DAX-Chartanalyse: Ende des Aufwärtstrends?
Kommt es heute zum Bank Run in Zypern? Investoren gehen auf Nummer sicher und schichten Kapital in deutsche Anleihen um. Denn die Lage für den DAX wird zunehmend kritisch. Die Analyse für den 28. März 2013.
Die Welt blick gebannt auf Zypern, denn erstmals seit dem 16. März öffnen um 12 Uhr wieder die Banken. In einer Nacht- und Nebel-Aktion lieferte die EZB Gerüchten zufolge rund 5 Mrd. Euro an die Zentralbank in Nikosia, um für den Ansturm auf die Banken gerüstet zu sein. Faktisch bleiben die Konten der Zyprioten aber eigentlich weiterhin gesperrt. Denn pro Person, Tag und Konto dürfen maximal nur 300 Euro abgehoben werden. Bei Auslandsüberweisungen ist ab 1000 Euro Schluss, bei Zahlen über 5000 Euro wird die Transaktion durch ein Gremium geprüft. Kunden der Bank of Cyprus, die mehr als 100.000 Euro auf ihrem Konto hatten, müssen mit einem Abschlag von 40% rechnen. Richtig bitter wird es aber für die Anleger bei der Laiki Bank. Recht wahrscheinlich droht ein Verlust von 80%.
Fast schon grotesk mutet eine Aussage von Finanzminister Sarris an: „Wir werden den besten Weg wählen, um die Wahrscheinlichkeit zu limitieren, dass große Summen von Geldern verschwinden“. Die Gelder werden nicht mehr verschwinden, sie sind bereits verschwunden. Denn während die Filialen in Zypern geschlossen waren, lief das Geschäft in den größten ausländischen Niederlassungen wie in London weiter. Wer somit eine kleine Reise an die Theme auf sich nahm, konnte ohne Beschränkungen sein Geld transferieren.
Angesichts der sich erneut deutlich verschärfenden Krise in Europa überrascht es kaum, dass Investoren massiv Geld in „sichere Häfen“ umschichten. Die Rendite 10-jähriger Bunds markierte neue Jahrestiefs unter 1,30%. Die Experten der Commerzbank sehen weiteres Abwärtspotenzial vor der langen Osterpause und empfehlen, die Peripherierisiken zu reduzieren. In den Blickpunkt rückt verstärkt Italien, nachdem Pier Luigi Bersani, der Vorsitzende des italienischen Partito Democratico, gestern die Bildung einer großen Koalition ausschloss. Die Signale vom gewöhnlich gut informierten Bond-Markt sind eindeutig, denn die Spreads gegenüber deutschen Anleihen weiteten sich in Italien, Spanien und Portugal um über 20 Basispunkte aus.
Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal
Gestern hatte ich an dieser Stelle noch geschrieben, dass es wohl nur eine Frage der Zeit sei, bis der DAX aus der engen Handelsspanne vom Dienstag ausbricht und einen neuen dynamische Impuls startet. Bereits kurz nach Handelseröffnung kam der Markt deutlich unter Druck und sackte ohne Gegenwehr unter die nächsten Unterstützungen bei 7870 Punkten. Inerhalb von drei Tagen büßte der DAX rund 250 Punkte ein – eine stattliche Bilanz, die berechtigten Zweifel an der Gültigkeit des Aufwärtstrends aufkommen lässt. Denn auch das Handelsvolumen legte zuletzt bei fallenden Notierungen zu. Gestern wechselten auf Xetra Aktien im Volumen von 3,2 Mrd. Euro den Besitzer und damit deutlich mehr als im 3-Monatsdurchschnitt (2,9 Mrd. Euro).
Heute könnte eine Vorentscheidung fallen, wohin die mittelfristige Reise gehen wird. Denn der Abverkauf stoppte am Mittwoch im Bereich der Kumulationsunterstützung aus 55-Tage-Linie, mittelfristigen Aufwärtstrend und 61,8% Fibonacci-Retracement. Zum heutigen Tages- und damit auch Wochenschluss sollte der DAX mindestens oberhalb der Aufwärtstrendlinie den Handel beenden, um das konstruktive Chartbild zu erhalten. Wie bereits in der Tagesanalyse beschrieben, steht deutlich mehr auf dem Spiel als nur ein Trendlinienbruch – eine steigende (bearishe) Keilformation.
Unter dem Strich müßen wir uns wohl vom Jahreshoch verabschieden. Mit den jüngsten Verlusten bestätigt die Charttechnik die hier bereits erwähnten negativen Signale der Indikatoren. Trendfolger wie der MACD (negative Divergenz und Verkaufssignal) deuten bereits seit Mitte März auf fallende Kurse. Bis zu einem Rückfall an die 200-Tage-Linie bei derzeit 7270 Punkten bieten sich dem DAX mit der bereits im Februar mehrfach bewährten Unterstützung um 7550 Punkten sowie dem umsatzstarken Bereich bei 7660 Zählern aber noch gute vorgelagerte Stabilisierungsmöglichkeiten.
