DAX-Chartanalyse: Nur ein Sturm im Wasserglas
Die Bären haben gestern einen kleinen Sieg errungen, doch der charttechnische „Schaden“ hält sich noch in Grenzen. Einige Handelsmarken könnten bereits heute zeigen, wohin kurzfristig die Reise gehen wird. Die Chartanalyse für den 24. Mai 2013.
Keine Frage, Verluste von rund zwei Prozent im DAX an einem Tag sind als sehr kräftig zu bezeichnen. Allerdings ist es auch wichtig, den Abverkauf vom Donnerstag vor dem Hintergrund der bisherigen Rally richtig einzuordnen. Zur Erinnerung: Am 23. April eröffnete der Markt bei 7480 Punkten, heute und damit fast einen Monat später stehen wir immer noch knapp zwölf Prozent höher. Anders formuliert: Der Markt hat noch viel Luft nach unten, bevor der Trend wirklich in Gefahr geraten würde. Als gute Orientierung dient der Abstand zur 200-Tage-Linie. Aktuell verläuft der viel beachtete Durchschnitt 10,7 Prozent tiefer bei 7550 Punkten und damit zugleich an einer guten horizontalen Unterstützung. Von diesen Kursregionen ist der DAX aber noch weit entfernt.
Und der Stundenchart zeigt deutlich, dass in der zweiten Handelshälfte am Donnerstag bereits wieder einige mutige Anleger den Rücksetzer nutzten und den Markt kauften. Vorbörslich scheint sich diese Tendenz zu bestätigen, der DAX wird bei rund 8380 Punkten erwartet.
Auf der Oberseite könnte daher recht schnell die nächste Hürde bei 8400 Punkten unter Druck geraten. Neben einer schwach einzuschätzenden horizontalen Barriere liegt hier auch die Unterkante der gestern gerissenen Abwärtslücke. Behalten die Käufer im Tagesverlauf die Regie, liegen mögliche Zielmarken bei 8450 und 8500 Zählern.
Nach unten hin erscheint der DAX derzeit gut abgesichert. Gestern zeigte sich bereits an der runden Marke von 8300 Punkten eine verstärkte Nachfrage. Neben einer horizontalen Schwelle liegt hier auch das 23,6 Prozent Fibonacci-Retracement, das erfahrungsgemäß ein gutes Zielgebiet für eine Mindestkorrektur darstellt. Hält hingegen der Verkaufsdruck weiter an, liegt ein guter Auffangbereich zwischen 8220 bis 8250. Im äußersten Fall wäre ähnlich wie im S&P 500 auch eine Konsolidierung bis an das alte Rekordhoch bei 8151 Punkten akzeptabel. Eine entsprechende Analyse zum US-Leitindex werde ich im Tagesverlauf veröffentlichen.
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Kennzahlen:
DAX-Pivot-Punkte für den 24. Mai:
Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).
wichtige Chartmarken:
Rücksetzer von der Oberkante des Rechtecks
Wer Ende April den Einstieg verpasste, hatte eigentlich keine Chance zu etwas günstigeren Preisen einzusteigen, da der DAX bisher ohne Rücksetzer aufwärts strebte. Selbst die Entwicklung in der ersten Mai-Hälfte kann noch nicht einmal als Konsolidierung eingestuft werden. Ob der jüngste Rücksetzer der Auftakt für eine größere Korrektur darstellt, wird sich schnell zeigen. Entweder baut der DAX den überhitzten Zustand über die Zeitachse ab, d.h. es kommt zu einer Seitwärtskonsolidierung, oder Gewinnmitnahmen drücken den Index abwärts – dies wäre die Konsolidierung über die Preisebene.
Nach oben hin sind jedenfalls im mittelfristigen Zeithorizont kaum noch ernsthafte Barrieren vorhanden. Zuletzt scheiterte der DAX an der Marke um 8515 Punkten. Hier liegen das 161,8 Prozent Fibonacci-Niveau aber auch die Obergrenze des aktuellen Rechtecks, in dem sich der DAX seit Anfang Mai bewegt (grauer Bereich).
