Stillstand – für längstens zwei Wochen
Themen des Tages: Politik rückt in den Vordergrund +++ 800.000 Staatsangestellte sind im Zwangsurlaub +++ Mitte Oktober fallen die Würfel +++ DAX legt dennoch zu
Nach der letzten Fed-Zinssitzung hätte man eigentlich davon ausgehen können, dass nun wieder verstärkt Konjunkturdaten Beachtung finden und die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten vorgeben. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Politische Entscheidungen übernehmen aktuell wieder klar die Oberhand, und es gibt reichlich Unsicherheitsfaktoren. Die zähe Regierungsbildung in Berlin rückt schon fast in den Hintergrund, könnte aber durchaus in ein paar Wochen verstärkt auf der Agenda stehen und den Euro belasten. Bis dahin richtet sich der Fokus auf Italien und die USA.
Anders als erwartet haben sich Demokraten und Republikaner doch nicht auf einen neuen Haushalt einigen können. Der Budgetstreit hängt nun wie ein Damoklesschwert über dem Start ins vierte Quartal. Je länger die Hängepartie andauert, desto größer werden die negativen Auswirkungen auf Stimmungsindikatoren und später auch die reale Wirtschaft sein. Alle nicht notwendigen Teile der Bundesverwaltung sind ab heute lahmgelegt, viele Behörde, darunter auch die Börsenaufsicht, schalten auf Minimalbetrieb. Von daher wird es auch spannend sein, ob die anstehenden Konjunkturdaten überhaupt planmäßig veröffentlicht werden. Für heute 16 Uhr ist der vielbeachtete ISM-Index angesetzt, wesentlich mehr Beachtung findet natürlich der US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag. Es wäre aber nicht überraschend, wenn die Daten früher, nur teilweise oder erst in der kommenden Woche übermittelt werden. Die Unsicherheit nimmt somit zu, dennoch bleibt der Markt erstaunlich gelassen. So verzeichnete der Euro in der Nacht nur leichte Zugewinne gegenüber dem Dollar, der Stundenchart EUR/USD zeigt die jüngste Entwicklung.
Wichtiger als der neue Haushaltsentwurf wird aber die für spätestens Mitte Oktober terminierte Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze. Ein Zahlungsausfall der USA hätte natürlich wesentlich größere Auswirkungen als die zeitweise Beurlaubung von 800.000 Staatsangestellten. Auch bei den Schuldenobergrenze machen die Republikaner ihre Zustimmung davon abhängig, dass Obama seine Gesundheitsreform (die heute in Kraft tritt) wieder zurücknimmt. Die Fed wird diese Entwicklung genau beobachten und dürfte wohl derzeit froh sein, auf der letzten Sitzung doch keine Reduktion der monatlichen Aufkäufe beschlossen zu haben.
Zum heutigen Handelstag
Bereits in Tokio zeigten sich die Anleger wenig beeindruckt von den Nachrichten aus den USA, der Nikkei schloss mit Aufschlägen. Auch der DAX holt den gestrigen Rückschlag wieder auf, steht kurz nach Handelsbeginn bei 8630. BMW, Lufthansa und Continental legen deutlich zu, Henkel und Beiersdorf sind am Indexende zu finden. Bei den Rohstoffen bleibt Öl unter Druck, während Gold und Silber profitieren.
Bis zur Eröffnung an der Wall Street wird sich wohl kaum ein neuer Impuls beim DAX ausbilden. Vielleicht sorgt der ISM-Index um 16 Uhr – wenn die Zahlen veröffentlicht werden – für Belebung. Im August war er von 55,4 auf 55,7 Punkte geklettert – das war das höchste Niveau seit Juni 2011. Werte oberhalb der 50er-Marke deuten Wachstum an. Positiv zu werten war die Komponente mit den Auftragseingängen, die von 58,3 auf 63,2 Punkte hochgeschossen war. Allerdings stieg auch die Preiskomponente deutlich von 49 auf 54 Punkte. Im Gesamtindex wird nach dem starken Anstieg im August nun eine Beruhigung auf 55,3 erwartet.
Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal
Wie immer ein sehr informativer Beitrag. Vielen Dank und weiter so! Noch eine kleine Korrektur: Die REPUBLIKANER machen ihre zustimmung von der Rücknahme der Gesundheitsreform abhängig, nicht die Demokraten.
Hallo Herr Müller,
besten Dank für den Hinweis, werde ich sofort ändern.