By 8. November 2013 Read More →

Der eigentliche Grund für die Zinssenkung

Marktausblick: Gestern wurden einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Nicht nur die Fed, auch die EZB wird allmählich zu einem unberechenbaren Faktor. Aber was steckt hinter der überraschenden Zinsentscheidung?

Mit der Leitzinssenkung – nur 3 von 70 durch Bloomberg befragte Analysten hatten mit einem solchen Schritt gerechnet – sowie der Ankündigung der EZB, auch in Zukunft alle Optionen wie ein negativer Einlagensatz oder weitere unkonventionelle Maßnahmen zu erwägen, stürmte der DAX auf ein frisches Rekordhoch (9193). Am Ende des Tages blieb nur ein Plus von 0,44 Prozent auf 9081. Kurzfristig entfaltete die Entscheidung eine weitaus größere Wirkung als vorhersagbare Maßnahmen. Aber diese Art der Kommunikation hat auch ihren Preis. Eigentlich sollten Zentralbanken ein berechenbarer Faktor sein und nicht für zusätzliche Unruhe sorgen. In den vergangenen Monaten haben aber sowohl EZB als auch die Fed mit ihren Entscheidungen massiv überrascht und stellen für den Finanzmarkt eher einen weiteren Risikofaktor dar. „Eine Zentralbank muss also schon ziemlich verzweifelt sein, wenn sie den kurzfristig positiven Effekt einer Überraschung als wichtiger erachtet als den langfristigen Schaden“, schreibt die Commerzbank in ihrem Tagesausblick.

Begründet wurde der Zinsschritt mit dem schwachen Kredit- und Geldmengenwachstum sowie dem geringeren Inflationsniveau. Etwas weiter gedacht dürfte die EZB aber vor allem daran interessiert sein, dass die Erwartungen an die Geldmarktsätze noch für lange Zeit deutlich gegen null Prozent tendieren und Anleger gezwungen werden, auf der Jagd nach Rendite in die Bonds der Euro-Peripherie zu investieren. Ziel wäre somit ein erträgliches Niveau für die Staatsanleihen der Krisenländer und letztlich eine Stabilisierung der Währungsunion. Ob Frankreich auch bald zu den Krisenländern zählen wird, ist noch offen. Die jüngsten Meldungen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone sind jedenfalls alles andere als erfreulich. Im September sank die Industrieproduktion um 0,5 Prozent, erwartet wurde ein Wachstum von 0,4 Prozent. Die Ratingagentur S&P reduzierten Frankreichs Rating um eine Stufe auf AA und unterstellen Präsident Hollande mangelnden Reformwillen.

Quelle: markt-daten.de

Quelle: markt-daten.de

Heute richtet sich der Fokus auf den nächsten Höhepunkt. Eine Woche später als üblich wird der US-Arbeitsmarkbericht veröffentlicht. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe verzeichneten zuletzt einen leichten Anstieg, Volkswirte rechnen für heute mit einem Stellenzuwachs von 120.000. Größere Unsicherheit besteht bei der Arbeitslosenquote, die wegen des Haushaltsstreits nach oben verzerrt sein könnte. Die ersten Marktreaktionen auf die Daten könnten somit im weiteren Handelsverlauf noch revidiert werden. Aufgrund des zuletzt robusten ISM-Index ist aber weiterhin mit einer moderaten Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Die Erwartungen an ein späteren Tapering der US-Geldpolitik dürften nicht verstärkt werden.

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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