By 24. Juli 2015 Read More →

Sind wir Investoren zu optimistisch?

Nur von außen betrachtet zeigt sich vor allem der DAX wieder in blendender Verfassung. Aber auf Basis der Analyse des gleichgewichteten und des inneren Marktes wird deutlich, dass sich die Bullen nicht zu sicher sein sollten. Große Beachtung verdient aber natürlich auch das Blutbad bei den Minenwerten und Rohstoffen.

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

wieder liegen spannende Handelstage hinter uns. Diese waren ganz nach meinem Geschmack, da sich allmählich der Zustand der „politischen Börse“ deutlich verringert. Es soll bereits vollständige Nachrichtensendungen gegeben haben, in denen Griechenland noch nicht einmal erwähnt wurde. Da dieses Thema ohnehin ganz von alleine wieder in die Medien zurückkehren wird, sollten wir uns heute anderen Themen widmen – zum Beispiel dem rasanten Verfall des Goldpreises und der Minenaktien.

Sehr spannend verläuft auch die aktuelle Berichtssaison, in der die Unternehmen bisher mehrheitlich den Erwartungen gerecht wurden und die Investoren daher sehr kritisch den Ausblick auf den zukünftigen Geschäftsverlauf verfolgten. Dabei wird deutlich, dass die US- Unternehmen tendenziell besser mit dem festen Dollar zu Recht kommen als erwartet, und die europäischen Exporteure ordentlichen Rückenwind durch den schwachen Euro erfahren. Von Sondereinflüssen wie bei Microsoft, Boeing und Apple einmal abgesehen.

Vor allem charttechnisch wird es jetzt an den wichtigsten Börsen der Welt sehr spannend, nachdem sich die ganze Aufregung rund um Griechenland verflüchtigt und die Märkte sich deutlich von ihren Tiefpunkten abgesetzt haben. Nun muss das Bullenlager nämlich liefern und zeigen, ob es in der Lage ist die bisherigen Hochs zu knacken.

Sind die Anleger zu optimistisch?

Obwohl ich bekanntlich ein optimistischer Rheinländer bin, werde ich Ihnen hier einige Charts zeigen, die darauf deuten, dass die Würfel noch längst nicht im Sinne der Investoren gefallen sind. Relativ deutlich zeigt sich z.B. beim Blick auf den gleichgewichteten S & P 500 Index, dass wir uns seit Monaten in einer Seitwärtsspanne befinden – mit zunehmend schwächerer Tendenz.

Wie Sie sich vielleicht erinnern, ist in dieser Einstellung jeder im S & P 500 Index enthaltene Wert gleich wichtig. Dadurch wird vermieden, dass einige wenige große und schwere Unternehmen wie Apple und Exxon den gesamten Index manipulieren. Vielmehr gilt hier das Motto: „ein Mann – eine Stimme“. Auf diese Weise erhalten Sie also einen viel besseren Eindruck vom breiten Aktienmarkt und erkennen rechtzeitig, ob der Markt eher steigende oder fallende Notierungen unterstützt. Ähnlich wie bei der Philosophie des inneren Marktes ist die Idee hierbei, dass wenn der Markt fällt, davon etwa 85 % aller Werte betroffen sind – und umgekehrt.

Seit dem lokalen Hoch des vergangenen Septembers laufen die Kurse per Saldo seitwärts. Der große Hype um das Anleihekaufprogramm in Europa ließ die US-Aktien praktisch unberührt. Dies ist für mich übrigens auch ein (Warn) Zeichen, dass die US-Anleger in Europa überinvestiert sind und auch zukünftig immer wieder blitzschnelle Kapitalabflüsse drohen – wie jüngst erst erlebt.

Der gleichgewichtete Indikator ist kritisch zu beobachten, da hier im Gegensatz zum herkömmlichen S & P 500 Index kein neues Hoch mehr markiert wurde. Ganz im Gegenteil notiert der Index sogar unter seiner leicht fallenden 50- Tage- Linie und ist förmlich zwischen dieser und der wichtigen 200- Tage- Linie eingeklemmt. Wir befinden uns demnach in der Mitte des „Niemands- Landes“ zwischen 3.150 und 3.350 Punkten. Für besonnene Anleger gibt es bis auf weiteres keinen zwingenden Grund, in den USA in die Breite des Aktienmarktes zu investieren. Da die weltweiten Märkte sehr stark mit dem US- Aktienmarkt korreliert sind, ist dies natürlich keine gute Perspektive für die vor uns liegenden traditionell schwierigen Sommer- und Herbstmonate. Es schadet also nicht, einen Fuß über der Bremse zu halten und die Stoppkurse zu beachten.

