DAX, S&P 500, Dow Jones – Wahrscheinlichkeit für Kursrutsch liegt bei 80 Prozent
Die kräftigen Verluste in den vergangenen Wochen bei den US-Techwerten haben viele Investoren verunsichert. Könnte sich das Börsenjahr 2014 ganz anders entwickeln als bislang erwartet? Einige statistische Daten und die Charttechnik geben wertvolle Hinweise.
Der schwache Jahresauftakt an den internationalen Aktienmärkten ist schon fast in Vergessenheit geraten. Mit Kursverlusten von rund 5,3 Prozent legte der Dow Jones einen klassischen Fehlstart hin. Aber was bedeutet der Blick in den Rückspiegel für die Zukunft? In den vergangenen Jahrzehnten kam es im Januar mehrfach zu einem Rückschlag von mehr als vier Prozent. Mit Folgen für das Gesamtjahr: Daten von wellenreiter-invest zeigen, dass bei einer deutlichen Januar-Korrektur die Wahrscheinlichkeit für ein Negativ-Jahr bei rund 80 Prozent liegt. Bezieht man auch die Performance aus Zwischenwahljahren ein, trüben sich die Perspektiven weiter ein. Hier liegt die Wahrscheinlichkeit für einen prozentual zweistelligen Verlust im Jahresverlauf ebenfalls bei 80 Prozent. Und auch die rollierende 5-Jahres-Performance des S&P spricht nicht gerade für eine Fortsetzung der Hausse. Mehr dazu im Chart-Webinar – einfach auf das Bild klicken:
Gier treibt den Euro
Aber nicht nur an den Aktienmärkten sollten Anleger wachsam bleiben. Schauen wir dazu auf den Euro. Eigentlich ist die Botschaft recht eindeutig: EZB-Chef Mario Draghi warnte zuletzt deutlich vor den Deflationsgefahren aufgrund des starken Euro und stellte expansive Maßnahmen in Aussicht. Die Stärke der Gemeinschaftswährung hat zuletzt viele Strategen überrascht. Sucht man nach den Gründen, spielt die EZB eine Schlüsselrolle, denn die Notenbank treibt den Aufkauf riskanter Schuld-Papiere voran.
Der Euro profitiert vor allem von der verzweifelten Jagd internationaler Investoren nach Rendite. Aus Russland wurden im ersten Quartal rund 50 Mrd. Dollar abgezogen. Das Geld aus den Schwellenländern fließt nun in die Euro-Peripherie. Italienische und spanische Staatsanleihen erfreuen sich großer Beliebtheit, auch wenn die Zinsdifferenzen zu vermeintlich sicheren Bonds aus Deutschland oder den USA das erhöhte Risiko kaum noch rechtfertigen. Zehnjährige Papiere aus den beiden Peripherie-Ländern rentieren derzeit nur noch mit rund 3,1 Prozent. Zur Einordnung: US-Bonds ähnlicher Laufzeit stehen bei 2,7 Prozent, Bundesanleihen werfen noch 1,6 Prozent ab. Dies ist die geringste Zinsdifferenz seit rund vier Jahren. In einem solchen Umfeld überrascht auch der Erfolg von Griechenland nicht. In der vergangenen Woche sammelte das klamme Land drei Mrd. Euro ein zu einem Zins von 4,75 Prozent. Unvorstellbar, vor rund zwei Jahren lag die Rendite noch gut vier mal so hoch. Fundamental gerechtfertigt ist der Zins nicht. Dazu reicht ein flüchtiger Blick auf die wesentlichen Konjunkturzahlen. Die Wirtschaft schrumpfte zuletzt mit einer Rate von 2,3 Prozent, wenig überraschend bei einer Arbeitslosenquote von knapp 27 Prozent und einer richtungsweisenden Jugendarbeitslosigkeit von 58 Prozent. Trotz der offenbar eingeleiteten Sparmaßnahmen liegt das Haushaltsdefizit bei neun Prozent des BIPs pro Jahr. Die Staatsverschuldung ist erdrückend und macht rund 160 Prozent des BIPs aus. 2008 lag die Quote noch bei 100 Prozent. Fest steht: Bei dieser Kombination aus schwacher Wirtschaft und hoher Schuldenlast bleibt Griechenland am Boden. Die Zinsen dürften kaum zu erwirtschaften sein, an eine Tilgung ist nicht zu denken. Spätestens nach der Europa-Wahl dürfte das Thema Schuldenschnitt wieder verstärkt aufkommen. Dennoch sind die Bonds heiß begehrt, denn die Rechnung der Banken und Investoren ist einfach. Wer Geld bei der EZB zu 0,25 Prozent leiht, verdient über den Kauf der deutlich höher verzinsten, Euro-Peripherie-Anleihen ordentlich Geld. Und das Risiko ist sehr gering dank Draghis Rettungsversprechen. Genau dieser Effekt treibt den Euro an.