Technische Gegenreaktionen sind zwar jederzeit möglich. Zahlreiche Widerstände zwischen 7850 bis 7920 Zählern lassen kurzfristig aber eine Rückkehrbewegung an die 8000 sehr unwahrscheinlich erscheinen.
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Kennzahlen:
DAX-Pivot-Punkte für den 28. März:
Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).
wichtige Chartmarken:
DAX läuft in Keilformation
Nach dem dynamische Spurt Anfang März aus der Seitwärtsspanne hat der Aufwärtsdrang zuletzt spürbar nachgelassen und der DAX konsolidiert. Ähnlich wie bereits Ende Februar steht erneut der mittelfristige, seit Juni 2012 bestehende Aufwärtstrend auf dem Prüfstand, der zusammen mit der steigenden 55-Tage-Linie eine veritable Unterstützung darstellt. Beachtenswert ist zudem noch eine mögliche Keilformation, die aus der oberen (blauen) Aufwärtstrendlinie und dem seit Juni 2012 bestehenden mittelfristigen Aufwärtstrend gebildet werden kann. Nachdem kürzlich der Ausbruch auf der Oberseite scheiterte, wird der Spielraum für den DAX nun deutlich enger. Ein Durchbruch auf der Südseite könnte somit deutlich negativere Konsequenzen haben als nur der Beginn einer Seitwärtsbewegung.
Für dieses Szenario spricht aktuell der MACD. Während der DAX in diesem Jahr bereits eine Serie steigender Bewegungshochs markierte, bestätigte der trendfolgende Indikator zuletzt nicht mehr die Gipfeljagd des Aktienindex und bildete negative Divergenzen aus. Zudem verläuft seit Ende der vergangenen Woche die MACD-Linie unter der Signallinie – ein deutlicher Hinweis auf eine nachlassende Trenddynamik.
Richtung Norden steht dem DAX bis zum Rekordhoch eigentlich nur das bisherigen Jahreshoch bei 8075 Punkten im Weg. Eine eher kurzfristige Aufwärtstrendlinie, die noch zu Monatsbeginn die Avancen nach oben hin begrenzte, verläuft inzwischen deutlich über dem Rekordhoch und stellt vorerst keine Hürde mehr für den DAX dar.
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Das erste Börsenhalbjahr 2013 – nur ein Seitwärtsmarkt?
Im übergeordneten Wochenchart lieferte der DAX Ende 2012 mit der Rückeroberung des horizontalen Widerstandes bei 7500 Punkten das letzte Kaufsignal. Charttechnische Hürden lassen sich nun bis zum Rekordhoch bei 8151 Punkten nicht mehr ausmachen. Die zentrale Frage lautet natürlich: Kommt es bereits im ersten Anlauf zum Ausbruch und damit dem besten Einstiegssignal, das die Charttechnik zu bieten hat oder prallen die Kurse nach unten ab? Eine mögliche Antwort liefert vielleicht das Kursverhalten im Frühjahr / Sommer 2007. Bereist damals war der DAX über Monate in der Spanne zwischen 7500 / 8200 Zähler gefangen. Für den mittelfristigen Zeithorizont kann daher das Kursmuster als Blaupause genutzt werden und deutet für die kommenden Monate auf ein Patt zwischen Bulle und Bär. Erst wenn der DAX per Wochenschlusskurs die Ober- oder Untergrenze deutlich hinter sich lässt, entsteht wieder ein klareres Bild über die weitere Entwicklung.
Etwas Rückenwind kommt von Seiten der Indikatoren. Nach der Winter-Rally wurde der deutlich überhitzte Marktzustand über die Zeitebene abgebaut. Der DSS Bresser verläuft ausgehend vom überverkauften Niveau wieder ansteigend.
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DAX über 10.000 möglich, wenn…
So ganz allmählich robbt sich der DAX an die historischen Höchststände heran. Damit verbunden ist auch die Chance auf Auflösung eines sehr großen aufsteigenden Dreiecks. Fünfstellige DAX-Kurse sind somit auch charttechnischer Sicht durchaus in Reichweite. Zwingende Voraussetzung dafür ist aber, dass der DAX auch neue Rekordstände markiert.
Ob dies bereits während der laufenden Aufwärtsbewegung erfolgt oder erst nach einem Rücksetzer (bis maximal an die noch nicht bestätigte untere Trendlinie bei knapp 5000 Punkten), lässt sich aktuell nicht vorhersagen. Immerhin spielt die zeitliche Komponente den Bullen in die Karten. Seit dem Jahr 2000 verkürzen sich die Hausse- und Baissephasen. So dauerte die erste Abschwungphase beginnend Anfang 2000 rund drei Jahre. Der scharfe Rücksetzer ab Anfang 2008 stoppte rund 15 Monate später, in 2011 kapitulierten die Bären nach 5 Monaten. Ähnlich verhält es sich auch mit den Aufwärtsbewegungen.
Auch von Seiten der Indikatoren ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Der trendfolgende MACD notiert aktuell noch deutlich unter den Extremwerten in 1998, 2000 und 2007, ab denen jeweils die Baissephasen einsetzten.

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