Deutsche Bank – Voraussetzungen für eine Rally noch nicht erfüllt
Am kommenden Dienstag steht mit den Zahlen der Deutschen Bank einer der Höhepunkte der laufenden Berichtssaison auf der Agenda. Ein Zahlenwerk der Freude wird es nicht, ganz im Gegenteil. Dennoch dürfte die Aktie wohl nicht unter die Räder kommen, denn Investoren sind bereits seit Wochen gewarnt. Lohnt sich dennoch der Einstieg oder gibt es bessere Alternativen?
Ende September hatte Co-Chef Anshu Jain bereits vor schwachen Zahlen gewarnt, und auch die Bilanzen der Branchenkollegen aus den USA und Europa konnten bisher nur selten überzeugen. Zuletzt lieferte immerhin die spanische Santander ein respektables Zahlenwerk ab, hingegen enttäuschte die Credit Suisse. Vor allem die schwachen Geschäfte mit Anleihen setzten den Schweizern zu, ein Bereich, der auch bei der Deutschen Bank die Bilanz und Aussichten belasten dürfte.
Im Fokus liegen bei der Zahlenvorlage am kommenden Dienstag Rückstellungen für juristische Auseinandersetzen, die in den kommenden Wochen und Monaten drohen. Neue Unsicherheit entfachten zuletzt Meldungen, nach denen die niederländische Rabobank im Libor-Vergleich eine Geldstrafe von eine Mrd. Dollar zahlen muss und damit deutlich mehr als bisher erwartet. In den vergangenen Monaten wurden bereits Barclays, UBS und RBS mit Strafen in Milliardenhöhe belegt. Auch die Deutsche Bank soll im Libor-Fall beteiligt sein, derzeit werden 50 Mitarbeiter befragt. Gegenwind droht aber auch aus den USA. Wegen strittiger Hypothekengeschäfte muss JPMorgan offenbar 13 Mrd. Dollar zahlen. Der Deutschen Bank drohen in vergleichbaren Fällen ebenfalls juristische Folgen. Denkbar wäre, dass die Bank noch in diesem Jahr die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten noch einmal deutlich erhöhen wird, um vorbereitet zu sein. Bislang legte das Management drei Mrd. Euro zurück, Analysten rechnen mit weiteren 400 Mio. Euro im dritten und 300 Mio. Euro im vierten Quartal. Mit entsprechenden Folgen für das Ergebnis.
Basel III im Blickpunkt
Nach Gesamterträgen von 8,5 Mrd. Euro im dritten Quartal 2012 rechnen Experten mit einem Rückgang auf 7,5 bis 7,7 Mrd. Euro im abgelaufenen Jahresviertel. Die Konsensschätzungen für den Gewinn vor Steuern variieren etwas deutlicher, je nach Annahmen bezüglich der Restrukturierungskosten und der Rückstellungen für Prozessrisiken, werden 300 bis 800 Mio. Euro erwartet. Beim Gewinn je Aktie könnten knapp 0,7 Euro hängen bleiben nach 0,8 Euro im dritten Quartal 2012. Mit Blick auf die Basel III-Richtlinien dürfte das Hauptaugenmerk auf den Kapitalkennzahlen liegen. Die Analysten vom Bankhaus Lampe rechnen mit einer harten Kernkapitalquote (CET1-Quote) von 10,1 Prozent, die Konsensschätzungen liegen bei 10,3 Prozent. Zur Einordnung: Der Sektordurchschnitt bezogen auf den Stoxx 50 Banks-Index liegt bei neun Prozent. Im Ausblick sind neben einer möglichen Erhöhung der Kosteneinsparungen von bisher 1,6 Mrd. Euro auch neue, tiefere Zielbereiche für die risikogewichteten Aktiva der nicht zum Kerngeschäft gehörenden operativen Einheiten denkbar. Derzeit liegt die Messlatte bei 70 Mrd. Euro. Nicht fehlen werden sicherlich auch Hinweise, dass der Ausblick für die Geschäfte im Anleihesegment weiterhin dürftig bleibt.
Fundamental ist die Aktie durchaus attraktiv. Sollten die Gewinnprognosen für das kommende Jahr zutreffen, wird die Aktie mit einem 2014er-KGV von rund 8,5 gehandelt. Im Branchenvergleich ein absolutes Schnäppchen. Die Credit Suisse kommt derzeit auf 14,6, HSBC auf 12, der Durchschnitt im Stoxx 50 Banks liegt bei 12,8.
Anschluss verloren
An der Börse scheint die Aktie aber noch nicht zu zünden, wie der Performance-Chart seit Jahresbeginn deutlich zeigt. Sie sehen die Kursentwicklung des DAX (blau), Euro Stoxx 50 Banks-Index Return (rot) und der Deutschen Bank-Aktie (schwarz). Abgesehen von einer kurzen Outperformance im Februar und Mai fällt der heimische Branchenprimus vor allem seit Ende Sommer deutlich zurück. Während der Banken-Index zuletzt sogar den DAX locker in die Schranken wies und um rund 22 Prozent seit Jahresbeginn zulegte, fällt der Aufschlag bei der Deutschen Bank mit gut fünf Prozent (zuzüglich einer Dividendenrendite von zwei Prozent) mager aus.

