DAX-Chartanalyse: Zu viel Euphorie ist nicht angebracht

Wenn nicht jetzt, wann dann? Die 10.000er-Marke dürfte in dieser Woche fallen, danach werden die Karten neu gemischt. Allmählich steigt aber auch wieder die Wahrscheinlichkeit für einen Rücksetzer.   

Stunden- und Tagesanalyse:

Steigende Kurse an der Wall Street, anziehende Notierungen in Frankfurt, die Welt der Bullen ist Ende Mai in Ordnung. Ohnehin ist die Statistik für die verkürzte Handelswoche in den USA positiv. Wie bereits erwähnt kletterte der S&P 500 seit 1971 in den vier Tagen nach dem Feiertag um rund 0,6 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine positive Wochenbilanz liegt bei rund 60 Prozent. Nur in den vergangenen vier Jahren behielten die Bären die Oberhand. Ebenfalls dürfte die mehrfach zu beobachtende Stärke zum Monatswechsel den Kursen Auftrieb geben.

Somit scheint es nur noch eine Frage von Stunden zu sein, bis der DAX die 10.000er-Marke erreicht. Am Dienstag fehlten rund 50 Punkte, kurz vor Handelsbeginn werden Kurse von 9960 aufgerufen.

Zwei Faktoren stören das eigentlich recht bullische Bild. Die Umsätze fallen seit dem Ausbruch über 9800 unterdurchschnittlich aus. Sowohl in den USA als auch in Frankfurt halten sich offenbar viele Investoren mit größeren Positionierungen zurück. Offenbar fehlt das Vertrauen in eine nachhaltige Aufwärtsbewegung. Am Dienstag wechselten Papiere für 2,8 Mrd. Euro auf Xetra den Besitzer, der Wert liegt klar unter dem Drei-Monatsdurchschnitt. Auch der inzwischen recht weite Abstand des Marktes zur 21-Tage-Linie von knapp drei Prozent deutet eher auf eine Konsolidierung im Bereich der 10.000. Unter der Rubrik Spezial-Charts (Link) finden Sie die aktuellen Differenzen zum 21- und 200-Tage-Durchschnitt. Auch unter der Oberfläche zeigen die Marktstrukturdaten kein wirklich überzeugendes Bild (Link).

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Unter Berücksichtigung der Volumenentwicklung und der kurzfristig scheinbar ausgereizten Rally ist zu viel Euphorie nicht angebracht. Sollte der DAX die 10.000 nehmen, dürfte der Erfolg medial ausgeschlachtet werden. Interessant ist dann besonders die Interpretation der Bild-Zeitung. Sollen Anleger kaufen oder abwarten?

Setzen Gewinnmitnahmen ein, stellt der Bereich um 9915 nur eine sehr schwache Nachfragezone dar. Auch die Niveaus um 9850 und 9780 erwecken noch keinen sehr zuverlässigen Eindruck, zumal eine Bestätigung von oben noch nicht erfolgte. Kursverluste unter 9735 sollte der DAX aber vermeiden.

Wer das gestrige Webinar verpasste, kann die Aufzeichnung Hier noch einmal in Ruhe ansehen.

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Wochenanalyse:

Neuer Schwung an die obere Aufwärtstrendlinie?

Nicht nur auf Tagesbasis, sondern auch im Wochenkursverlauf ist die inzwischen seit rund sechs Monaten anhaltende Seitwärtsbewegung zu erkennen. Trotz dieser recht langen Konsolidierung bleibt der seit 2011 bestehende Hausseimpuls noch intakt. Im Chart wird dies durch einen Aufwärtskanal deutlich, dessen nördliche Begrenzungslinie zuletzt Anfang Januar angelaufen und bestätigt wurde. Mit der Seitwärtsbewegung ist der DAX zuletzt an die südliche Zone gelaufen und hat diese mehrfach bestätigt. Solange der Markt in dem Kanal gefangen bleibt, führen auch weiterhin die Bullen die Regie.

Sollte es zu einem Trendbruch kommen, stellt die 200-Tage-Linie zusammen mit der horizontalen Unterstützung um 8950 / 9150 eine letzte wichtige Bastion dar. Erst wenn diese Zone nachhaltig unterschritten wird, trüben sich die Aussichten wesentlich ein. Die Kursbewegungen des DAX in den vergangenen sechs Monaten oberhalb von 9000 wären dann als eine Top-Formation einzustufen, deren Höhe auf ein Korrekturpotential bis rund 8150 deuten würde. Exakt auf diesem Niveau liegen auch die Umkehrbewegungen aus 2000 und 2007 (s. auch Monatsanalyse).

Noch ist aber das entscheidende Verkaufssignal nicht gegeben. Bis dahin bleibt eine Fortsetzung des Hausseimpulses wahrscheinlicher. Für ein klares mittelfristiges Kaufsignal sollte der DAX aber mindestens per Wochenschluss  über das Rekordhoch von 9800 ansteigen. Im positiven Fall lässt die dunkelgrüne Trendlinie Platz bis rund 10.500.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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