DAX-Chartanalyse: Auftakt zur Thanksgiving-Rally?
Ein Ausbruch aus der sehr engen Handelsspanne der vergangenen Stunden ist nur eine Frage der Zeit. Die DAX-Chartanalyse für den 27. November 2013.
Stundenanalyse:
Rund 30 Punkte umfasste die Handelsspanne am Dienstag im DAX, selbst im hochaufgelösten Stundenchart sind kaum Ausschläge zu erkennen. Nach der knackigen Rally zum Wochenauftakt herrschte ein Patt zwischen Käufern und Verkäufern, wobei offenbar viele Akteure die Zeit für Weihnachtseinkäufe nutzten. Denn das Handelsvolumen fiel mit 2,8 Mrd. Euro auf Xetra erneut sehr dürftig aus, von euphorischer Rekordstimmung keine Spur. Bis zum Wochenschluss könnte sich die Lethargie sogar noch verschärfen, denn mit dem bevorstehenden Feiertag Thanksgiving in den USA dürften die Umsätze weiter sinken. Bereits in der Vorwoche fiel der Markt nach einem starken Wochenauftakt zunächst etwas zurück und erholte sich im Anschluss. Eine Blaupause für die kommenden Tage?
Zumindest die Statistik spricht aber für einen freundlichen Wochenschluss. Nach einer Analyse der HSBC erzielten Anleger, die am Montag der Thanksgiving-Woche in den S&P 500 eingestiegen sind und am Freitag verkauften in den vergangenen 68 Jahren eine durchschnittliche Performance von 0,7 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für Kursgewinne liegt bei 69 Prozent. Erstaunlich ist auch die Bedeutung im langfristigen Zeithorizont. Der aktuelle 5-Tages-Zeitraum steuerte gut elf Prozent des Gesamtpunktezuwachses seit dem 2. Weltkrieg bei. Die Thanksgiving-Strategie lässt sich sogar noch optimieren. Wer am Mittwoch auf steigende Kurse setzt und zum Wochenschluss verkauft, hat gute Aussichten auf Erfolg. Die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse liegt bei 76 Prozent, die durchschnittliche Rendite erreichte 0,4 Prozent. Gute Perspektiven für den S&P, und damit auch für den DAX.
Vorbörslich sehen Broker den Index rund 0,25 Prozent höher bei 9310. Sehr kurzfristig sind zwei enge Marken relevant. Auf der Oberseite das bisherige Rekordhoch um 9320, Richtung Süden die Intraday-Tiefs der vergangenen Stunden um 9285. Bricht der DAX nach unten aus, könnten bereits auf Höhe der ehemaligen, dunkelgrün eingezeichneten Aufwärtstrendlinie Käufer aktiv werden. Wahrscheinlicher ist aber ein Rücklauf bis an das alte Rekordhoch um 9250, hier liegt auch die Obergrenze einer Aufwärtslücke. Das Gap reicht bis 9220, zwischen 9170 und 9200 zieht zudem das Umsatzvolumen markant an. Spätestens ausgehend von 9165 wäre mit einer erneuten Aufwärtsbewegung zu rechnen.
Gelingt der Ausbruch auf der Oberseite, liefern runde Kursmarken Orientierung. Erstes Ziel wäre die Marke von 9350, darüber lockt der Bereich um 9400.
Tagesanalyse:
Signalgeber noch nicht heiß gelaufen
Auf Basis der Anfang Oktober nach oben aufgelösten Flagge ließ sich in den vergangenen Wochen ein theoretisches Kursziel von rund 9160 ableiten, das der DAX mit dem Intraday-Ausbruch am 7. November abgearbeitet hat. Die Käufer haben nun ihre Pflicht erfüllt, eine Konsolidierung erscheint überfällig, zumal der DAX auch an eine obere Aufwärtstrendlinie gelaufen ist, die aus den Hochpunkten von März 2012 und Mai 2013 abgeleitet werden kann und zuletzt um 9200 exakt bestätigt wurde.
Zusätzliche Würze erfährt das aktuelle Kursniveau durch die Tatsache, dass der DAX an der Schwelle zum nächst höheren Rechteck notiert. Für gewöhnlich sind diese Zone recht umkämpft, schließlich steht viel auf dem Spiel. Sollte der Markt weiter anziehen, würde sich nämlich weiteres Aufwärtspotenzial bis 9680 eröffnen – der oberen Begrenzung des Rechtecks. Aber auch ein Rücksetzer bis mindestens an die Mitte des aktuell noch gültigen „weißen“ Rechtecks bei 8800 kann derzeit noch nicht ausgeschlossen werden.
Gut 700 Punkte ist der DAX ausgehend vom letzten Bewegungstief gestiegen, ohne das es bisher zu einer ausgeprägten Konsolidierung kam. Ob die Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen bereits ausreicht, um weiteres Aufwärtspotenzial zu generieren, muss sich erst noch zeigen. Kurzfristig wäre durchaus Luft vorhanden, denn der Abstand zur 21-Tage-Linie liegt deutlich unter dem Extremniveau von mehr als vier Prozent (rote Linie im Chart).
Wochenanalyse:
Gut abgesichert aufwärts
Auf Wochenbasis zeigt der DAX bereits seit Monaten eine Rally mit einer Serie von steigenden Tiefpunkten und Bewegungshochpunkten. Als sehr zuverlässige Unterstützung gilt die Kombination aus 200-Tage-Linie und einer unteren Aufwärtstrendlinie, die in diesem Jahr bereits dreimal vergeblich von den Bären attackiert wurde und rückblickend ein sehr gutes Einstiegsniveau darstellte.
Rein charttechnisch ist der Blick klar noch oben gerichtet. Zuletzt bestätigte der Deutsche Aktienmarkt auch auf Wochenbasis das jüngst erzielte neue Verlaufshoch. Unmittelbare Widerstände lassen sich im Wochenchart nicht mehr ausmachen. Die Mittellinie (entspricht der oberen Aufwärtstrendlinie im Tageschart) des seit Herbst 2011 bestehenden Trendkanals kann als Orientierungsziel verwendet werden und verläuft nach dem letzten Test im Mai aktuell bei rund 9680. Ob der DAX die Mittellinie noch erreichen wird, ist aber sehr fraglich.
Monatsanalyse:
Ausbruch erfolgt?
Der Monatschart zeigt deutlich die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000. Ähnlich wie im amerikanischen Leitindex S&P 500 ist bei anhaltender Kaufbereitschaft mit einer längerfristigen und sehr nachhaltigen Aufwärtsbewegung zu rechnen, die den DAX deutlich in dreistellige Kursregionen oberhalb von 10.000 Punkten führen sollte. Eine solche Entwicklung werden die Bären aber nicht ohne Gegenwehr geschehen lassen. Ein Pullback ausgehend von 9000 / 9500 an die 8000er-Region ist auf jeden Fall einzuplanen und eröffnet noch einmal eine gute Nachkaufchance.
Die Wahrscheinlichkeit für einen nachhaltigen Ausbruch auf der Oberseite ist zumindest auf längerfristige Sicht klar zu favorisieren. Zwar kann es durchaus noch einmal zu einen erneuten Test der unteren Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 5360 Punkten kommen. Die steigenden Bewegungshochpunkte seit 2003 stimmen aber positiv. Kursrückschläge wurden immer früher zum Einstieg genutzt und verstärken den Druck auf der Oberseite eines möglichen aufsteigenden Dreiecks.
Die Indikatoren weisen in der sehr langfristigen Betrachtung bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).