Dem Kaufsignal fehlt noch die Bestätigung
Viele Analysen konzentrieren sich nur auf die reine Charttechnik. Aber wie sieht es eigentlich unter der Oberfläche aus? Befinden sich mehr Aktien in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend und wie fällt die Quote über unterschiedliche Zeiträume aus. Schauen wir uns den inneren Markt an!
Liebe Leserinnen und Leser,
allmählich nähern sich die Sommerferien ihrem Ende und die Temperaturen fühlen sich eher nach Herbstferien an. Auch die Märkte zeigen Aktivitäten, die mich eher an einen heißen Herbst erinnern, nachdem hier die Sommerpause bekanntlich ausgefallen ist. Vor allem den DAX hat es während meines Urlaubs im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine ordentlich erwischt. Kein Wunder, schaut es doch so aus, als würden wir immer tiefer in einen Handelskrieg rutschen, in dem es keine Gewinner geben wird. Ganz im Gegenteil frage ich mich sogar, warum sich die Europäer von den Amerikanern so stark bezüglich Handelssanktionen unter Druck setzen lassen. Immerhin haben wir Europäer in diesem Konflikt vielmehr zu verlieren als die Amerikaner, die nicht als Exportnation bekannt sind.
Wenn man sich heute den DAX-Chart betrachtet, muss man eigentlich davon ausgehen, dass diese Krise noch nicht ausgestanden ist und die Kurse im besten Fall eine Weile seitwärts tendieren. Sollten wir weitere Sanktionen erleben, die sich ja sowieso erst im aktuellen Quartal auswirken, besteht die große Gefahr, dass wir in eine Rezession rutschen. Dann wäre der Kursabschlag von 10 % mehr als gerechtfertigt.
So ist es auch kein Wunder, dass der DAX nach wie vor unter seiner 50- Tage -Linie und sogar unter der 200- Tage handelt, während der S & P 500 Index schon wieder am alten Hoch klebt. Nun fixiert sich erneut alle Hoffnung auf die EZB, die wegen der fehlenden Inflation weiteren Spielraum für kreative Zinsmaßnahmen hat.
Trotz der positiven Gegenbewegung der vergangenen Tage, verbleiben die wichtigsten Indizes in einer technisch schwierigen Lage und sind noch längst nicht über den Berg – obwohl sich das Blatt allmählich zu Gunsten der Bullen wendet. Nach wie vor gibt es aus Sicht der P & F Charts noch keine eindeutigen Hinweise, ob wir nach der aktuellen Verschnaufpause erneut die zyklischen Tiefs der vergangenen Woche angreifen, ob wir vielleicht in einen zähen Seitwärtstrend einschwenken, oder schon bald neue Hochs sehen werden. Wie üblich kommt es nun für uns Anleger darauf an, die Wahrscheinlichkeit möglichst korrekt einzuschätzen, ob der bisherige Trend beibehalten wird oder kippt. Immerhin gehen einige Beobachter davon aus, dass das dezente Abbremsen der FED die Börsen in Turbulenzen bringen könnte, während andere dies als eingepreist betrachten.
Während in den Medien noch darüber diskutiert wird, ob der langanhaltende Aufwärtstrend endgültig gekippt ist oder wir nur gesunde Gewinnmitnahmen erleben, betrachten wir lieber den P & F Chart des DAX.
DAX: die Käufer kehren vorsichtig zurück

Quelle: stockcharts.com
Wie Sie sehen, hat der Index praktisch exakt auf der Höhe des März- Tiefs gedreht (Ziffer 3). Mit einer sehr dynamischen negativen O-Spalte ist er zuvor bei 9.650 Punkten von der bärischen Begrenzungslinie abgeprallt. Damit sollte eigentlich die Lage zunächst geklärt sein – leider zu Gunsten der Verkäufer. Denn in der Philosophie der P & F Charts gibt es keine Grautöne, sondern nur Kauf- oder Verkaufs-signale. Entweder handelt eine Aktie oder ein Index oberhalb ihrer Trendgerade und damit in positivem Terrain – oder eben unterhalb im negativen Bereich wie der DAX derzeit.
