Exotischer Index warnt vor Korrektur – Gefahr für Deutsche Bank, Apple & Co.

Der Dow Jones notiert nur knapp unter seinem frischen Rekordhoch. Auch der marktbreite S&P 500 steht in Schlagweite von seinem bisherigen Allzeithoch sowie der runden Schwelle von 2000 Zählern. Hört sich zunächst gut an, doch es lohnt sich wie immer auch abseits der vielbeachteten Indizes und somit über den Tellerrand zu schauen.

Dazu bietet sich für die Wall Street der Russell 2000 ein. Ähnlich wie die deutschen Nebenwerte verzeichnete auch der US-Small-Cap-Index in 2013 eine rasante Rally. So weit, so schlecht. Denn die Gewinnentwicklung der Unternehmen verlief nicht ganz so dynamisch. Zuletzt warnte sogar Fed-Chefin Janet Yellen vor historisch hohen Bewertungen bei den Small Caps, Biotech- und Social Media-Werten. Zu Recht, denn das KGV des Russell 2000 auf Basis der Gewinne der vergangenen 12 Monaten liegt bei 83, verglichen mit einem Faktor von 59 im Vorjahr. Auch beim S&P liegt die Kennzahl mit 19,4 auf einem erhöhten Niveau, der Vorjahreswert von 18,4 deutet aber eine gesündere Entwicklung an.

 

Fundament bricht langsam weg

Nun könnte man natürlich einwenden, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Vollkommen richtig, aber dadurch wird die Lage nicht besser. Auf Basis der Gewinnschätzungen werden die Small Caps derzeit mit einem Faktor von 19 bewertet. Der langfristige Durchschnitt liegt bei rund 15. Abgerundet wird das Bild durch die technische Ausgangslage. Während der Rally in 2013 kletterte im Nebenwertindex auch die Anzahl der Aktien mit neuen 52 Wochen-Hochs. Seit einigen Monaten sinkt die Quote hingegen bedrohlich, wie der folgende Chart deutlich zeigt. Abgebildet ist der Prozentsatz der Aktien im S&P 600 Nebenwerte-Index mit neuen 52 Wochen-Hochs. Seit November 2013 ist die Tendenz hier abwärts geneigt.

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Anders formuliert: Immer weniger Werte erreichen noch frische Bewegungshochpunkte, langsam schmilzt das Eis. Kapital wird abgezogen und in weniger riskante Schwergewichte umgeschichtet.

Dazu passt auch, dass der Russell 2000 im Gegensatz zum S&P 500 im Juli nicht mehr sein Jahreshoch vom März knackte. Im oberen Fenster ist der Russell 2000 mit einer roten Linie, der S&P mit einer blauen Linie abgetragen. Wichtiger zur Beurteilung der Risikoeinstellung bei den US-Investoren ist aber nicht nur die isolierte Betrachtung der Entwicklung, sondern die Relative Performance beider Indizes, die im unteren Fenster zu sehen ist. Steigt die blaue Linie, entwickeln sich die Nebenwerte besser, fällt der Signalgeber, zeigen die Schwergewichte eine Relative Outperformance.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Fazit: Erste Gewitter sind am Horizont zu erkennen, noch scheint aber die Sonne. Doch die Schönwetterperiode könnte schneller vorbei sein als einige Strategen glauben. Dazu passen auch die jüngsten Signale des Skew-Index. Zugegeben, der Indikator ist recht exotisch und nur schwer zu verstehen. Aber gerade in den USA sorgt der Index derzeit für viel Wirbel unter technischen Analysten.

Um den Skew-Index zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass die Verteilung der Monatsperformance an den Aktienmärkten etwas rechtsschief ist, d.h. in den vergangenen Jahrzehnten behielten die Bullen überwiegend die Oberhand. Zu Jahresbeginn lieferte der Dow Jones in 587 von 1008 Monaten und somit in 58 Prozent der Fälle ein positives Monatsergebnis. Interessant sind nun besonders die Extremwerte der Verteilung, die in folgender Grafik zu sehen sind. Diese werden auch als „Tail Risk“ bezeichnet, wobei der Fokus auf der Verlustseite liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte deutlich korrigieren, ist eher gering. So wurde seit 1930 ein Monatsminus von zehn Prozent oder mehr nur 31 Mal gemessen.

Quelle: http://www.wellenreiter-invest.de

Quelle: http://www.wellenreiter-invest.de

Der bereits angesprochene Skew-Index misst genau das „Tail Risk“ und somit die Gefahr einer größeren Abwärtsbewegung beim S&P 500. Das Barometer wird von der Chicago Board of Exchange (CBOE) aus dem Preis der nicht im Geld liegenden Optionen (out of the mondey-Options) berechnet. Den Chart und weitere Infos finden Sie hier. Der Index schwankt in einer Spanne von 100 bis 150, wobei die Gefahr einer heftigen Marktreaktion steigt, je höher der aktuelle Wert ausfällt. Aufgerufen werden knapp 140, ein klares Warnsignal. Zudem notiert der Indikator erstmals in seiner Geschichte bereits seit einigen Wochen auf dem erhöhten Niveau, wie ein Chart von ZeroHedge zeigt. In den vergangenen Jahren neigte der S&P vielfach schon ab einem Niveau von 130 zu einer Konsolidierung (s. Chart).

Schauen Sie sich  dazu auch das aktuelle Interview beim DAF an – einfach auf das Bild klicken:

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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