DAX-Chartanalyse: Angstbarometer fällt nicht mehr

Eigentlich müsste die Stimmung richtig gut sein, der DAX kann jederzeit über die 10.000er-Marke springen. Doch statt Euphorie herrscht eher Zurückhaltung. Ganz allmählich nimmt die Nervosität wieder zu, aus gutem Grund.

Stunden- und Tagesanalyse:

So mancher Händler auf dem Frankfurter Parkett hatte gestern wohl schon die Hand an der Champagner-Flasche. Nur acht Punkte fehlten dem DAX bis zur 10.000er-Marke. Eigentlich ein zu vernachlässigender Wert, aber auch nur eigentlich. Denn bereits seit einigen Tagen wollen oder können die Käufer nicht mehr so richtig die Oberhand behalten. Die Handelsspannen werden entweder kleiner oder es kommt wie am Montag zu einem kleineren Abverkauf. Aus Schlusskursbasis schafft es der DAX bisher nicht, über 9555 den Handel zu beenden.

Zudem stimmt das Volumen nachdenklich. In der vergangenen Woche waren die geringeren Umsätze aufgrund des Feiertags wenig überraschend, aber auch am Montag blieben die größeren Akteure lieber in Deckung. Auf Xetra wechselten Papiere im Volumen von nur zwei Mrd. Euro den Besitzer. Selbst der inzwischen fallende Durchschnitt der vergangenen vier Wochen liegt noch bei knapp drei Mrd. Euro. Offenbar lässt bereits die Begeisterung nach, den DAX noch auf dem erhöhten Niveau zu kaufen. Zudem werfen die EZB-Zinssitzung am Donnerstag und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ihre Schatten voraus. Die Nervosität dürfte weiter zunehmen, entsprechend fester präsentiert sich trotz des neuen Rekords auch der VDAX-New. Aktuell werden 15,7 Prozent aufgerufen, Mitte Februar und Anfang April kam es ausgehend von einem ähnlichen Niveau zu einer deutlich erhöhten Unsicherheit und damit fallenden Kursen am Aktienmarkt.

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Warnsignale senden inzwischen auch einige Indikatoren. Unter der Oberfläche brodelt es, denn 90 Prozent der DAX-Aktien notieren über ihrem Vier-Wochen-Durchschnitt. In der Vergangenheit kam es vielfach ab einer Quote von mehr als 85 Prozent zu einer Konsolidierung. Zudem zeigen Indikatoren wie der im Tageschart abgebildete DSS Bressert einen deutlich überhitzten Zustand. Der Indikator befindet sich wieder auf einem ähnlichen Extremniveau wie Mitte Januar, Ende Februar und Anfang April.

Ein kurzer Sprung über die 10.000 bleibt weiterhin möglich, ob die Bullen-Power aber für größere Erfolge auf der Oberseite reicht, muss bezweifelt werden. Wer investiert ist sollte daher die Unterseite nicht aus den Augen verlieren. Bisher hielt die Untergrenze der jüngsten Handelsspanne bei 9900. Wird der Bereich durchbrochen, sind Verluste von gut zwei Prozent bis an die Kombination aus waagerechter Haltezone und 21-Tage-Linie um 9735 zu erwarten. Vorgelagert könnten Käufer bei 9780 erneut zugreifen.

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Wochenanalyse:

Kaufsignal im MACD könnte DAX mittelfristig beflügeln

Auf Wochenbasis spielt sich Chart- und Markttechnik die Karten in die Hand: Seit der letzten richtigen Korrektur im Sommer 2011 läuft der Deutsche Aktienmarkt in einem stabilen Aufwärtskanal, dessen obere und untere Extrembereiche in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach bestätigt wurden. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben.

Die rund sechs Monate anhaltende Seitwärtsbewegung verlief somit noch innerhalb des intakten Aufwärtstrends. Mit den jüngst ausgebildeten frischen Rekordhochs scheint die Schiebezone in Trendrichtung nach oben hin aufgelöst zu werden. Dabei stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Mittelfristig lässt der Kanal durchaus Luft bis über 10.500.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit 9400 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei knapp 9200 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8950 / 9000 für Sicherheit.

Positiv zu interpretieren ist auch der MACD. Nach der Konsolidierung baute der trendfolgende Indikator seinen leicht überhitzten Zustand ab und steht unmittelbar vor einem Einstiegssignal.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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