Deutsche Bank warnt vor Crash im Sommer

Mit klaren Worten äußerte sich Deutsche Bank-Analyst David Bianco zur aktuellen Lage an den Aktienmärkten. Der Experte rät Anlegern, derzeit nicht einzusteigen und die kommenden Wochen von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Ein eher exotischer Indikator deutet an, dass an der Börse die Risiken inzwischen falsch eingeschätzt werden.

Blickt man auf die Kursentwicklung an der Wall Street, liefert der S&P 500 für den DAX verlässlich starke Impulse. Seit dem Ausbruch über die Marke bei 1900 Punkten eilt der US-Leitindex von Rekord zu Rekord. Widerstände scheint es nicht mehr zu geben, abgesehen von der Trendkanal-Obergrenze bei 1960 Zählern. Wie immer lohnt sich aber auch ein Blick unter die Oberfläche. Kurzfristig ist der Aktienmarkt heiß gelaufen. Rund 83 Prozent der Indexmitglieder notieren über ihrer 20-Tage-Linie. In den vergangenen Jahren kam es abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen immer ab einer Quote von 85 bis 90 Prozent zu einer Konsolidierung. Bestenfalls ist wie zuletzt im Februar somit eine Seitwärtsbewegung in den kommenden Wochen zu erwarten, die anschließend im optimistischen Fall in einen neuen Aufwärtsimpuls übergeht.

Hausse für die Geschichtsbücher

Nach der beeindruckenden Rally in den vergangenen Jahren sollten die Käufer aber auch Zeit nehmen, um in den Rückspiegel zu schauen. Dazu einige inzwischen beeindruckende Fakten. Die rollierende Fünf-Jahres-Performance des S&P seit 2009 ist die fünftbeste in 140 Jahren. Seit mittlerweile rund 82 Wochen schaut der Index von oben auf seine 200-Tage-Linie. Lediglich in den 90er-Jahren gab es eine deutlich längere Periode mit 108 Wochen. Größere markbereinigende Korrekturen hat es aufgrund des billigen Notenbank-Geldes schon lange nicht mehr gegeben. Im vergangenen Jahr korrigierte der S&P um maximal 5,8 Prozent. Die letzte Korrektur, die ihren Namen auch verdient, war im Herbst 2011 mit minus 19,4 Prozent. Zugleich trocknet das Handelsvolumen zunehmend aus. Die Umsätze liegen inzwischen auf dem niedrigsten Level seit sechs Jahren. Anders formuliert: Immer weniger Volumen und Aktien stützen die Aufwärtsbewegung. Gleichzeitig steigt die Stimmung: Die Anzahl der bullischen Börsenbriefschreiber in den USA liegt auf einem neun-Jahreshoch. Angesichts dieser Bilanz kommen doch berechtigte Zweifel auf, wie lange die Rally noch anhält.

Die entsprechenden Charts wurden ausführlich im gestrigen Webinar besprochen. Um die Aufzeichnung zu sehen, einfach auf das Bild klicken:

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Deutsche Bank spricht Warnung aus

Überraschend skeptisch äußerte sich nun auch die Deutsche Bank zu den Bewertungsrelationen am Aktienmarkt. Nach Meinung von David Bianco sind die Aktienpreise der Unternehmen in Relation zu den tatsächlichen Gewinnen inzwischen viel zu hoch. Als Indikator verwendet der Experte einen Quotienten aus KGV und Volatilität. Aktuell ist das Barometer so hoch wie niemals zuvor, der Markt habe eine sogenannte „Manie-Phase“ erreicht. Bianco rät Anleger, jetzt nicht den Aktienmarkt zu kaufen, sondern „auf einen besseren Einstieg zu warten“. Den Chart finden Sie hier. Wie bereits ausführlich in der DAX-Chartanalyse beschrieben, ist die Vola derzeit sehr niedrig und kann durchaus, aber nicht zwingend, als Vorbote einer Korrektur gesehen werden. Richtig ist auch, dass die Bewertungen an den großen Börsen inzwischen ein sportliches Niveau erreicht haben. Das KGV für den DAX wird bei 16,4 gesehen und damit am oberen Ende der 5-Jahres-Spanne. Der Nasdaq 100 liegt bei 22,6, der S&P 500 bei 18,5 und der Dow Jones bei 16,6. Sehr viele positive Erwartungen sind inzwischen eingepreist. Am deutlichsten zeigen dies die Bewertungsrelationen beim amerikanischen Nebenwerteindex Russell 2000. Aufgerufen wird derzeit ein KGV von 84. Zugleich liegen die Dividendenrenditen am unteren Ende der Range. DAX-Unternehmen werfen „nur“ noch drei Prozent im Durchschnitt ab, in den vergangene fünf Jahren lag die Quote zu keinem Zeitpunkt niedriger. Verglichen mit den weiter fallenden Renditen am Anleihemarkt ist dies aber immer noch attraktiv.

Die Gefahren auf der Oberseite nehmen zu, doch diese Erkenntnis ist nun wirklich nicht neu. Mit Beginn der massiven Interventionen durch die großen Notenbanken werden die Märkte mit viel Liquidität geflutet. Ob dieses Experiment gut ausgehen wird, ist derzeit noch vollkommen offen. Die dauerhafte Niedrigzinspolitik ist durchaus eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung, nicht nur in den USA und Europa. Je länger diese ultralaxe Geldpolitik verfolgt wird, desto größer werden die Ungleichgewichte. Denn die niedrigen Zinsen treiben die Preise für Aktien, Anleihen, aber auch Grundstücke und Immobilien. Bestes Beispiel ist der Anleihemarkt, wo inzwischen die Rendite 10jähriger spanischer Bonds unter dem Niveau von US-Papieren ähnlicher Laufzeit liegt.

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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