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DAX-Chartanalyse: Showdown auf der Oberseite

Neue Bestmarken an der Wall Street geben den Bären keine Chance für eine Korrektur. Bereits heute könnte eine wichtige Vorentscheidung fallen, wie es kurzfristig weitergehen wird. Die DAX-Chartanalyse für den 30. Oktober 2013.

Am Dienstag sahen wir eine spiegelbildliche Entwicklung im Vergleich zum Wochenauftakt. Nach minimalen Auftaktverlusten strebte der DAX in die Gewinnzone und baute gegen Handelsschluss das Polster aus. Erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte schloss der Index über der 9000er-Marke. Rein charttechnisch ist dies nicht relevant, psychologisch wächst nun aber der Druck auf Investoren, die immer noch nicht oder zu gering am Markt aktiv sind. Aus Angst, die bevorstehende Jahresendrally zu verpassen und bei der Performance weiter in Rückstand zu geraten, wäre eine Zunahme der Aufwärtsdynamik nicht mehr überraschend. Bereits der gestrige Anstieg beim Handelsvolumen auf 2,7 Mrd. Euro auf Xetra könnte dafür ein Indiz sein. Besonders in der letzten Handelsstunde strömte Kapital in den Markt. In den vergangenen zwei Wochen verzeichneten wir eher eine kontinuierlich fallende Tendenz bei den Tagesumsätzen.

Auf Basis der von mir verfolgten Marktindikatoren wie dem DSS Bressert oder der Anzahl der Aktien, die über ihrem kurz- bis mittelfristigen gleitenden Durchschnitt notieren, ist der DAX bereits überhitzt. Lediglich der Abstand zur 21-Tage-Linie von derzeit 2,7 Prozent hat noch nicht einen oberen Extremwert erreicht, der ungefähr ab 3,5 Prozent beginnt. Etwas Luft ist noch vorhanden, die Risiken werden allerdings größer. Es wäre aber falsch, zu früh auf die Short-Seite zu wechseln. Never short a dull market (Shorte niemals einen „dummen“ Markt) – schrieb bereits Jesse Livermore in seinem großartigen Börsenbuch „Das Spiel der Spiele“. Eine Übertreibungshase kann länger andauern als erwartet und lässt sich technisch kaum prognostizieren. Grundsätzlich bleibt ein bereinigendes Gewitter nur eine Frage der Zeit, aber bis eindeutige Signale einer Umkehr zu erkennen sind, sollte man mit dem Strom schwimmen. Und hier ist die Tendenz ganz klar nach oben gerichtet.

Vorbörslich steht der DAX leicht höher bei 9035 und damit exakt auf der nördlichen Aufwärtstrendlinie, an der es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Verkäufen kam. Sollte diese letzte Bastion der Bären auch überwunden werden, ist der Weg endgültig frei. Zielbereiche liegen bei 9050 und vor allem um 9080, wo die obere Grenze des aktuellen Rechtecks verläuft. Übergeordnet liegt das Kursziel aus der Flaggenformation bei 9160 (s. Tagesanalyse).

Intraday-Trader sollten auf der Südseite die erste, sehr schwache Haltezone um 8980 verfolgen. Fällt der Index darunter zurück, ist mit weiteren Verlusten bis an den Bereich 8950 zu rechnen. Kursverluste darüber hinaus sind für den heutigen Tag fast schon unwahrscheinlich, denn zuletzt wurde bereits jeder noch so kleine Rücksetzer zum Einstieg genutzt. Weitere, bereits bestätigte Nachfragebereiche liegen bei 8900 und um 8770.

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Kennzahlen:

 

DAX-Pivot-Punkte für den 30. Oktober:

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Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).

 

wichtige Chartmarken:

DAXMarken

 

 

Zielbereich rückt näher

Rund 500 Punkte ist der DAX ausgehend vom letzten Bewegungstief gestiegen, ohne das es bisher zu einer Konsolidierung kam. Der weitere Anstieg dürfte nun nicht mehr ganz so dynamisch verlaufen, dennoch bleibt die Tendenz positiv, bis sich eindeutige Schwächesignale zeigen.

Auf Basis der Anfang Oktober nach oben aufgelösten Flagge lässt sich ein theoretisches Kursziel von rund 9160 ableiten. Flaggen zählen zu den Fortsetzungsformationen, die für gewöhnlich in der Mitte einer dynamischen Trendbewegung auftreten. Ähnlich wie bei einem Wimpel können mit Hilfe dieser Kursmuster sehr gut Kursziele bestimmt werden. Dazu misst man zunächst den Abstand der vorangegangenen Bewegung bis zur Unterkante der Flagge. Diese vertikale Differenz wird schließlich an den Ausbruchspunkt der Flagge gesetzt und in Trendrichtung projiziert.  Statistiken zufolge liegt die Fehlerquote von Flaggen in einem übergeordneten Aufwärtstrend bei nur 13 Prozent, ein sehr niedriger Wert. Allerdings enttäuscht die Zielerreichungsquote von 63 Prozent.

