Siemens scheitert knapp unter dem Gipfel – die Aussichten für 2014
Mit rund 15 Prozent Kursgewinn seit Jahresanfang ist die Siemens-Aktie im DAX Performance-Ranking 2013 nur im Mittelfeld zu finden. Erst seit Anfang September scheinen Investoren von den Zukunftsperspektiven etwas überzeugter zu sein. Euphorie ist aber fehl am Platz.
Vorstandschef Joe Kaeser hat für das Geschäftsjahr 2013/2014 vorgegeben, den Gewinn je Aktie um 15 Prozent auf mindestens 5,84 Euro zu steigern. Damit einhergehen soll auch eine anziehende operative Marge, angepeilt werden nach bisher 7,5 Prozent rund zwei bis drei Prozentpunkte mehr. Nicht sehr ambitioniert, schließlich erreichte die bereinigte Marge bereits im vergangenen Geschäftsjahr knapp die untere Kante der Prognose-Spanne. Als Triebfeder für den Aktienkurs erwies sich zuletzt das angekündigte Aktienrückkaufprogramm. Der Konzern will in den kommenden zwei Jahren Anteilsscheine im Wert von bis zu vier Mrd. Euro einsammeln.
Der erste Chart zeigt die Relative Performance der Aktie gegenüber dem DAX seit Jahresbeginn. Deutlich zu erkennen ist die schlechtere Kursentwicklung vor allem in den ersten sechs Monaten. Während der Deutsche Leitindex bereits im Mai ein neues Bewegungsjoch ausbildete, nahm die Siemens-Aktie an der freundlichen Gesamtmarktentwicklung kaum teil. Erst mit der stärkeren Aufwärtsdynamik beim DAX ab Anfang September legten auch die Papiere des Mischkonzerns in der Gunst der Anleger zu. Allerdings hielt die gute Stimmung nur kurz an, die Aktie stieg in den vergangenen zwei Monaten ähnlich stark wie der DAX, entsprechend verläuft die Relative Stärke-Linie nur noch seitwärts.
Im Tageschart kann das Kursgeschehen seit Sommer 2012 in einem Aufwärtskanal zusammengefasst werden. Phasen einer Konsolidierung wechseln sich dabei mit dynamischen Kurssprüngen ab. Der letzte Ausbruch erfolgte wie beschrieben Anfang September, im Chart spielte das Ausbruchsniveau um 85 Euro die entscheidende Trigger-Marke. Bis Ende November kletterte der Kurs auf rund 98 Euro, dreistellige Kurse verfehlte die Aktie wie bereits 2011 nur denkbar knapp.
Aktuell läuft wie am Gesamtmarkt eine Konsolidierung. Die Relative Stärke über die vergangenen vier Wochen hat bereits deutlich nachgelassen, die kurzfristige 21-Tage-Linie ist in eine fallende Tendenz übergegangen. Bisher konsolidierte die Aktie rund 23 Prozent der Rally ausgehend von 80 Euro. Eine gesunde Korrektur, und zugleich eine gute Basis für eine Fortsetzung der übergeordnet noch intakten Aufwärtsbewegung. Spätestens bei einem Rücksetzer von 50 Prozent bis an das alte Jahreshoch bei 88 Euro sollten die Käufer wieder das Ruder übernehmen, um die kurzfristige Aufwärtsfantasie zu bestätigen. Fällt auch diese Marke, sind dennoch keine größeren Kursrückschläge zu erwarten, denn bereits um 85 Euro liegt ein als sehr zuverlässig erscheinender Halbereich. Neben einer horizontalen Unterstützung sorgen die 200-Tage-Linie sowie die untere Kanalgrenze für Sicherheit.
Für ein prozyklisches Kaufsignal muss die Aktie hingegen einige Hürden überwinden. Im Fokus steht dabei der Bereich um 100 Euro. Neben der aus den Hochpunkten von 2011 abgeleiteten waagerechten Barriere bei 98 / 99 Euro bremst auch der seit 2000 bestehende langfristige Abwärtstrend die Avancen der Bullen aus. Zudem verläuft nur knapp über der runden Schwelle die obere Begrenzung des Trendkanals. Eine Trendbeschleunigung mit Ausbruch über 105 Euro ist eher unwahrscheinlich.
Nicht nur der Abstand zur 200-Tage-Linie von derzeit 18 Prozent liegt auf einem erhöhten Niveau. Auch die auf Wochenbasis berechneten Indikatoren deuten eher auf eine erneute Konsolidierungsbewegung. So verläuft der MACD inzwischen auf einem Niveau, von dem aus in den vergangenen Jahren mehrfach eine Top-Bildung ausging (rote Linie). Auch der deutlich überkaufte Zustand im DSS Bressert spricht eher gegen eine Rallyfortsetzung. Das 2007 erreichte Hoch um 110 Euro erscheint daher zumindest für die erste Jahreshälfte 2014 eher nicht in Reichweite.