Gerade der Tageschart liefert aber auch einen guten Überblick auf die derzeit sehr überkaufte Lage. Sowohl MACD als auch DSS Bressert sind in Regionen vorgestoßen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Der MACD steht zudem kurz vor einem lehrbuchmäßigen Verkaufssignal. Etwas exotischer, aber nicht minder interessant ist auch der Abstand zur 200-Tage-Linie (unterer Chart) mit aktuell rund elf Prozent. Zuletzt kam es ab 13 / 14 Prozent immer zu einer Korrektur.
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Auf der Suche nach Widerständen
Der DAX zeigte sich zuletzt deutlich bullischer als vermutet und scheint nun auch nachhaltig über die Hochs aus 2007 nach oben zu laufen. Die bisherige Vermutung, dass wir in diesem Jahr vielleicht nur ein ähnliches Kursverhalten wie 2007 sehen – Seitwärtsbewegung zwischen 7400 bis 8200 Punkten – scheint offenbar falsch zu sein.
Im Vordergrund steht natürlich die Frage, wann von einem nachhaltigen Ausbruch auf der Oberseite gesprochen werden kann. Formal hat der DAX mit zuletzt zwei Wochenschlusskursen oberhalb von 8200 Punkten bereits ein klares Signal gegeben. Der Blick ist somit klar aufwärts gerichtet. Seit der zweiten Jahreshälfte 2011 läuft der DAX in einem breiten Aufwärtskanal, der aktuell Luft auf der Oberseite bis rund 9600 Punkte lässt. Zuletzt wurde die nördliche Begrenzung im März 2012 angelaufen, die Relevanz ist nach bisher aber nur zwei Testes noch recht gering.
Nach unten hin hat der DAX ebenfalls viel Platz, denn mit 8500 Zählern handeln wir aktuell ungefähr in der Mitte der Range. Im optimalen Szenario fällt der Markt nicht mehr unter 8000 Punkte per Wochenschluss. Sollte es dennoch zu weiteren Kursverlusten kommen, liegen zwischen 7400 bis 7600 zahlreiche robuste Unterstützungen.
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DAX – 10.000 Punkte wären nur eine Zwischenstation
Der Monatschart vermittelt eigentlich am deutlichsten, wie wichtig die Kursentwicklung derzeit aber auch in den kommenden Wochen ist. Aktuell sieht es so aus, als ob der DAX die seit 2000 und somit seit rund 13 Jahren anhaltende große Seitwärtsbewegung endlich nach oben hin auflösen kann und somit den „Deckel lüftet“. Im Jahr 2007 scheiterte der Markt fast das gesamt Jahr hindurch an einem nachhaltigen Anstieg über das 2000er-Hoch, in 2011 zogen sich die Käufer bereits deutlich tiefer bei rund 7400 Punkten wieder zurück.
Vollkommen überraschend kommt die jüngste Entwicklung aber nicht, denn seit 2003 lässt sich eine Serie von steigenden Korrekturtiefs ausmachen. Zusammenfassend kann die Entwicklung seit der Jahrtausendwende somit auch als großes aufsteigendes Dreieck gewertet werden. Der Sprung in dreistellige Kursregionen an der 10.000er-Marke wäre nur eine Zwischenstation hin zu deutlich höheren Niveaus jenseits der 15.000. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Auch in dieser sehr langfristigen Betrachtung weisen die Indikatoren bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).
Fast man alles zusammen, könnte ein mögliches Szenario wie folgt aussehen. Der DAX schafft den nachhaltigen Ausbruch und läuft – unter Korrekturen – bis an die 10.000. Hier kommt es zu einer Pullbackbewegung, die sich oft beobachten lässt, wenn der Markt lange an charttechnisch wichtigen Marken scheiterte und diese schließlich knackt. Übertragen auf den DAX wäre mit einer Rückkehrbewegung bis 8200 / 8500 zu rechen. Hier würde sich für Nachzügler noch einmal eine günstige Gelegenheit ergeben, eher der Börsenexpress nachhaltig in fünfstellige Regionen aufbricht.
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