By 27. August 2013 Read More →

DAX-Chartanalyse: Warten auf das Ende des Sommerlochs

Rückblickend war das Timing für meinen Urlaub perfekt gewählt. In den vergangenen zwei Wochen hat sich die charttechnische Situation im DAX kaum verändert. Aber lange dürfte dieser Zustand nicht mehr anhalten.

 

Hoffentlich haben Sie während der Pause auf chartanalysen-online.de auch ein wenig der Börse und vor allem dem DAX den Rücken gekehrt. Klare Signale sind nach wie vor Mangelware. Vielmehr ist genau die Situation eingetreten, die ich hier zuletzt grob skizziert habe: Erst wenn Anfang September wieder die wichtigen Spieler am Markt aktiv sind und das Handelsvolumen anzieht, werden die Charts zuverlässigere Hinweise geben, wohin die Richtung geht. Bis dahin sehen wir nur ein „Grundrauschen“ der Börsen, in denen wenige Akteure ihr Glück versuchen.

Immerhin zeigte der DAX am Dienstag ein wenig mehr Dynamik, rauscht um 2,3 Prozent abwärts und beendete den Handel auf Tagestief. Wir sahen nicht nur den größten Tagesverlust seit dem 5. Juli, sondern auch eine deutliche Zunahme beim Handelsvolumen auf 3,3 Mrd. Euro (Xetra). Nachbörslich geht es wegen der schwachen Wall Street weiter abwärts, der DAX wird bei 8210 Punkten taxiert.

Nachdem der Deutsche Aktienindex zuletzt erneut an der charttechnischen Barriere zwischen 8430 bis 8455 Zählern scheiterte, testet der DAX zur Wochenmitte die seit Mitte Juli bereits mehrfach bestätigte Unterstützung bei 8210 bis 8230 Punkten. Es ist weiterhin nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Ausbruch aus dieser Range kommt. Je länger der DAX aber in der rund 200 Punkte engen Spanne pendelt, desto höher die  Wahrscheinlichkeit, dass die anschließende Kursreaktion sehr impulsiv ausfallen wird.

Es wäre daher nicht überraschend, wenn im negativen Fall auch die 55-Tage-Linie bei 8195 Zählern nicht genügend Käufer anlockt und eine Abwärtsspirale einsetzt. Auch die Kombination aus 100-Tage-Linie und horizontaler Unterstützung bei 8130 / 8150 Punkten erscheint keine zuverlässige Bastion der Bullen.

Fazit: Auch wenn die Ausgangslage weiterhin sehr unbefriedigend ist und an den Nerven zehrt, müssen wir uns weiterhin gedulden und warten, bis der DAX die Trading-Zone nachhaltig per Tagesschluss verlässt.

 

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Kennzahlen:

 

DAX-Pivot-Punkte für den 28. August:

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Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).

 

wichtige Chartmarken:

DAXMarken

 

 

 

Zweifel an der Aufwärtsdynamik

Seit der zweiten Juli-Hälfte konsolidiert der Markt seitwärts und baut seinen überhitzten Zustand ab, nachdem zuvor ein recht dynamischer Anstieg von rund 600 Punkten erfolgte. Größere Korrekturen waren bisher nicht zu beobachten, denn bereits an der seitwärts laufenden 55-Tage-Linie griffen Investoren erneut zu. Aktuell sehen wir somit nur eine Konsolidierung über die Zeitebene und damit aus Sicht der Käufer eine recht harmlose Korrektur.

Bisher behauptet sich der DAX über wichtigen Unterstützungen wie 8210 oder 8000 Punkte. Übergeordnetes Ziel bleibt daher die Region um das Rekordhoch bei rund 8550 Zählern. Da auf diesem Niveau auch die Oberkante des aktuellen Rechtecks verläuft, sollte das Kursverhalten hier genau verfolgt werden. Im positiven Szenario wären Anschlusskäufe über der Marke sehr bullisch zu werten und könnten den DAX in das nächst höhere Rechteck hieven. Abgesehen von einer noch nicht bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 8900 Punkten wäre der Weg bis zur tausender-Schwelle bei 9080 Zählern (Oberkante Rechteck) frei.

Dennoch muss weiterhin mit Gewinnmitnahmen gerechnet werden, die den Aufwärtsimpuls mindestens bis zur Ausbildung eines neues Rekordhochs ausbremsen. Solange der Markt aber über der 200-Tage-Linie und damit der langfristigen Aufwärtstrendlinie (s. auch Wochenchart) handelt, bleiben die mittel- bis langfristigen Perspektiven positiv. Erst wenn der DAX unter das Juni-Tief zurückfallen sollte, dreht die Tendenz von positiv auf neutral. Bearisch wird es hingegen unterhalb des Tiefpunktes der Frühjahrs-Korrektur bei 7400 Zählern. Eine solcher Rücksetzer ist derzeit aber unwahrscheinlich.

