DAX-Chartanalyse: Große Ereignisse werden ihre Schatten voraus

Weder Käufer noch Verkäufer haben aktuell genügend Kraft, um die nächsten charttechnischen Signale zu liefern. Aber dieser Zustand wird nicht mehr lange anhalten. Die DAX-Chartanalyse für den 19. Juni 2013. 

 

 

Trotz der heißen Temperaturen setzte der DAX auch am Dienstag seine Erholungsbewegung fort. Allerdings schleppten sich die Kurse im Handelsverlauf eher Richtung Norden. Die Dynamik und damit auch Volatilität lässt deutlich nach. Noch wäre es verfrüht, dies als Hinweis auf ein Ende der Gewinnserie zu deuten. Denn mit dem am Abend anstehenden Fed-Treffen sowie den dreifachen Verfallstag am Freitag stehen bedeutende Termine auf der Agenda. Erfahrungsgemäß halten sich viele Investoren mit größeren Neu-Positionierungen zurück mit der Folge, dass die Kurse noch nur wenig Dynamik zeigen.

Hinzu kommt das der DAX aus charttechnischer Sicht an eine nicht zu unterschätzende Barriere gelaufen ist. Gemeint ist die Kombination aus  Oberkante des seit knapp einen Monat bestehenden Abwärtskanals sowie die horizontale Zone zwischen 8220 bis 8250 Punkten. Wenige Punkte höher bei 8285 Punkten verläuft zudem die wieder fallende 21-Tage-Linie. Erst wenn der DAX auch den gleitenden Durchschnitt per Stundenschluss genommen hat, ist mit einer weiteren Erholung bis an das Bewegungshoch vom 10. Juni bei 8360 Zählern zu rechnen.

Solange aber der Abwärtskanal nicht signifikant gebrochen wird, bleibt der kurzfristige Blick nach unten gerichtet. Im Tagesverlauf fällt die Oberkante der Range bis auf 8200 Punkte. Darunter findet sich die nächste schwache Unterstützung am gestrigen Tagestief bei 8175 Zählern. Abgaben darüber hinaus dürften zu einer Korrektur bis in den Bereich 8120 führen, ehe der Markt erneut die Unterkante des Kanals bei knapp 7900 Zählern anlaufen dürfte.

 

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Kennzahlen:

 

DAX-Pivot-Punkte für den 19. Juni:

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Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).

 

 

 

wichtige Chartmarken:

DAXMarken

 

 

 



 

Gefangen im Rechteck

Im mittelfristigen Tageschart wird die hohe Bedeutung des aktuellen Rechtecks sichtbar. Anfang Mai kletterte der DAX dynamisch in die grau hinterlegte Zone und spurtete bis an die obere Begrenzung bei 8515 Punkten. Allerdings scheiterte hier der Ausbruch, die logische Folge ist eine Rückkehrbewegung an die Unterkante. In den vergangenen Wochen hielt sich der DAX gut an diese Vorgaben und lief kürzlich die Zone um knapp 8000 Punkte an. Schnäppchenjäger verhinderten den Rücksetzer in das tiefer gelegene Rechteck und sorgten so für eine Stabilisierung.

Aktuell bietet sich erneut die Chance, in die oberen Regionen vorzustoßen. Ein erster Hinweis auf einen erneuten Test der Rekordstände wäre ein Anstieg über die Mittellinie bei rund 8260 Zählern (23,6 Prozent Fibonacci-Marke der April-Mai-Rally). Bleibt dem DAX der Anstieg verwehrt, steigt der Druck auf die Unterseite.

Die Indikatoren liefern nach wie vor ein gemischtes Bild. Der zuletzt sehr zuverlässige MACD steht nach wie vor auf „Verkaufen“. Immerhin hat der trendfolgende Oszillator seinen überhitzten Zustand verlassen und prüft nun die Nulllinie. Manche Analysten sehen einen Rücksetzer in negatives Terrain als Signal für eine anhaltende Schwächephase. Der geglättete Stochastik (DSS Bressert) bestätigte hingegen zuletzt nicht mehr die neuen Bewegungstiefs im DAX und deutet mit positiven Divergenzen eher auf eine Erholung.

