DAX-Chartanalyse: Rückschlag bis an die kritische Grenze

Nach den Kursgewinnen vom Freitag ist der Blick erneut abwärts gerichtet. Der offene Schlagabtausch zwischen Bullen und Bären geht weiter. Aber nicht mehr lange. Die DAX-Chartanalyse für den 3. März 2014.

Stundenanalyse:

Die Bilanz der vergangenen Woche mit einem Gewinn von 0,3 Prozent sagt bereits schon alles – die kurzfristige Tendenz am deutschen Aktienmarkt bleibt unklar. Erfolge auf der Käufer- oder Verkäuferseite sind nach wie vor nicht zu erkennen, beide Gruppen haben derzeit offenbar nicht genügend Potential, den Markt in eine neue Trendbewegung zu lenken. Solange hier ein Patt vorliegt, sollten sich Anleger eher zurückhalten und erst wieder aktiv werden, wenn eine Tendenz zu erkennen ist. In der Praxis ist dies aber nicht ganz so einfach. Auch wenn der Markt zuletzt eine recht klare Schiebezone ausgebildet hat, müssen Fehlausbrüche auf der Ober- und Unterseite jederzeit einkalkuliert werden. Zudem kann es auch zu einer Ausweitung der Spanne kommen.

Wer kurzfristig dennoch gerne aktiv dabei sein möchte, blickt auf die Grenzen der seit zwei Wochen bestehenden Tradingrange. Die Unterseite ist etwas schärfer definiert als das entsprechende Pendant auf der Oberseite. Zuletzt drehte der Markt mehrfach bei rund 9480 bis 9500. Eine charttechnisch durchaus relevante Zone, denn hier verlaufen eine horizontale Unterstützung, die steigende 21-Tage-Linie und das 38 Prozent Niveau der Aufwärtsbewegung. Solange der DAX über dieser Marke handelt, ist die Tendenz leicht positiv. Zur heutigen Eröffnung dürfte der Bereich erneut unter Druck geraten, der DAX dürfte mit einer deutlichen Abwärtslücke bei 9530 eröffnen.

Fällt der Markt weiter zurück, sind wirklich verlässliche Unterstützungen eher Mangelware. Um 9400 hätte der Index rund 50 Prozent der Aufwärtsbewegung wieder korrigiert, etwas wichtiger erscheint aber erst das Niveau um 9330. Hier liegen das 61 Prozent Niveau der Februar-Erholung und die 100-Tage-Linie. Am mittelfristigen Gleitenden Durchschnitt stabilisierte sich der DAX bereits während der jüngsten Korrektur Anfang Februar.

Ein schwacher Widerstand liegt um 9565 sowie 9620, darüber wäre Platz bis an die 9700er-Region.

 DAXST1

 

 

Tagesanalyse:

Doppeltes Verkaufssignal

Während der richtungsweisende US-Leitindex S&P 500 im Februar ein neues Rekordhoch erreichte, blieb den DAX-Bullen dieser Erfolg bisher noch versagt. Zwar zeigte auch der heimische Markt eine sehr dynamische Erholung auf den Abverkauf im Januar und kletterte im Vormonat um rund 4,2 Prozent. In den vergangenen zwei Wochen spielte sich der Handel aber immer knapp unter dem Mitte Januar erreichten Hoch ab. Aus Anlegersicht durchaus nachvollziehbar. Denn bei einem Einstandspreis von neuen Positionen oberhalb von 9600 dürfte so mancher Börsianer unruhige Nächte haben. Wer erst auf dem erhöhten Niveau einsteigt, erkauft sich ein schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis. Die Position schwankt täglich zwischen Gewinn und Verlust, was die Nerven zusätzlich belastet. Etwas entspannter können hingegen Anleger den Markt verfolgen, die zwischen 9100 bis 9500 eingestiegen sind. Von daher überrascht es kaum, dass es in diesem Bereich zu einer schnellen Erholung kam und oberhalb von 9600 ein offener Schlagabtausch zwischen Bullen und Bären beobachtet werden kann.