Trotzdem sollten aber die Bullen noch längst nicht kapitulieren. Denn wie schon oben angedeutet, hellt sich der wichtige innere Markt etwas auf und außerdem entwickelt sich gerade eine interessante Formation im DAX- Chart. Wie Sie oben sehen können, hat sich eine positive X-Achse gebildet, die zwar noch kein Kaufsignal erzeugt hat, aber etwa die halbe vorhergehende negative 0- Spalte neutralisiert hat. Diese Formation wird als „Low-Pole-Reversal“ bezeichnet und leitet häufig eine starke Gegenbewegung ein. Ob sich aus dieser impulsiven technischen Erholung mehr als nur eine Gegenbewegung bildet, kann jetzt noch nicht beurteilt werden.
Aber wir können beobachten, dass die Investoren nach wie vor Interesse zeigen, bei Kursrückschlägen ihre Positionen aufzustocken. Das ist doch schon mal ein gutes Anzeichen für uns Anleger.
Spannend wird es in den nächsten Tagen zu beobachten, wie sich der DAX in der Region von 9.450 Punkten verhalten wird. Schafft er es dieses Niveau (wo übrigens auch die nach wie vor steigende 200- Tage-Linie verläuft) zu überbieten, gehe ich davon aus, dass die bärische Widerstandslinie getestet wird. Im positiven Fall wären dann die Käufer mit einer hohen Wahrscheinlichkeit endgültig „über den Berg“. Und umgekehrt müssten wir Investoren darum bangen, dass die zyklischen Tiefs bei knapp 9.000 Punkten auf jeden Fall verteidigt werden. Ansonsten könnte es wirklich unangenehm werden und das Erreichen neuer Indexhochs wäre bis auf weiteres unwahrscheinlich.
Hochspannung an der US-Börse
von einer Krise, oder einer drohenden Rezession, ist an der US Börse nicht viel zu spüren. Ganz im Gegenteil notiert der wichtige S & P 500 Index schon wieder auf Rekordhoch.

Quelle: stockcharts.com
Noch hat sich kein neues Kaufsignal der P & F Technik gebildet. Sollte aber die aktuelle positive rechte X- Spalte über die vorhergehende wachsen, wäre der Weg nach oben. Das charttechnische Potenzial betrüge dann weitere 100 Punkte und für neue Investitionen würde sich die Region von 2.000 als gute Unterstützung erweisen. Außerdem würde die psychologische Wirkung des neuen Hochs wahrscheinlich neue Käufer anlocken.
Der innere Markt macht Fortschritte
Um die Qualität der Analyse zu erhöhen, sollten wir speziell heute den Verlauf des inneren Marktes analysieren und nicht herumraten, aus welchen Gründen die Kurse in den vergangenen Wochen so kräftig unter die Räder gekommen sind. Denn immerhin ist die Wahrscheinlichkeit eines Trendwechsels etwa gleich groß wie die Möglichkeit, dass wir nur übliche und gesunde Gewinnmitnahmen erleben, die bald durch die Hoffnung auf Schützenhilfe durch die Notenbanken kompensiert werden.
Immerhin stagniert die Konjunktur nur leicht, während keine Inflation zu befürchten ist – ein fast ideales Bild, um die Fantasie der Bullen anzuregen. Vielleicht ist dies ja der Grund für die Rückkehr der ersten mutigen Anleger?
Entsprechend der Philosophie der P & F Charts lenkt der innere Markt den äußeren und zeigt Ihnen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, ob sich bezogen auf einen bestimmten Zeitraum die Kurse eher nach oben als nach unten bewegen werden. Oder um es etwas plakativer auszudrücken: die Indikatoren des inneren Marktes zeigen Ihnen, ob Sie die offensive oder die defensive Mannschaft aufs Feld schicken sollten.