 

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Aufwärtskanal lässt viel Platz

Die erste Jahreshälfte kann sich durchaus sehen lassen. Bereits seit Mitte 2011 läuft das Aktienbarometer in einem rund 1500 Punkte breiten Aufwärtskanal. Zuletzt wurde die Untergrenze dieser Range während der Korrektur Mitte April angelaufen und bestätigt. Seitdem erholte sich der Markt, kletterte über die bisherigen Rekordhochs aus 2000 und 2007 und steht nun ungefähr in der Mitte der Range.

Charttechnisch relevante und bereits bestätigte Widerstände sind nun Mangelware. Mit dem Spurt auf frische Hochs lieferte der DAX das beste Kaufsignal ab, welches die Technische Analyse zu bieten hat. Die kürzlich erfolgte Rückkehrbewegung ist vor allem an viel beachteten Marken wie der Region um die alten Rekordniveaus vollkommen normal und trendbestätigend zu werten – solange es nicht zu einem signifikanten Rücksetzer und damit Fehlausbruch kommt.

Nach oben hin ist der Weg nun frei bis mindestens an die obere Begrenzung des Trendkanals bei rund 9800 Punkten. Zuvor dürften aber einige runde Kursmarken für Gewinnmitnahmen sorgen. Nach unten hin hat der DAX ebenfalls viel Platz. Im optimalen Szenario fällt der Markt nicht mehr unter 8000 Punkte per Wochenschluss. Sollte es dennoch zu weiteren Kursverlusten kommen, liegen zwischen 7400 bis 7600 zahlreiche robuste Unterstützungen wie zum Beispiel die Unterkante des erwähnten Trendkanals oder auch die viel beachtete 200-Tage-Linie.

 

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DAX – 10.000 Punkte wären nur eine Zwischenstation

Der Monatschart vermittelt eigentlich am deutlichsten, wie wichtig die Kursentwicklung derzeit aber auch in den kommenden Wochen ist. Aktuell sieht es so aus, als ob der DAX die seit 2000 und somit seit rund 13 Jahren anhaltende große Seitwärtsbewegung endlich nach oben hin auflösen kann und somit den „Deckel lüftet“. Im Jahr 2007 scheiterte der Markt fast das gesamt Jahr hindurch an einem nachhaltigen Anstieg über das 2000er-Hoch, in 2011 zogen sich die Käufer bereits deutlich tiefer bei rund 7400 Punkten wieder zurück.

Vollkommen überraschend kommt die jüngste Entwicklung aber nicht, denn seit 2003 lässt sich eine Serie von steigenden Korrekturtiefs ausmachen. Zusammenfassend kann die Entwicklung seit der Jahrtausendwende somit auch als großes aufsteigendes Dreieck gewertet werden. Der Sprung in dreistellige Kursregionen an der 10.000er-Marke wäre nur eine Zwischenstation hin zu deutlich höheren Niveaus jenseits der 15.000. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Auch in dieser sehr langfristigen Betrachtung weisen die Indikatoren bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).

Fast man alles zusammen, könnte ein mögliches Szenario wie folgt aussehen. Der DAX schafft den nachhaltigen Ausbruch und läuft – unter Korrekturen – bis an die 10.000. Hier kommt es zu einer Pullbackbewegung, die sich oft beobachten lässt, wenn der Markt lange an charttechnisch wichtigen Marken scheiterte und diese schließlich überwindet. Übertragen auf den DAX wäre mit einer Rückkehrbewegung bis 8200 / 8500 zu rechen. Hier würde sich für Nachzügler noch einmal eine günstige Gelegenheit ergeben, eher der Börsenexpress nachhaltig in fünfstellige Regionen aufbricht.

 

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Posted in: Chart-Show, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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