Ernsthafte Widerstände, zumindest auf horizontaler Ebene, gibt es noch nicht. Lediglich eine Aufwärtstrendlinie, die im Bereich 9000 verläuft, könnten den DAX ausbremsen. Überwindet der Aktienmarkt die Marken und zeigt somit wie bereits im Mai eine Trendbeschleunigung, dürfte zügig das Kursziel von 9160 erreicht werden.

Nach unten ist der DAX nach wie vor gut abgesichert. Die untere Begrenzung des aktuellen Rechtecks, in dem sich der DAX befindet, wurde beim Retest Anfang Oktober exakt bestätigt. Erst wenn der Index unter 8440 zurückfallen sollte, müsste das mittelfristig bullische Szenario revidiert werden. Weitere gute Unterstützungen vor allem um 8100 / 8150 (Aufwärtstrendlinie und 200-Tage-Durchschnitt) begrenzen das Risiko.

 

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Gut abgesichert aufwärts

Auf Wochenbasis zeigt der DAX bereits seit Monaten eine Rally mit einer Serie von steigenden Tiefpunkten und Bewegungshochpunkten. Als sehr zuverlässige Unterstützung gilt die Kombination aus 200-Tage-Linie und einer unteren Aufwärtstrendlinie, die in diesem Jahr bereits dreimal vergeblich von den Bären attackiert wurde und rückblickend ein sehr gutes Einstiegsniveau darstellte.

Rein charttechnisch ist der Blick klar noch oben gerichtet. Zuletzt bestätigte der Deutsche Aktienmarkt auch auf Wochenbasis das jüngst erzielte neue Verlaufshoch. Unmittelbare Widerstände lassen sich im Wochenchart nicht mehr ausmachen. Die Mittellinie (entspricht der oberen Aufwärtstrendlinie im Tageschart) des seit Herbst 2011 bestehenden Trendkanals kann als Orientierungsziel verwendet werden und verläuft nach dem letzten Test im Mai aktuell bei rund 9500. Ob der DAX die Mittellinie noch erreichen wird, ist aber sehr fraglich. Wie im Tageschart beschrieben ist bereits im Bereich der 9000/9100er-Marke mit einer erhöhten Konsolidierungsgefahr zu rechnen.

Etwas nachdenklich stimmt die leicht nachlassende Trenddynamik. Seit Anfang August befindet sich der DSS Bressert auf dem Rückzug und rutschte kürzlich sogar in die neutrale Zone. Für gewöhnlich ist dies ein deutliches Signal für eine Konsolidierung. Allerdings liefert der Chart bisher noch keine Bestätigung.

 

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Der Ausbruch wird erfolgen, die Frage ist nur wann

Seit rund 13 Jahren scheitert der DAX an der 8000er-Marke. Während der derzeit noch laufenden dritten Aufwärtswelle markierte der Deutsche Leitindex zwar neue Bewegungshochs mit Kursen von bis zu 8557 Punkten. Im sehr langfristigen Kursverlauf kann aber noch nicht von einem nachhaltigen Ausbruch auf der Oberseite gesprochen werden, da der Index inzwischen nur noch knapp über der runden Schwelle notiert.

Aus rein charttechnischer Sicht ist dies nicht überraschend, denn an der 8000er-Marke steht viel auf dem Spiel. Ähnlich wie im amerikanischen Leitindex S&P 500 ist bei anhaltender Kaufbereitschaft mit einer längerfristigen und sehr nachhaltigen Aufwärtsbewegung zu rechnen, die den DAX deutlich in dreistellige Kursregionen oberhalb von 10.000 Punkten führen sollte. Eine solche Entwicklung werden die Bären aber nicht ohne Gegenwehr geschehen lassen.

Dennoch  ist die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch auf der Oberseite zumindest auf längerfristige Sicht klar zu favorisieren. Zwar kann es durchaus noch einmal zu einen erneuten Test der unteren Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 5360 Punkten kommen. Die steigenden Bewegungshochpunkte seit 2003 stimmen aber positiv. Kursrückschläge wurden immer früher zum Einstieg genutzt und verstärken den Druck auf der Oberseite eines möglichen aufsteigenden Dreiecks.

Die Indikatoren weisen in der sehr langfristigen Betrachtung bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).

 

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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