Deutsche Bank, Siemens, Apple – Richtungsentscheidung ab 22 Uhr
Wie gewonnen, so zerronnen: Die kräftigen Gewinne beim DAX nach Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts am Donnerstag gingen gestern wieder verloren. Anders als in den USA bleiben neue Rekorde vorerst nur Wunschdenken. Noch besteht aber Hoffnung, dass die Käufer Erfolg haben werden.
Wer sich für Fußball und Börse interessiert, hat heute ein volles Abendprogramm. Um 22:00 Uhr beginnt die Halbfinal-Partie zwischen Deutschland und Brasilien. Zeitgleich läutet der Aluminiumkonzern Alcoa an der Wall Street die neue Berichtssaison ein. Welche Mannschaft in das Finale einzieht, wird spätestens in den frühen Morgenstunden feststehen. Für klare Signale über den Zustand der US-Unternehmen müssen wir uns hingegen noch etwas gedulden. Die Quartalssaison gewinnt erst ab der zweiten Monatshälfte deutlich an Fahrt, wie diese Grafik zeigt.
Die Erwartungen sind durchaus hoch. Rückblick: Im ersten Quartal sank das US-BIP wegen des strengen Winters und der US-Gesundheitsreform überraschend kräftig um 2,9 Prozent, zuvor hatte man nur mit einer Stagnation gerechnet. Die spannende Frage lautet nun, ob der Rücksetzer durch Nachholeffekten aufgeholt wurde. Zumindest die Entwicklung am Arbeitsmarkt deutet auf den ersten Blick in die erhofft positive Richtung. Nach Einschätzung von Analysten haben die Mitglieder im S&P 500 ihre Gewinne im zweiten Semester um 4,9 Prozent gesteigert, die Daten von Factset zeigen. Zur Einordnung: Für das erste Quartal wurde noch ein Ergebniszuwachs von 2,1 Prozent gemeldet. Auch die Entwicklung der Gewinnrevisionen in den vergangenen Wochen verdient Beachtung. Auf Basis der Konsensschätzungen vom 31. März sanken die Prognosen für das zweite Quartal nur um 1,9 Prozentpunkte. Getragen werden sollen die Ergebnisse einmal mehr von den operativen Gewinnmargen. Der bisherige Höchstwert aus dem vierten Quartal 2013 von 9,76 Prozent soll den Prognosen zufolge mit 9,95 Prozent noch einmal leicht überboten werden. Doch dieser Faktor scheint nun endgültig ausgereizt. Zünglein an der Waage ist daher die Entwicklung der Umsätze. Ein gutes Signal für eine sich belebende Wirtschaft wären anziehende Erlöse. Doch genau diese Hoffnung dürfte wohl kaum erfüllt werden. Damit bleibt der US-Aktienmarkt weiterhin sportlich bewertet. Das KGV für die kommenden 12 Monate liegt bei 15,7 verglichen mit einem 5 Jahres-Durchschnitt von 13,3 und einem 10 Jahres-Durchschnitt von 13,8. Weitere Details mit Chart finden Sie hier (S. 2). Im charttechnischen Webinar werde ich noch genauer auf die Prognosen und natürlich viele Charts eingehen – anmelden können Sie sich gerne hier.
Stunden- und Tagesanalyse:

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Die gestrige Korrektur fiel zwar vergleichsweise deutlich aus, charttechnisch hält sich der Schaden aber in Grenzen. Da der Index gemessen an der Differenz zur 21- und 200-Tage-Linie derzeit nicht überhitzt ist, bleibt das Risiko auf der Unterseite noch überschaubar. Größere und dynamischere Abwärtsbewegungen sind eher nicht zu erwarten.
Mit dem gestrigen Tagesschluss fiel der Markt bis an die erste, im kurzfristigen Zeithorizont relevante Unterstützung um 9890 / 9910. Der DAX hat somit knapp 50 Prozent der Erholung ausgehend vom 26. Juni wieder korrigiert, was durchaus noch vertretbar ist.
Zu Handelsbeginn zeichnet sich vorerst keine weiteren Verluste ab, Broker sehen den Markt bei 9920. Für ein neues Einstiegssignal müsste der DAX allerdings das bisherige Rekordhoch bei 10.050 überwinden. Erst dann eröffnet sich weiteres Potenzial bis an die obere Begrenzung eines noch jungen Aufwärtskanals (hellgrün) bei 10.350.
Das entsprechende Pendant auf der Unterseite verläuft bei 9880 und stellt neben der erwähnten horizontalen Marke eine erste wichtige Nachfragezone dar. Erst wenn auch dieser Bereich unterboten wird, steht erneut ein Retest des Ausbruchsniveaus um 9700 / 9800 auf der Agenda.

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Wochenanalyse:
MACD mit gefährlicher Divergenz
Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Rally trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Richtungsweisend ist ein seit Sommer 2012 bestehender Aufwärtskanal, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Schwächesignal ausgelegt werden.
Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.850.
Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9500 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9385 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8900 aktiviert.
Warnsignal kommen von der Markttechnik. Der DSS Bressert ist in seine obere Extremzone vorgestoßen und kippt allmählich in den neutralen Bereich. Der MACD bildete sogar gegenüber seinem Hochpunkt zum Jahreswechsel eine tiefere Umkehr aus, obwohl der DAX neue Hochs erreichte. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:
Zwei Szenarien für die Zukunft
Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.
Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.
In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.
Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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