Zur Vorsicht mahnt die Tatsache, dass der DAX gegenüber dem Mai-Hoch bisher nur einen tieferen Hochpunkt ausgebildet hat. Eine intakte Aufwärtsbewegung ist hingegen durch eine Serie steigender Hochpunkte gekennzeichnet. Dies kann als Hinweis auf eine nachlassende Schwungkraft diagnostiziert werden und wird auch durch die jüngste Entwicklung im MACD bestätigt. Seit Anfang August steht der Oszillator auf „Verkaufen“ und bestätigte auch nicht mehr das letzte Hoch im DAX.

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Kanal gibt die Richtung vor

Im längerfristigen und damit übergeordneten Wochenkursverlauf liefert weiterhin ein seit Mitte 2011 bestehender Aufwärtskanal wichtige Orientierungspunkte auf der Ober- und Unterseite. Auf Höhe der südlichen Begrenzung der Range verläuft seit einigen Monaten auch die 200-Tage-Linie und wirkt zusätzlich stabilisierend.

Zuletzt wurde die untere Begrenzung Ende Juni / Anfang Juli angelaufen und ähnlich wie im April bestätigt. Wie bereits vermutet, kann die Kurserholung im Frühjahr als Blaupause für die aktuelle Projektion genutzt werden. Nach dem Test zeigte der DAX eine dynamische Erholung, die bisher aber noch nicht bis zum vorherigen Bewegungshoch reichte. Erst wenn diese Marke überwunden wird, dürfte der Markt erneut die Mitte des Kanals bei derzeit rund 8900 Zählern anlaufen.

Zur Vorsicht mahnt die Tatsache, dass der DAX bereits seit über einem Jahr nicht mehr die obere Begrenzung des Kurkorridors erreichte und sich zuletzt sogar der Druck auf die Unterseite erhöhte. Diese Entwicklung muss nun weiter genau beobachtet werden und könnte ein erstes Signal für ein Ende der seit Mitte 2011 laufenden Rally sein. Noch besteht aber kein Handlungszwang, zumal der DAX nach unten hin gut abgesichert ist. Die Unterkante des Aufwärtskanals verläuft auf Höhe der 200-Tage-Linie bei rund 7860 Punkten. Erst wenn der Markt diese wichtige Bastion sowie die horizontale Zone um 7450 per Wochenschluss unterschreitet, trübt sich die übergeordnete charttechnische Lage ein. Aktuell bleibt die Prognose für den mittel- bis langfristigen Horizont somit noch positiv. Platz nach oben ist ohnehin reichlich vorhanden, denn erst bei 10.000 Punkten verläuft die Oberkante des erwähnten Trendkanals. Zuvor dürfte der DAX aber an runden Kursmarken zu einer Korrektur neigen.

 

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Der nächste große Rallyschub

Im Monatschart zeigt sich sehr deutlich die Relevanz der weiteren Kursentwicklung. Sollte der DAX seine Aufwärtsbewegung auch in den Monaten fortsetzen, wird eine seit rund 13 Jahren anhaltende große Seitwärtsbewegung nach oben hin aufgelöst. Ähnlich sich auch das langfristige Chartbild im S&P 500 aus. Noch ist es aber zu früh, von einem nachhaltigen Ausbruch zu sprechen. Ein Monatsschluss unter der 8000er-Marke und damit auch unter den 2007er-Hochs würde berechtigte Zweifel aufkommen lassen.

Mittel- bis langfristig weist der Weg für den DAX aber aufwärts. Seit 2003 lässt sich eine Serie von steigenden Korrekturtiefs ausmachen. Zusammenfassend kann die Entwicklung der vergangenen 13 Jahre auch als großes aufsteigendes Dreieck gewertet werden. Der Sprung in dreistellige Kursregionen an der 10.000er-Marke wäre nur eine Zwischenstation hin zu deutlich höheren Niveaus jenseits der 15.000. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Auch in dieser sehr langfristigen Betrachtung weisen die Indikatoren bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).

Dennoch kann ein erneuter Test der langjährigen Aufwärtstrendlinie nicht ausgeschlossen werden. Aktuell verläuft der kritische Bereich um 5360 Punkten.

 

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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