Krise! Welche Krise?
Themen des Tages: US-Arbeitsmarkt unter der Lupe +++ US-Indizes steigen, DAX fällt – wie passt das zusammen? +++ Berichtssaison – heute fällt der Startschuss
Der vergangenen Freitag lieferte mal wieder ein sehr gutes Beispiel ab, wo in diesem Jahr an den Aktienmärkten die Musik spielt. Ganz sicher nicht in Europa, dafür um so mehr an der Wall Street. Als Begründung für die herben Verluste beim DAX mussten die besser als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten herhalten. Keine Frage, das Zahlenwerk überraschte durchaus positiv. Mit 195.000 neu geschaffenen Stellen wurde die Prognose von 165.000 deutlich übertroffen. Zudem wurden die beiden Vormonatswerte um insgesamt 70.000 nach oben revidiert. „Die leichte Schwächephase in der Beschäftigungsentwicklung, über die zuvor berichtet worden war, hat es damit nie gegeben“, fassten die Strategen der Postbank zusammen. Damit liegt der monatsdurchschnittliche Aufbau in diesem Jahr an neuen Stellen bei rund 202.000. Hier zeigt sich eine klare Aufwärtstendenz, denn 2011 wurden im Durchschnitt noch 175.000 und im vergangenen Jahr 183.000 neue Arbeitsplätze pro Monat geschaffen. Hingegen verharrte die Arbeitslosenquote bei 7,6 Prozent und blieb damit unter den Erwartungen von 7,5 Prozent. Dies ist aber nur auf den ersten Blick negativ, denn ein Rückgang wurde nur deshalb verhindert, weil die Zahl der Personen zulegte, die sich aktiv um eine Stelle bemühen. Stichwort: Partizipationsrate. Unter dem Strich ist dies ein positives Zeichen, weil offenbar mehr Menschen eine Chance sehen, ein Beschäftigungsverhältnis zu finden. Der Chart zeigt aber auch, dass wir die Niveaus von vor der Finanzkrise noch lange nicht erreicht haben.
Am Markt wurden die Daten so interpretiert, dass die Fed ihre ultraexpansive Geldpolitik wohl schon bald drosseln wird. Sollte die gute Entwicklung auch im Juli und August anhalten, könnten die Notenbanker bereits im September die erste Reduktion des Aufkaufprogramms beschließen. Eine durchaus realistische Einschätzung, denn im Anschluss an die nächste Fed-Zinssitzung am 30/31 Juli wird es keine Pressekonferenz geben. Erst am 17/18 September hat Fed-Chef Ben Bernanke ausreichend Gelegenheit, eine mögliche Reduktion und weitere Schritte ausführlich zu erläutern. Zuvor dürften die Analysten aber das Fomc-Sitzungsprotokoll am kommenden Mittwoch noch einmal genau auf mögliche Signale für den Beginn der Rückführung der Asset-Aufkäufe abklopfen.
Und damit zurück zum Aktienmarkt: Während der DAX und die europäischen Indizes angeblich wegen der Arbeitsmarktdaten deutlich schwächer schlossen, legte die Wall Street am vergangenen Freitag zu (wie erwartet LINK). Der Dow Jones kletterte um rund ein Prozent und beendete den Handel auf Tageshoch. Auch die Marktbreite hellte sich auf: Das Aufwärtsvolumen lag bei 60 Prozent, das Verhältnis der Aktien, die über ihrem 20-Tage-Durschnitt notieren, legte von 59 auf 69 Prozent zu. Passt doch irgendwie nicht zusammen, oder?
Doch, denn die europäische Schuldenkrise setzt den hiesigen Märkten kräftig zu. Bereits seit Jahresbeginn lässt sich eine deutlich schwächere Performance von DAX & Co. im Vergleich zu den wichtigsten US-Indizes beobachten. Während die amerikanischen Aktienbarometer in diesem Jahr um rund 14 bis 15 Prozent zulegten, dümpelt der DAX bei 2,5 Prozent, der Kursindex liegt sogar leicht im negativen Terrain.

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Zum heutigen Handelstag
Bereits zu Wochenbeginn wird uns das Thema Griechenland erneut beschäftigen. In Brüssel beraten die Euro-Finanzminister über neue Kredite. Am Wochenende äußerten sich die internationalen Kreditgeber unzufrieden mit den Reformschritten. Anders als ursprünglich geplant, soll die nächste Kredittranche über 8,1 Mrd. Euro nicht Ende Juli ausgezahlt werden, sondern erst später und verteilt über mehrere Raten.
Am Abend startet die US-Bilanzsaison mit den Ergebnissen zum abgelaufenen Quartal. Der Aluminiumhändler Alcoa macht heute nach Börsenschluss den Anfang, aber die wichtigsten Zahlen in dieser Woche dürften von JP Morgan sein, die am 12. Juli ihre Ergebnisse bekannt geben. Dann folgen recht zügig die anderen Banken, die das erste Highlight geben werden. Wie wichtig
die Finanzwerte für den S&P 500 sind, zeigen die folgenden Zahlen. Laut den Berechnungen der Researchfirma FactSet prognostizieren Analysten für den S&P500 für das zweite Quartal ein Gewinnplus von lediglich 0,8 Prozent. Ende März waren die Profis noch von einem Anstieg um 4,2 Prozent ausgegangen. Bereinigt um den florierenden Finanzsektor gehen die Analysten gar von einem Ergebnisrückgang von 2,4 Prozent für den Index aus. Besonders stark gestutzt wurden in den vergangenen Monaten die Schätzungen für die Bergbaubranche und für den IT-Sektor – Apple lässt grüßen.
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