DAX, Commerzbank, Apple & Co – Schlechte Zahlen, gute Kurse?

Für die deutsche Elf wird es erst am Freitag wieder spannend, Trader schauen bereits heute mit feuchten Händen auf den Bildschirm. Zahlreiche wichtige Daten werden ab dem frühen Nachmittag erwartet. Aber wie werden die Kurse reagieren?       

Marktüberblick

24 Punkte trennen den Dow Jones noch von der Marke bei 17.000 Punkten. Ein Katzensprung, der bereits zur heutigen Eröffnung locker erreicht werden könnte. Gerade in den US-Medien wird derzeit viel über die Bedeutung der Schwelle diskutiert. Inzwischen sind 223 Handelstage vergangen, seitdem der Index erstmals die 16.000er-Hürde knackte. Aber wie geht es im Erfolgsfall weiter? Wahrscheinlich bergauf, zumindest zeigt dies die Vergangenheit. Nachdem der Index über runde 1000er-Schwellen kletterte, kam es in den vergangenen Jahren nur selten zu größeren Gewinnmitnahmen, wie eine Grafik von Bespokeinvest zeigt. Ebenfalls wichtig zu wissen: Die nötigen prozentualen Zuwächse bis zur nächsten 1000er-Marke nehmen natürlich kontinuierlich ab. Um von 2000 auf 3000 Punkte zu steigen, war noch ein Gewinn von 50 Prozent notwendig. Bis zur 18.000 fehlen bei 17.000 Punkten nur 5,9 Prozent. Damit sinkt zugleich auch die Bedeutung der runden psychologischen Barrieren. Nur der Bereich von 20.000 dürfte sich als Ausnahme erweisen.

Bevor der Sprung über die 17.000 gelingen könnte, stehen zunächst zahlreiche wichtige Termine auf der Agenda. Der „Super-Donnerstag“ ist bereits seit Tagen das Gesprächsthema auf dem Parkett. In China fielen die Einkaufsmanagerdaten überwiegend besser aus als zuletzt, die Tendenz geht aufwärts. In Europa werden zwischen 10 bis 11 Uhr ebenfalls entsprechende Daten erwartet, um 13.45 Uhr wird der EZB-Zinsentscheid veröffentlicht. Hochspannung ist ab 14,30 Uhr angesagt: Mit Beginn der EZB-Pressekonferenz tickern zugleich die US-Arbeitsmarktdaten für die Bildschirme. Später gibt es noch den ISM-Index Dienstleistungen und eine Rede von Fed-Chefin Janet Yellen.

Mit Blick auf die EZB dominieren natürlich  die Hoffnungen, dass Notenbank-Chef Mario Draghi die Türen für geldpolitische Lockerungen weit offen lässt und somit die Fantasie am Leben bleibt. Schwieriger wird hingegen die Interpretation der US-Arbeitsmarktdaten. Die gestern veröffentlichten ADP-Daten fielen deutlich besser aus als erwartet. Für Juni wird mit einem Stellenzuwachs von 211.000 / 215.000 gerechnet. Fallen die Zahlen wesentlich besser aus, könnten Befürchtungen aufkommen, dass die Fed ihre expansive Geldpolitik schneller zurückfährt als bisher erwartet. Dies wäre eher negativ für die Aktienmärkte. Schlechte Daten könnten hingegen zu einer leicht positiven Reaktion führen, solange die Erwartungen nicht zu deutlich verfehlt werden. Denn sonst dürften schnell Sorgen aufkommen, dass die Konjunkturerholung in den USA in den Kursen falsch eingepreist ist.

Stunden- und Tagesanalyse:

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Anleger sollten den heutigen Tag lieber von der Seitenlinie aus verfolgen, zu groß erscheint die Gefahr, in Fehlausbrüche zu laufen oder unglücklich ausgestoppt zu werden. Zudem mangelt es kurzfristig an wirklich  klaren Handelsmarken. Bis 13.45 Uhr dürfte der DAX nur lustlos seitwärts laufen, erst danach sollte die Vola kräftig anziehen.

Mit dem gestrigen Sprung über die Hürde bei 9900 haben die Bullen einen ersten Teilsieg errungen. Die seit rund einem Monat laufende Konsolidierung verliert somit deutlich an Tempo und könnte schon bald zu den Akten gelegt werden. Spätestens wenn der DAX per Tagesschluss über die 21-Tage-Linie und die Hürde um 9970 anzieht, geht der Blick wieder in Richtung neue Rekordhochs. Werden die Daten insgesamt hingegen negativ aufgenommen, dürfte der DAX erneut die breite Unterstützungszone um 9700 bis 9750 in Anspruch nehmen.

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Wochenanalyse:

MACD mit gefährlicher Divergenz

Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Aufwärtsbewegung trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Seit Sommer 2011 läuft der Index in einem Kanal Richtung Norden, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Schwächesignal ausgelegt werden.

Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.800.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9600 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9350 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8900 aktiviert.

Warnsignal kommen von der Markttechnik. Der DSS Bressert ist in seine obere Extremzone vorgestoßen und kippt allmählich in den neutralen Bereich. Der MACD bildete sogar gegenüber seinem Hochpunkt zum Jahreswechsel eine tiefere Umkehr aus, obwohl der DAX neue Hochs erreichte. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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