DAX-Chartanalyse: Verkäuferstreik in luftiger Höhe
Auch ohne Rückenwind von der Wall Street strebt der DAX weiter aufwärts. Kann die Rally so weitergehen? Theoretisch ja, praktisch sieht die Sache anders aus. Die DAX-Chartanalyse für den 29. November 2013.
Stundenanalyse:
Zu Wochenbeginn hatte ich in der Chartanalyse eine Statistik vorgestellt, die auf eine positive Thanksgiving-Handelswoche hoffen ließ. Rückblickend lässt sich bereits heute feststellen, dass die Käufer diese Steilvorlage genutzt haben und den Markt weiter nach oben kauften. Nach wie vor setzt sich ein Muster fort, dass wir bereits seit Monaten an den Aktienmärkten sehen und besonders in der jüngeren Vergangenheit an Relevanz gewinnt. Wer investiert ist, gibt keine Anteile aus der Hand und setzt auf weiter steigende Kurse. Anleger, die hingegen unterinvestiert sind oder an der Rally nicht teilhaben, werden in den Markt gezwungen, weil der erhoffte Rücksetzer nicht eintritt und zugleich der Performancerückstand des eigenen Portfolios zu groß wird. Gerade bei den tonangebenden institutionellen Investoren ist davon auszugehen, dass diese Gruppe wegen Sorgen im Zusammenhang mit dem US-Budget-Streit aber auch Zweifel an der Notenbank-Strategie sich eher in einer Underperformance zum Gesamtmarkt befinden. Genau dieser Rückstand wird derzeit versucht aufzuholen und treibt die Rally zusätzlich an. Mit Blick auf Window-Dressing-Käufe dürften vor allem Aktien noch einmal zulegen, die in diesem Jahr bereits gut gelaufen sind – dazu zählen Continental, Deutsche Post und Daimler.
Allerdings wachsen natürlich auch an den Aktienmärkten die Bäume nicht in den Himmel. Jeder halbwegs erfahrene Anleger wird inzwischen wissen, dass die Rally in eine Übertreibungsphase übergegangen ist. Setzt eine Konsolidierung ein, wollen viele Anleger schnell verkaufen, entsprechend dynamisch dürften die Kurse dann in den Keller rauschen.
Auch die Umsätze zeigen deutlich, dass besonders die jüngsten Zugewinne nur durch wenige Akteure zustande kamen. Die breite Masse und somit ein gutes Fundament für eine Aufwärtsbewegung ist nicht gegeben. Und dabei spielt es keine Rolle, ob einige Investoren wegen Feiertagen nicht am Handelstisch sitzen. Wenn es stürmischer wird am Markt, fehlen wichtige Unterstützungen, die bei hohem Volumen ausgebildet wurden. Zur Einordnung: In den vergangenen 3 Monaten lag das durchschnittliche Handelsvolumen pro Tag auf Xetra bei 2,8 Mrd. Euro., der Monatsdurchschnitt liegt bei 2,7 Mrd. Zur Wochenmitte sanken die Umsätze auf zwei Mrd., gestern waren es nur noch 1,8 Mrd. Euro.
Der heutige Handelstag dürfte zumindest bis zur Veröffentlichung der Verbraucherpreise um 11 Uhr (siehe Beitrag Kaufchancen wie im Bilderbuch) sehr ruhig verlaufen, die vorbörslichen Indikationen sehen den DAX bei 9390. Oberhalb von 9400 gibt es keine relevanten Widerstände, auch die im Tageschart eingezeichnete Hilfslinie wäre dann endgültig hinfällig. Mögliche Zielgebiete liegen bei 9425 und 9450. Unterhalb von 9375 wäre ein Anlauf bis 9350 zu erwarten, spätestens bei rund 9325 dürften erneut Schnäppchenjäger bereitstehen.
Tagesanalyse:
Signalgeber noch nicht heiß gelaufen
Auf Basis der Anfang Oktober nach oben aufgelösten Flagge ließ sich in den vergangenen Wochen ein theoretisches Kursziel von rund 9160 ableiten, das der DAX mit dem Intraday-Ausbruch am 7. November abgearbeitet hat. Die Käufer haben nun ihre Pflicht erfüllt, eine Konsolidierung erscheint überfällig. Neu im Chart eingezeichnet ist eine noch nicht bestätigte Aufwärtstrendlinie, die sich aus den Hochpunkten vom September und November ableiten lässt und kurzfristig einer weiteren Rally entgegensteht.
Gut 800 Punkte ist der DAX ausgehend vom letzten Bewegungstief gestiegen, ohne das es bisher zu einer ausgeprägten Konsolidierung kam. Ob die Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen bereits ausreicht, um weiteres Aufwärtspotenzial zu generieren, muss sich erst noch zeigen. Kurzfristig wäre durchaus Luft vorhanden, denn der Abstand zur 21-Tage-Linie liegt deutlich unter dem Extremniveau von mehr als vier Prozent (rote Linie im Chart).
Wochenanalyse:
Gut abgesichert aufwärts
Auf Wochenbasis zeigt der DAX bereits seit Monaten eine Rally mit einer Serie von steigenden Tiefpunkten und Bewegungshochpunkten. Als sehr zuverlässige Unterstützung gilt die Kombination aus 200-Tage-Linie und einer unteren Aufwärtstrendlinie, die in diesem Jahr bereits dreimal vergeblich von den Bären attackiert wurde und rückblickend ein sehr gutes Einstiegsniveau darstellte.
Rein charttechnisch ist der Blick klar noch oben gerichtet. Zuletzt bestätigte der Deutsche Aktienmarkt auch auf Wochenbasis das jüngst erzielte neue Verlaufshoch. Unmittelbare Widerstände lassen sich im Wochenchart nicht mehr ausmachen. Die Mittellinie (entspricht der oberen Aufwärtstrendlinie im Tageschart) des seit Herbst 2011 bestehenden Trendkanals kann als Orientierungsziel verwendet werden und verläuft nach dem letzten Test im Mai aktuell bei rund 9680. Ob der DAX die Mittellinie noch erreichen wird, ist aber sehr fraglich.
Monatsanalyse:
Ausbruch erfolgt?
Der Monatschart zeigt deutlich die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000. Ähnlich wie im amerikanischen Leitindex S&P 500 ist bei anhaltender Kaufbereitschaft mit einer längerfristigen und sehr nachhaltigen Aufwärtsbewegung zu rechnen, die den DAX deutlich in dreistellige Kursregionen oberhalb von 10.000 Punkten führen sollte. Eine solche Entwicklung werden die Bären aber nicht ohne Gegenwehr geschehen lassen. Ein Pullback ausgehend von 9000 / 9500 an die 8000er-Region ist auf jeden Fall einzuplanen und eröffnet noch einmal eine gute Nachkaufchance.
Die Wahrscheinlichkeit für einen nachhaltigen Ausbruch auf der Oberseite ist zumindest auf längerfristige Sicht klar zu favorisieren. Zwar kann es durchaus noch einmal zu einen erneuten Test der unteren Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 5360 Punkten kommen. Die steigenden Bewegungshochpunkte seit 2003 stimmen aber positiv. Kursrückschläge wurden immer früher zum Einstieg genutzt und verstärken den Druck auf der Oberseite eines möglichen aufsteigenden Dreiecks.
Die Indikatoren weisen in der sehr langfristigen Betrachtung bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).