By 24. September 2014 Read More →

DAX: Angeschlagen, aber nicht K.O.

Passend zum kalendarischen Herbstanfang am Dienstag drehte auch die Stimmung auf dem Parkett. Inzwischen zeigt sich recht deutlich, dass der kurze Ausflug des DAX zum Großen Verfall auf knapp 9900 Punkte wohl nur eine Bullenfalle war und die Bären allmählich die Kontrolle übernehmen.  

Schauen wir aber zunächst auf die andere Seite des Atlantiks. Während die Technologiewerte im Nasdaq 100 mit 0,24 Prozent nur leichte Verluste verzeichneten, standen in der letzten Handelsstunde vor allem die Schwergewichte unter Druck. Dow sowie S&P büßten um rund 0,6 Prozent ein, die Small Caps im S&P 600 sowie die Mid-Caps im S&P 400 verzeichneten noch deutlichere Verluste. Damit setzt sich eine Tendenz fort, die ich hier bereits seit Wochen beschreibe. Aktien aus der zweiten und dritten Reihe weisen bereits seit Jahresbeginn eine im Vergleich zu den Schwergewichten schwächere Performance auf. Der Markt weicht von innen auf, es ist zu befürchten, dass die negative Entwicklung irgendwann auch verstärkt auf die Blue Chips überspringt.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Mit Kursverluste beim DAX am Dienstag von 1,6 Prozent fielen die Verluste bei den deutschen Aktien im europäischen Vergleich erneut recht hoch aus. Unter den größeren europäischen Börsen verzeichneten nach schwachen Konjunkturdaten nur die Papiere in Paris noch kräftigere Abgaben. Auch der seit Jahresbeginn sehr schwache ATX in Wien sieht technisch zunehmend schlechter aus.

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Die Dynamik der gestrigen Verluste hat sicherlich einige Marktakteure überrascht. Während des gesamten Handelstages kam es zu keiner erfolgreichen Gegenwehr der Käufer, was als Zeichen der Schwäche zu interpretieren ist. Der Markt taumelte kontinuierlich abwärts, auch nachbörslich standen die Kurse unter Druck. Im Tageschart bildete sich eine lange, schwarze Kerze, deren Tief exakt an der richtungsweisenden Unterstützung um 9600 liegt. Damit wurde zugleich auch die kurzfristige 21-Tage-Linie (hellgrün) sowie der seit Anfang August bestehende Aufwärtskanal unterboten, was ebenfalls negativ einzuordnen ist.

Vorbörslich zeichnen sich weitere Verluste bis 9585 ab. Kurzzeitig kann der DAX die 9600er-Marke durchaus unterbieten, vor allem der aussagekräftige Tagesschluss sollte aber über der runden Schwelle liegen. Auf der Unterseite rücken nun mit der 50- und 200-Tage-Linie zwei Gleitende Durchschnitte im Bereich 9500 bis 9550 in den Blickpunkt. Beide Signallinien haben sich in den vergangenen Wochen allerdings nicht als wichtige Wendemarken erwiesen und sind zudem auch nicht punktgenau zu beachten. Immerhin verläuft bei 9500 auch das 38,2 Prozent-Fibonacci-Niveau der Erholungsbewegung, hier könnten Schnäppchenjäger aktiv werden. Darunter rückt die Zone um 9380 / 9420 in den Fokus, an dieser Schwelle hätte der DAX die Hälfte der Aufwärtsbewegung wieder korrigiert. Beachten Sie ab dem Nachmittag besonders auch die Entwicklung beim S&P 500, der nur noch knapp über der Unterstützung sowie 200-Tage-Linie bei rund 1980 steht (s. Chart-Übersicht).

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Wochenanalyse:

Sommer 2012 als Blaupause

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren der jüngsten Korrektur zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück – aktuell sehen wir eine ähnliche Reaktion. Bleibt das Muster bestehen, sollte der DAX zumindest noch das Rekordniveau um 10.000 erreichen.

Bereits seit mehreren Wochen warnte ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Mit dem Kursrutsch wurden die bearischen Signale bestätigt, noch liefert der MACD aber kein Kaufsignal.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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