RWE – wer behält Recht, Goldman Sachs oder Citigroup?

Die Performance-Rangliste der DAX-Aktien seit Jahresbeginn bietet so manche Überraschungen. Dazu zählen RWE und E.ON, die unter den ersten sechs Plätzen zu finden sind. Auch Analysten haben offenbar Schwierigkeiten, einen fairen Wert zu finden.

Es ist schon fast egal, welche Indikatoren man verwendet, die US-Aktienmärkte sind deutlich überhitzt. Sowohl die Anzahl der Aktien über der 50- und 200-Tage-Linie als auch das Verhältnis von steigenden und fallenden Volumen sprechen eine deutliche Sprache. Warnhinweise gibt es genügend, die Volatilität ist auf dem niedrigsten Niveau seit 10 Jahren. Eigentlich ein klassischer Vorbote für eine größere Korrektur, doch hier lohnt es sich genauer hinzuschauen. Wie auch bei RWE, E.ON, Adidas, Infineon und Lufthansa.

Beispiel RWE: Am Dienstag erhöhte Goldman Sachs das Kursziel auf 36 Euro, wenige Stunden später bestätigte die Citigroup ihr „Sell“-Rating mit Ziel 24,80 Euro. Was denn nun, kaufen oder verkaufen? Nicht nur bei einer solchen Ausgangslage hilft es, sich selbst mit den wichtigsten Fakten auseinander zu setzen. Boersengefluester kalkuliert bei RWE im laufenden Jahr mit einem Ergebnis je Aktie von 2,40 Euro, in 2015 dürften 2,30 Euro hängen bleiben. Nach den jüngsten Gewinnen liegt das KGV bei 13,8 und somit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre von 12,9. Hingegen ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis von zwei deutlich unter dem langjährigen Wert von 2,7 anzusiedeln. Da sich aber auch das Umfeld aufgrund regulatorischer Vorschriften stark verändert hat, sind die historischen Daten mit Vorsicht zu berücksichtigen.

…und charttechnische Ausgangslage

Ähnlich ist die Lage bei E.ON. Die Papiere der Düsseldorfer rangieren mit einem 2015er-KGV von 15 leicht über dem 10 Jahres-Durchschnitt von 14,5. Punkten kann der Wert aber in der zweiten Disziplin. Mit Kursen von knapp 15 Euro notiert die Aktie etwas unter ihrem Buchwert (KBV: 0,93) und zugleich auch deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 1,4. Auch mit Blick auf die erwartete Ausschüttung für 2014 hat E.ON die Nase vorn. Trotz der drastischen Kürzungen bietet die Aktie eine Verzinsung von 4 Prozent, RWE kommt auf ebenfalls überdurchschnittliche 3,8 Prozent. Charttechnisch haben beide Werte eine Bodenbildung abgeschlossen.

Gold – neuer vergeblicher Versuch der Bullen?

Die Charts liefern gute Handelsmarken für attraktive Chance-Risiko-Verhältnisse. Wer noch etwas mutiger agieren möchte, sollte neben Brent-Öl, Gold und Silber einige Minenaktien im Blick behalten. Mit dem größten prozentualen Tagesgewinn seit Mitte Oktober reagierte Gold sehr deutlich auf die jüngsten Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen. Wer angesichts der steigenden Inflationszahlen auf etwas restriktivere Töne spekuliert hatte, wurde auf dem falschen Fuß erwischt und musste seine Leer-Positionen schnell eindecken. Trotz des Anstiegs über 1300 Dollar je Feinunze bleibt das allgemeine Umfeld für das Edelmetall durchwachsen. Bei der physischen Gold-Nachfrage gibt inzwischen Asien den Tarif vor. Bereits im ersten Quartal fiel die Nachfrage enttäuschend aus, im April setze sich die schwache Tendenz der Netto-Goldimporte Chinas fort. Bleibt der Trend auch im Mai bestehen, ruhen die Hoffnungen auf Indien. Die erwartete Lockerung der Importrestriktionen könnte die rückläufige Nachfrage aus China zumindest abfedern. Rückenwind erfährt Gold durch eine ab Mitte Juni wieder positive Saisonalität. In den vergangenen 30 Jahren zeigte das gelbe Edelmetall zwischen Anfang Juli bis Oktober die stärkste Phase. Außerdem profitiert Gold von den wieder verstärkten geopolitischen Spannungen.

Zudem spielt die Entwicklung der Realzinsen der Feinunze verstärkt in die Karten. Während 10-jährige US-Anleihen bereits seit Monaten um 2,65 Prozent pendeln, kletterte die US-Inflationsrate ausgehend von 1,1 Prozent im Februar auf 2,1 Prozent im Mai. Die fallenden Realzinsen lassen Gold attraktiver erscheinen. Bisher reicht das sich leicht aufhellende Umfeld aber noch nicht aus, um den Preis für die Feinunze über den seit Ende 2012 bestehenden Abwärtstrend zu hieven.

Genügend Stoff somit für ein spannendes Chart-Webinar. Die gestrige Aufzeichnung mit vielen Charts und Analysen können Sie sich noch einmal anschauen mit einem Klick auf das Bild. Das nächste Webinar findet am 8. Juli statt, Anmeldung gerne hier.

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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