Heute stehen wir allerdings vor dem Dilemma, dass die eher kurzfristige und die übergeordnete Indikation nicht in die gleiche Richtung zeigen. Während der schnelle 50-Tage- Indikator die kurzfristigen Anleger motiviert, neue Positionen einzugehen, warnt der übergeordnete Risikoindikator NYSE Bullish Percent davor, sich zu früh und zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Dies ist natürlich eine unbefriedigende Situation für uns, zeigt aber auch die Stärke des langfristigen Aufwärtstrends bzw. die Not der Anleger, unter erhöhten Risiken eine gewisse Rendite zu erzielen.

Quelle: stockcharts.com
Wie Sie der Grafik entnehmen können, hat der kurzfristige Risikoindikator mustergültig in der unteren extremen Zone gedreht. Es strömt wieder genügend Kapital in den Markt, um die Anzahl der Aktien zu erhöhen, die erneut ihre 50- Tage- Linie zurückerobern. Dies ist ein gutes Zeichen, da dadurch immer mehr Aktien oberhalb ihrer wichtigsten Unterstützungen handeln und damit den gesamten Markt stützen. Vielleicht reicht ja der „Punch“ der Käufer für eine positive Überraschung.
Übergeordnet bestehen weitere Risiken
Im Gegensatz zum bereits wieder anziehenden kurzfristigen Indikator des inneren Marktes bleibt der übergeordnete und wichtigste Risikoindikator leider noch auf der kritischen Seite. Wie Sie sehen können, handeln wir trotz der kurzfristigen Verbesserung nach wie vor in einer negativen O- Spalte und vor allem unterhalb der wichtigen Zone von 70 %. Dies zeigt Ihnen, dass die großen Kapitalanleger nach wie vor noch nicht bereit sind, erneut in großem Umfang einzu-steigen. Oder sogar umgekehrt, dass die großen Investoren Kapital abziehen, während Kleinanleger die vermeintliche Kursdelle nutzen, um noch auf den Zug aufspringen.
Übrigens hat sich auch im Chart ein klassisches Verkaufssignal gezeigt. Dies erkennen Sie daran, dass sich die aktuelle null Spalte im rechten Bereich unter das Niveau der vorhergehenden geschoben hat. Dieser Marktzustand hat übrigens den griffigen Namen „Bear Confirmed“ – also bestätigter Bärenmarkt. Ein bisschen Vorsicht und enge Stopps sollten also nicht schaden. Um sie nicht völlig zu frustrieren will ich aber auch bemerken, dass sich der Indikator schon wieder nach oben bewegt, obwohl man es an der groben Einstellung der O-Spalte noch nicht erkennen kann.

Quelle: stockcharts.com
Nur zur Erinnerung:
Der NYSE Bullish Percent wird berechnet, indem alle an der New Yorker Börse gelisteten Aktien ausgewertet und gezählt werden, wieviele von ihnen sich auf einem Point & Figure Kaufsignal befinden. (In der Welt der P & F Charts notiert jede Aktie entweder auf Kauf oder Verkauf).Diese Anzahl wird durch die Gesamtzahl der an der NYSE gelisteten Aktien dividiert und auf 100 Prozent bezogen.Wenn nun eine größere Anzahl an Aktien von einem Point & Figure Verkaufsignal in ein Point & Figure Kaufsignal wechseln, so lässt sich daraus folgern, dass in einem gewissen Umfang Kapital in den Markt fließt. Und natürlich umgekehrt.
Insgesamt kann man auch beobachten, dass seit dem September 2009 die Dynamik nachlässt. Damals erreichte der Index ein Hoch von 84 % und seither verringert sich langsam die Anzahl der Kaufsignale nach P & F an der NYSE.
Die konkreten Handelsstrategien und Investmentvorschläge, die ich aus der verworrenen Situation der verschiedenen Indikatoren des inneren Marktes ableite, erfahren Sie wie gewohnt im Premium-Brief mit seinen zwei Musterdepots. Falls Sie Fragen an mich haben, einen unverbindlichen aber fairen Depotcheck wünschen, antworten Sie einfach direkt auf diese E-Mail oder rufen Sie mich an.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments und herzliche Grüße aus dem kühlen Rheinland,
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Buhl