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Längerfristig auf Basis des 2009er-Crash-Tiefs sieht das Ergebnis ein wenig besser aus, allerdings nur im Vergleich zum europäischen Bankenindex. Das Barometer der Finanzwerte steht rund 63 Prozent höher, die Deutsche Bank-Aktie liegt 82 Prozent vorne. Mit dem DAX wären allerdings 142 Prozent möglich gewesen. Ganz abgesehen von der Vola, die natürlich deutlich höher ausfällt als beim Leitindex.

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Charttechnik – Prognose
Aus charttechnischer Sicht gehört die Aktie nicht auf die Beobachtungsliste, zumindest vorerst. Seit gut einem Jahr schwankt der Wert in einer rund zehn Euro breiten Range, die ihre Extremzonen bei 29,40 Euro sowie 39,55 Euro hat. Rückeroberungen und Verletzungen von gleitenden Durchschnitten spielen bei der Beurteilung somit nur eine unwesentliche Rolle. Ob die Aktie nach oben oder unten ausbricht, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen. Seit Juni ist im Chartbild eine Serie von steigenden Tiefpunkten zu erkennen, während vor wenigen Tagen das Juli- und September-Top überschritten wurde. Aktuell läuft bereits die Rückkehrbewegung, es erscheint wenig aussichtsreich, hier auf ein nach oben aufgelöstes aufsteigendes Dreieck zu spekulieren. Sollte die Aktie über 37,25 Euro ansteigen, liegt bei 37,75 Euro ein Zwischenziel auf dem Weg bis zur oberen Begrenzung der Range bei 38,70 bis 39,55 Euro. Interessant wird die Aktie erst ab einem Tagesschluss oberhalb von 40 Euro, dass Potenzial reicht dann mittelfristig durchaus bis 49 Euro. Kursrücksetzer unter die mittelfristige Aufwärtstrendlinie bei 34,40 Euro sind hingegen unkritisch, denn bis zur unteren Kanalgrenze bei 29,40 Euro liegen zahlreiche vorgelagerte Haltepunkte.

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Fazit:
Auch wenn einige fundamentale Gründe für einen Kauf sprechen, solange der Chart noch kein Einstiegssignal liefert, bleibt die Deutsche Bank-Aktie gerade im Vergleich zu anderen Blue Chips, die seit Jahresbeginn mit hoher relativer Stärke punkten, wenig attraktiv. Auch beim Thema Ausschüttung drängt sich ein Kauf nicht auf. Die Dividendenrendite liegt bei gut 2,5 Prozent (2014) bei einem Durchschnitt im Stoxx 50 Banks-Index von rund 3,6 Prozent.
Zertifikate und Optionsscheine stellen daher eine gute Alternative dar. Wer davon ausgeht, dass die Aktie bis Sommer 2014 nicht mehr unter die Barriere um 29,40 / 30 Euro zurückfällt, sollte sich den StayHigh-Optionsschein mit der WKN SG4A05 ansehen. Rutscht die Aktie bis zum Bewertungstag am 20. Juni 2014 zu keinem Zeitpunkt unter die Schwelle von 29 Euro, erzielen Anleger eine Maximalrendite von 27 Prozent oder 41 Prozent p.a. Wird die Barriere verletzt, verfällt der Schein wertlos.
Mit Inline-Optionsscheinen kann auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung gesetzt werden, Anleger müssen aber zwei kritische Schwellen beachten. Im Gegenzug fällt die Rendite höher aus. Passend zu den Widerständen und Unterstützungen erscheint die WKN SG4GB8 interessant. Die obere Barriere liegt bei 45 Euro, 25 Prozent über dem aktuellen Kurs und würde somit auch einen kleinen Ausbruch auf der Oberseite zulassen. Richtung Süden sollte die Aktie bis zum Bewertungstag am 20. Juni 2014 nicht unter 27 Euro zurückfallen. Bleiben beide Marken unberührt, liegt die Maximalrendite bei 37 Prozent sowie 56 Prozent p.a. Wird eine der Grenzen auch nur kurzzeitig berührt, erleiden Anleger einen Totalverlust.
Etwas defensiver ist ein Discount-Call mit einer Basis bei 27 Euro und einem Cap bei 30 Euro. Stichtag für die WKN PA0PFM ist der 20. Juni 2014, liegt die Aktie dann auf oder über 30 Euro, wird der Höchstbetrag von drei Euro ausbezahlt. Ausgehend vom aktuellen Kurs sind somit 18 Prozent oder 27 Prozent p.a. möglich.