DAX-Chartanalyse: Korrektur ja, Panik nein

Die Abwärtsdynamik im DAX hat in den vergangenen Stunden deutlich zugenommen. Zeit für eine technische Erholung, die aber schnell an ihre Grenzen stoßen wird. Die wichtigen Handelsmarken in der kurz- bis langfristigen Übersicht.   

 

Kurz vor dem Wochenende wird es noch einmal richtig spannend. Ähnlich wie bereits gestern dürfte der DAX auch heute zunächst recht ruhig in den Handel starten. Mit Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten um 14.30 Uhr ist mit einer deutlichen Zunahme der Vola zu rechnen – die Tages- und vielleicht Wochenperformance wird dann entschieden. Behalten Sie also ihre Hebelpositionen am Nachmittag gut im Auge.

Die Kursverluste vom Donnerstag führten im kurzfristigen Chartbild zu einer deutlichen Beschleunigung der Abwärtsbewegung. Dabei erwies sich auch die Region um das alte Rekordhoch bei 8151 Punkten nicht als Haltemarke. Investoren, die Anfang Mai den Einstieg verpassten, nutzten somit nicht die Gelegenheit zum günstigen Nachkauf, was tendenziell eher negativ zu beurteilen ist. Dennoch sollte der gestrige Schlussstand unter 8100 Punkte nicht überbewertet werden. Das Handelsvolumen zeigt keine Zunahme während der jüngsten Verlusttage. Zudem erholte sich der Markt im nachbörslichen Handel bereits wieder auf 8150 Zähler.

Im Stundenchart verläuft der DAX seit Ende Mai in einem Abwärtskanal, wobei gestern punktgenau die wichtige Kreuzunterstützung aus unterer Begrenzung der Range, 38,2 Prozent Fibonacci-Retracment und horizontaler Zone bei 8100 Zählern getroffen wurde. Heute ist zunächst ein Pullback zu erwarten, der bei einer Erholung über 8150 Punkte Platz lässt bis 8180 Zähler. Darüber wird es für den DAX etwas herausfordernder, denn zwischen 8220 bis 8250 Zählern erstreckt sich ein frischer Widerstandsbereich. Kursgewinne über 8250 sind für heute nahezu ausgeschlossen. Fällt der DAX hingegen unter 8100 Punkte zurück, droht mit Blick auf die geringe Markttiefe ein zügiger Test des 8000er-Bereichs. Hier liegt auch die Unterkante des Rechtecks, in dem sich der DAX seit Anfang Mai aufhält.

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Kennzahlen:

DAX-Pivot-Punkte für den 7. Juni:

DAXPivot

 

Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).

 

wichtige Chartmarken:

DAXMarken

 

 

 



 

Klares Verkaufssignal

Mit der jüngsten Korrektur baute der DAX ein wenig seinen stark überhitzten Zustand ab. Allerdings reichte die Konsolidierung bislang noch nicht aus, um nach dem 1000 Punkte-Anstieg von einer Beruhigung zu sprechen. Im Vordergrund steht natürlich die Frage, in welcher Form die Konsolidierung erfolgen wird – entweder über die Zeitachse oder über die Preisebene.

Bei einer Bereinigung über die Zeitachse pendelt der DAX vorerst nur seitwärts. Eine ähnliche Entwicklung zeigte der Markt bereits nach der November / Dezember-Rally zu Beginn des Jahres. Übertragen auf die aktuellen charttechnischen Unterstützungen und Widerstände könnten die Kurse in den kommenden Wochen zwischen 8200 bis 8600 Punkten hin und her pendeln. Sollte die untere Grenze aber deutlich per Tagesschluss unterschritten werden (DAX unter 8090 Punkten) , ist eher mit einer ausgedehnteren Korrektur über die Preisebene zu rechnen. Kurzfristig ausgerichtete Trader sollten dann die Reißleine ziehen, denn erst im Bereich zwischen 7950 bis 8000 Punkten ist mit Blick auf das Volumengebirge wieder mit einer verstärkten Nachfrage zu rechnen.