Auch wenn die Börse seit einiger Zeit keine klaren Signale mehr zeigt, sollte man wachsam bleiben. Denn häufig kam es in der Vergangenheit nach einer engen Seitwärtsbewegung zu einem dynamischen Impuls in eine Richtung. Dazu kommt aktuell noch die unmittelbare Nähe zum Rekordhoch, was zusätzlich für Spannung sorgt und einen Trend verstärken kann.

Die grundsätzliche Tendenz ist nach wie vor aufwärts gerichtet, alle wesentlichen Trendlinien und Gleitenden Durchschnitte weisen nach Norden. Erst wenn der DAX unter die Kombination aus Jahrestief und Aufwärtstrendlinie bei rund 9080 zurückfallen sollte, dreht die Börsenampel auf Rot und eine Neueinschätzung der mittelfristigen Perspektiven wäre erforderlich. Kursbewegungen in der Range 9080 bis 9800 sind als nahezu neutral einzuordnen, oberhalb von 9800 haben klar die Bullen das Zepter in der Hand.

Zur Vorsicht mahnt die Tatsache, dass der DAX im zweiten Anlauf nicht mehr das im Januar markierte Rekordhoch erreichte und bisher einen tieferen Hochpunkt ausbildete. Auch das Umsatzvolumen fällt seit zwei Wochen eher unterdurchschnittlich aus. Es drängt sich ein wenig der Verdacht auf, dass die jüngste Erholung überwiegend von spekulativen Anlegern getragen wurde, die sich auch schnell wieder aus dem Markt verabschieden, wenn die erhofften Kursgewinne nicht eintreten.

Auch die Indikatoren deuten in eine ähnliche Richtung. Der MACD steht kurz vor einem Verkaufssignal, gleiches gilt auch für den DSS Bressert. Der Start in den März könnte daher etwas ungemütlicher ausfallen.

DAXT

 

Wochenanalyse:

DAX bleibt im Kanal gefangen

Seit dem letzten ernst zu nehmenden Crash im Sommer 2011 läuft der DAX in einer von nur kurzen Konsolidierungen gekennzeichneten Aufwärtsbewegung. Maßgeblich auf der Unterseite ist eine seit Herbst 2011 bestehende Aufwärtstrendlinie, die im Jahr 2013 mehrfach angelaufen und bestätigt wurde (hellgrüne untere Linie). Verstärkt wird die aktuell bei 9100 verlaufende Gerade von der viel beachteten 200-Tage-Linie, die klar steigend im Bereich um 88820 notiert. Für den Deutschen Aktienmarkt bleiben die Aussichten auf der mittel- bis langfristigen Zeitebene  bullisch, solange sich der Markt über dem langfristigen Durchschnitt behaupten kann. Ausgehend vom aktuellen Niveau könnte der DAX somit deutlich korrigieren, ohne das eine Neueinschätzung der übergeordneten langfristigen Perspektiven erforderlich wäre.

Aber auch Richtung Norden scheinen die Grenzen für die kommenden Wochen abgesteckt. Als Spielverderber für die Bullen erwies sich zuletzt eine seit Frühjahr 2012 bestehende Trendlinie (dunkelgrüne Linie), an der es seitdem mehrfach zu Gewinnmitnahmen kam. Erst wenn die bei gut 10.000 verlaufende Gerade überwunden ist, eröffnet sich für den DAX weiterer Spielraum.

Eher Gegenwind kommt derzeit von den Indikatoren. Seit Ende Januar sendet der trendfolgende MACD ein Verkaufssignal und liefert ein Argument für eher schwache Notierungen in den kommenden Wochen. Der Indikator steht zudem derzeit auf einem ähnlich erhöhten Niveau wie im Jahr 2000 und 2007, als der Markt ebenfalls ein Top ausbildete. Zumindest ein Anstieg über die dunkelgrüne Aufwärtstrendlinie und somit eine Beschleunigung der Bewegung ist derzeit eher nicht zu favorisieren.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Noch hat der Signalgeber nicht die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 erreicht (rote Linie).

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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