den jüngsten Kursschwung ist auch das rege Interesse am Internetgeschäft der Deutschen Telekom (Scout Gruppe). Experten taxieren den Marktwert der sechs Marktplätze der Scout-Gruppe (TravelScout24, ImmobilienScout24, FriendScout24, AutoScout24, FinanceScout24 und JobScout24) auf rund 1,6 bis zwei Mrd. Euro. Eine nette Summe, bei der aber nicht vergessen werden darf, dass die Telekom mit gut 41 Mrd. Euro noch recht hohe Netto-Finanzverbindlichkeiten aufweist. Negativ ist die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone zu werten, der Telekom droht hier verstärkte Konkurrenz im Breitband-und Festnetzgeschäft.
Zum Chart:
Bevor wir uns den mittel- und langfristigen Telekom-Chart vorknöpfen, ein rascher Blick auf die Branche. Abgebildet sehen Sie den Stoxx Europe 600 Telecom-Index. Grob sehen wir hier einen ähnlichen Kursverlauf wie beim DAX-Wert: Bis vor wenigen Tagen war um 250 Punkte der Deckel drauf, während auf der Südseite steigende Bewegungshoch auf zunehmendes Kaufinteresse deuten. Mit dem Ausbruch auf der Oberseite wurde ein aufsteigendes Dreieck abgeschlossen, allerdings mahnt das schwache Umsatzvolumen der vergangenen Tage zur Vorsicht. Solange der Index aber nicht unter 245 Punkte zurückfällt, bleibt der Blick aufwärts gerichtet, ein möglicher Retest der 250er-Marke muss einkalkuliert werden. Rechnerischer Zielbereich aus der Formation: 313 Punkte. Zwischenfazit: Der Branchenindex bestätigt die positive Entwicklung der Telekom-Aktie.

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Charttechnik – Ausgangslage
Ein erstes Ausrufezeichen lieferte die Telekom mit dem im Frühjahr erfolgten Sprung über den seit Anfang 2008 bestehenden Abwärtstrend. Allerdings freuten sich die Bullen zu früh, bei zehn Euro prallte der Kurs wieder dynamisch nach unten und fiel auch wieder unter die Trendlinie. Erst der zweite Anlauf Anfang August verlief erfolgreicher. Der Anstieg über die gleitenden Durchschnitte spielt keine Rolle, denn übergeordnet lief die Aktie in einem Seitwärtsmarkt – Schnittpunkte ergeben sich somit zwangsläufig. Wesentlich wichtiger war hingegen der zuletzt erfolgte Ausbruch über die Barriere um zehn Euro. Der Tageschart zeigt eine lange weiße Kerze, die bei einer deutlichen Zunahme des Handelsvolumen ausgebildet wurde (Volumen auf Xetra am 20. Sept. 389 Mio. Euro, Durchschnitt 3 Monate: 117 Mio. Euro).

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Charttechnik – Prognose
Vor allem die Umsätze aber auch die seitdem erfolgten Anschlusskäufe sprechen für einen nachhaltigen Ausbruch. Zwei Szenarien sind nun denkbar: Entweder bleiben die Käufer am Ball und die Aktie zieht weiter aufwärts, wobei eine Korrektur angesichts der kurzfristig überkauften Lage nur eine Frage der Zeit ist. Allerdings kann dieser Zustand durchaus länger anhalten und eignet sich daher nur bedingt zu Timing-Zwecken. Zielbereich auf der Oberseite ist eine eher schwache Barriere bei 10,90 Euro, darüber lockt das 2011er-Jahreshoch bei knapp 11,40 Euro. Positiv stimmt die deutliche Abnahme der Markttiefe oberhalb von 10,50 Euro, die eine weitere Aufwärtsbewegung begünstigt. Ebenfalls möglich und letztlich bullisch zu werten wäre ein Retest der Ausbruchsmarke bei zehn Euro. Anleger, die den Impuls verpassten, bietet sich dann eine erneute Einstiegschance. Erst wenn die Aktie per Tages- und oder Wochenschluss unter 9,80 Euro zurückfällt, wäre ein Fehlausbruch komplettiert.
Im langfristigen Wochenchart ist die jüngste Aufwärtsbewegung bisher nur schwach zu erkennen. Unterstellt man eine weiterhin freundliche Entwicklung, liegt eine wichtige Barriere bei zwölf Euro, ausgehend aus der Höhe der letzten Schiebezone errechnet sich sogar Potenzial bis 13 Euro. Die massive Unterstützung zwischen 7,70 bis acht Euro spielt derzeit natürlich keine Rolle. Ein langfristiges Verkaufssignal zeichnet sich nicht ab.

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Fazit: Die Telekom-Aktie bietet aktuell sowohl für kurzfristige Trader im Swing- und Positionsbereich (hohes Momentum) als auch mittel/langfristig eine interessante Konstellation. Erste Positionen eröffnen mit Absicherung um 9,40 Euro nach wie vor ein vertretbares Chance-Risiko-Profil. Kommt die Aktie noch einmal zurück, bietet sich um zehn Euro eine Aufstockung an.
Alternative Anlageideen
Eine Überlegung wert sind Capped-Call-Optionsscheine mit einem Basispreis bei neun Euro und einem Cap bei zehn Euro. Die BNP Paribas bietet unter der WKN BP2GW7 einen Schein mit Laufzeit bis Mitte Juni 2014 an. Der Break-even liegt aktuell bei 9,72 Euro, die maximale Rendite bei 39% oder 56% p.a. Aggressiver und wegen der kurzfristig etwas überhitzten Lage auch recht risikoreich sind natürlich Knock Out Bull-Papiere. Sollte die Aktie aber den Ausbruch bestätigen, bietet sich auch der gehebelte Einstieg an. Einen Schein mit engen Spread von 1,2 Prozent bietet die Vontobel (WKN: VZ04MV). Knock Out und Basispreis liegen bei neun Euro und somit knapp 15 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Kursveränderungen der Aktie werden aktuell mit Faktor 6,4 gehebelt, die Laufzeit endet im März 2014.