DAX: bisher eine gesunde Korrektur

Ganz anders und viel dynamischer präsentiert sich uns Investoren der P & F Chart des DAX – obwohl freilich die deutschen Aktien nach der Korrektur der vergangenen Wochen noch viel weiter unterhalb ihres bisherigen Hochs notieren als die US-Indizes. Sehr gut erkennen Sie im ruhigen P & F Chart die in der Umgebung der 200-Tage-Linie einsetzende Nachfrage in Form der dynamischen X-Achse. Gleich im ersten Anlauf wurde die negative Widerstandslinie von unten überrannt – wirklich ein beeindruckender Impuls, der auf großes Kaufinteresse deutet.

Ein starkes Zeichen ist auch die Tatsache, dass der vermeintlich starke Widerstand am Zwischenhoch bei etwa 11.600 geknackt wurde. Insofern ist die aktuelle Konsolidierung nicht mehr als ein gesundes Ausatmen der Kurse und völlig normal. Aus Sicht der P & F Technik wirklich kein Grund sich Sorgen zu machen. Wichtig wäre es nun, wenn die Bullen die Oberseite der neuen Widerstandsgerade verteidigen könnten, also das Niveau von 11.300 bis 11.350 Punkten. So lange wir uns trotz des derzeitigen Störfeuers der durchwachsenden Quartalsergebnisse der US-Wachstumswerte oberhalb der Widerstandslinie halten, besteht kein Anlass sich größere Sorgen zu machen. Entsprechend bleibt das Hoch bei knapp 12.400 keine Illusion, sondern das übergeordnete und realistische Ziel der Anleger. Zumindest wenn man nur von „außen“ auf die Indizes blickt, etwas zurückhaltender stimmt mich der Blick auf den inneren Markt.

Der innere Markt zeigt auf das Bärenlager

Ähnlich wie der oben gezeigte gleichgewichtete Index des S & P 500 kann mich leider auch der wichtigste Risikoindikator des inneren Marktes nicht überzeugen – jedenfalls nicht übergeordnet.

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der im S & P 500 Index gehandelten Aktien, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik handeln. Wie Sie im rechten Bereich sehen, handelt der Indikator nach wie vor in einer negativen 0-Spalte. Demnach sind die Verkäufer im Vorteil und der Markt wird vom Angebot gelenkt. Große Investoren ziehen tendenziell Kapital ab.

Insgesamt notieren mit 55 % nur etwas mehr als die Hälfte aller im Index enthaltenen Werte auf einem Kaufsignal und damit oberhalb einer sehr wichtigen Unterstützung. Interessant ist auch, dass wir uns trotz der Erholung des äußeren Marktes aus Sicht des inneren Marktes nach wie vor auf einem Verkaufssignal befinden. Die innere Struktur des Marktes hat sich während der vergangenen positiven Tendenz kaum verbessert. Es scheint so, als würden einige sehr große und schwere Aktien den Markt oben halten, während in der Breite und unterhalb der Oberfläche sich das technische Bild verschlechtert. Auch dies ist ein wichtiges Anzeichen dafür, skeptisch zu bleiben und nicht bedingungslos und ohne Absicherung auf die Long- Seite zu wechseln. Es schadet nicht, mit relativ engen Stopps zu arbeiten und eine Absicherung zu halten.

Gold- und Silber Aktien kommen unter die Räder

Die charttechnische Konstellation im Minensektor HUI stellt ein veritables Gemetzel dar. Ein derartiger Abwärtstrend innerhalb eines ansonsten recht positiven Umfeldes für Aktien erlebt man nicht alle Tage. Die Gründe für den Ausverkauf der Edelmetalle und den entsprechenden Aktien sind nicht einfach auszumachen. Es scheint mir aber so, als hätte Gold seine Funktion als sicherer Hafen verloren. Denn an aktuellen Krisen mangelt es derzeit leider nicht in der Welt.

Ausgelöst wurde der Kursrutsch wahrscheinlich durch die Turbulenzen an den chinesischen Märkten, bzw. dem Bedarf an Liquidität der dortigen Anleger. Auch die tendenziell steigenden Zinsen sind natürlich Gift für Gold, da dieses keine Zinsen einbringt und außerdem Lagerkosten verursacht.

So einen Absturz sieht man wirklich nicht jeden Tag. Sehr deutlich zeigt Ihnen der P & F Chart, wie die wichtige Unterstützung im Index der wichtigsten Edelmetallminen der Welt bei etwa 150 quasi pulverisiert wurde. Das wichtige Tief der Finanzkrise aus dem Herbst 2008 wurde dadurch deutlich unterschritten und der Weg für weitere Kursverluste geebnet. Welcher der ewig optimistischen Goldbullen der vergangenen Jahre hätte dies erwartet? Obwohl ein vorübergehender Einstieg angesichts des sehr negativen Sentiments und unter dem Aspekt „Mean Reversion“ reizt, sollte man angesichts der Dynamik und des „Punchs“ der Bären in diesem Sektor große Vorsicht walten lassen.

Bitte beachten Sie auch meinen Gratis-Newsletter und mein Gratis E-Book zum inneren Markt. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Investments und verbleibe mit sommerlichen Grüßen

Ihr Klaus Buhl

Posted in: Gastbeiträge

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

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