K+S: 1,5 Mrd. Euro sind weg – und jetzt?
Mit dem zweitgrößten Einbruch in der Firmengeschichte von K+S reagierten am Montag Investoren auf die zurückgezogene Offerte von Potash. Nun werden die Karten wieder neu gemischt, die Aktien des Rohstoffkonzerns gibt es zum Schnäppchenpreis. Aber ganz so überzeugend sind die Aussichten dann doch nicht.
Die Würfel sind gefallen, K+S bleibt vorerst im DAX und wird nicht übernommen. Nüchtern betrachtet ist dies eigentlich keine Überraschung. Bereits am vergangenen Dienstag hatten wir einige wichtige Gründe angeführt, die gegen einen erfolgreichen Deal sprachen. Potash begründet die Entscheidung mit den verschlechterten Bedingungen auf dem Kalimarkt und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements. Bereits seit Monaten steht der Kurs des kanadischen Konzerns unter Druck, besonders der Chartverlauf zeigte somit sehr deutlich, wie der Markt die Aussichten der Branche einschätzte. Interessant ist im Rückblick allerdings der Bericht in der FAZ vom vergangenen Donnerstag. Aus gut informierten Kreisen wurden vor knapp einer Woche neue Details einer möglichen Fusion gestreut, die den Aktienkurs noch einmal kräftig nach anspringen ließen. Angeblich drängten verstärkt institutionelle Investoren das K+S-Management zu Gesprächen mit den Kanadiern. Die Details waren aber eigentlich nicht neu, sondern wurden nur öffentlich gemacht, um vielleicht neue Bewegung in die stockende Übernahme zu bringen. Rund vier Tage später zog Potash seine informelle Offerte zurück. Hier bleibt ein fader Beigeschmack…
Wie geht es mit der Aktie weiter? Mit dem gestrigen Kurssturz sank der Börsenwert des DAX-Konzerns um rund 1,5 Mrd. Euro. Aktuell bringt der Konzern noch 4,5 Mrd. Euro auf die Waage und ist damit der kleinste Wert im DAX. Gut möglich, dass bald wieder Diskussionen über einen Verbleib in der ersten Liga aufkommen. Allerdings erfolgte die jüngste reguläre Indexentscheidung der Deutschen Börse erst vor gut vier Wochen, hier besteht somit keine unmittelbare Gefahr.
Im Blickpunkt steht nun vielmehr das K+S-Management. Es muss zeigen, wie der Unternehmenswert aus eigener Kraft über das angeblich zu niedrige Angebot von 41 Euro je Aktie gesteigert werden kann. Die Hoffnungen ruhen hier auf der neuen Mine, die 2016 in Kanada in Betrieb genommen werden soll. Konzern-Chef Steiner sprach von einer „Bewertungslücke“ von bis zu 21 Euro je Aktie. Analysten bekräftigen nach der Rücknahme des Übernahmeangebots am Montag überwiegend ihre Einstufung auf „Kaufen“. Die DZ Bank beließ den fairen Wert bei 45 Euro, aktuell steht die Aktie bei 23 Euro. Allerdings fällt die Begründung dann doch etwas überraschend aus: Wegen des Rückzugs der Kanadier sehen die Experten derzeit keinen Kurstreiber für die Aktie…
Im Chartwebinar am Abend werden wir uns verstärkt mit den deutschen Aktien beschäftigen. „K+S, Deutsche Bank, Nordex, VW – Antizykliker aufgepasst“ – lautet das Thema. Anmelden können Sie sich gerne hier.
Günstig – aber auch günstig genug?
Aus Bewertungssicht sind die Papiere nun wieder deutlich attraktiver. Im Konsens rechnen Analysten für 2015 mit einem Gewinn je Aktie von 2,82 Euro, für 2016 werden 2,50 Euro in Aussicht gestellt. Damit liegt das maßgebliche 2016er-KGV bei rund 9,4. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sind die Titel somit ein Schnäppchen, der vom Partnerportal boersengefluester.de ermittelte 10-Jahres-Durchschnitt liegt bei 15. Richtig ist allerdings auch, dass die niedrige Bewertung zugleich ein Spiegelbild der negativen Marktmeinung für die Branche ist. Schauen Sie auf den Kursverlauf von Potash oder Mosaic. Anleger sollten das vermeintlich günstige Bewertungsniveau daher mit Vorsicht beachten.
Bear-Gewinne sichern
Charttechnisch ist eine schnelle Gegenbewegung ebenfalls keine ausgemachte Sache. Mit Kursen von 23 Euro notiert die Aktie wieder im Bereich von Anfang Januar und zeigt damit eine marktkonforme Entwicklung. Wirklich gute Unterstützungen sind derzeit allerdings kaum vorhanden. Im Bereich um 22 Euro liegt ein schwacher Nachfragebereich, zuverlässiger ist erst die Zone bei 19 Euro. Selbst die negative Differenz von 24 Prozent zur 200-Tage-Linie wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrfach unterboten. Anleger und auch Trader sollten daher zunächst Signale einer Bodenbildung abwarten und wenn nur sukzessive einsteigen. Wer vor gut einer Woche in den genannten Bear-Schein XM68LV eingestiegen ist, liegt rund 80 Prozent im Gewinn und sollte die Position nun langsam auflösen.

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