Auf der Oberseite gilt es das bisherige Rekordhoch im Blick zu behalten. Die Kombination aus 161,8 Prozent Fibonacci-Extension und Oberkante des aktuellen Rechtecks bremste den DAX-Anstieg zuletzt aus.

Warnende Signale senden vor allem die auf Tagesbasis berechneten Indikatoren. Angesichts der intakten Trendbewegung spielen derzeit besonders trendfolgende Signalgeber eine übergeordnete Rolle. Ende Mai fiel die MACD-Linie auf einem deutlich erhöhten Niveau unter die Signallinie zurück und steht erstmals seit Mitte März wieder auf „Verkaufen“.

 

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Extrembereiche des Trendkanals in weiter Ferne

Mit dem jüngsten Anstieg auf Wochenbasis über die Hochs aus dem Jahr 2007 ist der Weg für den DAX auf Sicht der nächsten Wochen frei.  Seit der zweiten Jahreshälfte 2011 befindet sich der DAX in einem breiten Aufwärtskanal, der aktuell Luft auf der Oberseite bis rund 9700 Punkte lässt. Zuletzt wurde die nördliche Begrenzung im März 2012 angelaufen, die Relevanz ist nach bisher aber nur zwei Testes noch recht gering.

Nach unten hin hat der DAX ebenfalls viel Platz, denn mit 8400 Zählern handeln wir aktuell ungefähr in der Mitte der Range. Im optimalen Szenario fällt der Markt nicht mehr unter 8000 Punkte per Wochenschluss. Sollte es dennoch zu weiteren Kursverlusten kommen, liegen zwischen 7400 bis 7600 zahlreiche robuste Unterstützungen wie zum Beispiel die Unterkante des erwähnten Trendkanals.

 

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DAX – 10.000 Punkte wären nur eine Zwischenstation

Der Monatschart vermittelt eigentlich am deutlichsten, wie wichtig die Kursentwicklung derzeit aber auch in den kommenden Wochen ist. Aktuell sieht es so aus, als ob der DAX die seit 2000 und somit seit rund 13 Jahren anhaltende große Seitwärtsbewegung endlich nach oben hin auflösen kann und somit den „Deckel lüftet“. Im Jahr 2007 scheiterte der Markt fast das gesamt Jahr hindurch an einem nachhaltigen Anstieg über das 2000er-Hoch, in 2011 zogen sich die Käufer bereits deutlich tiefer bei rund 7400 Punkten wieder zurück.

Vollkommen überraschend kommt die jüngste Entwicklung aber nicht, denn seit 2003 lässt sich eine Serie von steigenden Korrekturtiefs ausmachen. Zusammenfassend kann die Entwicklung seit der Jahrtausendwende somit auch als großes aufsteigendes Dreieck gewertet werden. Der Sprung in dreistellige Kursregionen an der 10.000er-Marke wäre nur eine Zwischenstation hin zu deutlich höheren Niveaus jenseits der 15.000. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Auch in dieser sehr langfristigen Betrachtung weisen die Indikatoren bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).

Fast man alles zusammen, könnte ein mögliches Szenario wie folgt aussehen. Der DAX schafft den nachhaltigen Ausbruch und läuft – unter Korrekturen – bis an die 10.000. Hier kommt es zu einer Pullbackbewegung, die sich oft beobachten lässt, wenn der Markt lange an charttechnisch wichtigen Marken scheiterte und diese schließlich überwindet. Übertragen auf den DAX wäre mit einer Rückkehrbewegung bis 8200 / 8500 zu rechen. Hier würde sich für Nachzügler noch einmal eine günstige Gelegenheit ergeben, eher der Börsenexpress nachhaltig in fünfstellige Regionen aufbricht.

 

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Posted in: Chart-Show, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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