By 7. November 2014 Read More →

DAX – Weichenstellung an der 9400

Die gestrige Achterbahnfahrt beim DAX war nichts für Trader mit schwachen Nerven. Heute könnte sich eine ähnliche Entwicklung wiederholen. Genug Zündstoff ist vorhanden, in beide Richtungen.    

Bei Gold und dem Euro ist die Richtungsbestimmung relativ eindeutig – klar abwärts (s. dazu auch meine gestrigen Interviews beim DAF oder der Deutschen Bank). Etwas schwieriger gestaltet sich schon die Prognose für den DAX. In Europa und somit den wichtigsten Exportmärkten schwächelt die Konjunktur, also muss die EZB nachhelfen. Auf der gestrigen Notenbanksitzung gab es bereits verbale Androhungen, hinter verschlossenen Türen wird schon an weiteren Maßnahmen gearbeitet. So soll das Bilanzvolumen zum Stand von März 2012 zurückkehren, dies entspricht einer Ausweitung um rund 1000 Mrd. Euro. Allerdings dürfte dieses Ziel mit den bisher beschlossenen Anleiheankäufen sowie den weiteren Programmen wohl kaum erreicht werden. Berechnungen der Commerzbank zufolge bliebe die EZB-Bilanz um knapp 800 Mrd. Euro unter dem Bilanzziel. Draghi könnte daher argumentieren, dass der Notenbank nicht anderen übrigbleibe, als Unternehmens- oder sehr wahrscheinlich Staatsanleihen zu kaufen. In die Karten spielen den Tauben im EZB-Rat zudem die zuletzt deutlich gesunkenen Inflationserwartungen.

Der DAX lässt uns aber dennoch etwas ratlos zurück. Zwischen 14.34 Uhr bis 14.54 Uhr sprang der Index um rund 160 Punkte in die Höhe. Danach war der Budenzauber auch schon wieder vorbei, denn die US-Indizes wollten nicht so recht mitspielen. Schlecht für den DAX, der bis 16.30 Uhr die kompletten Gewinne wieder abgab. Bis zum Handelsschluss blieb dann dennoch ein Aufschlag von 0,66 Prozent, aber auch nur weil die US-Märkte nach oben drehten. Verrückte Börsenwelt. Aber wie weit sollen und können die Indizes an der Wall Street noch steigen? Im Gegensatz zum DAX notieren der S&P 500, Dow Jones oder Dow Jones Transport-Index auf Rekordhoch. Russell 2000 oder S&P 400 (Index der Nebenwerte) haben ihre Jahreshochs noch nicht erreicht. Zudem liegt die Quote der Aktien im S&P 500, die über ihrer 20-Tage-Linie notieren, derzeit bei 90 Prozent.

 

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

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Sie sehen es bereits in den beiden Charts auf Stunden- und Tagesbasis: Neue Signale sind nicht zu erkennen. Der DAX schaute kurz über die 9400, der wichtige Tagesschluss lag aber darunter. Somit liegt auch noch kein Ausbruch über die nächste Hürde vor. Aber was noch nicht ist, kann durchaus noch werden. Doch dazu müssen heute die Arbeitsmarktdaten aus den USA mitspielen. Allerdings ist auch hier fraglich, wie die Aktienmärkte reagieren werden. Sollten die Zahlen besser sein als erwartet (Prognose 229.000 und 5,9 Prozent), wäre dies ein gutes Signal von der US-Konjunktur – dürfte aber zugleich auch Spekulationen um eine früher als bisher eingepreiste Zinserhöhung der Fed entfachen.

Fazit: Es ist sicherlich nicht falsch, den DAX heute von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Erst wenn die News aus dieser Woche eingepreist sind, dürfte sich ab Montag eine klarere Tendenz herauskristallisieren. Steigt der Markt aber über 9400, liegt die nächste Zielzone bei 9500 (200-Tage-Linie), darüber wäre Platz bis 9700 und später 9900. Richtung Süden ist erst wieder bei 9300 mit erhöhter Nachfrage zu rechnen (Anstieg im Preis-Volumen-Gebirge), darunter reicht die Luft bis 9150. Größere Verluste sind eher unwahrscheinlich, die insgesamt überkaufte Lage (Abstand zur 21-Tage-Linie und Anzahl der Aktien im DAX über ihrer 21-Tage-Linie) mahnt aber zur Vorsicht.

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Wochenanalyse:

Ampel bleibt auf Orange

Die technische Lage im mittel- bis langfristigen Wochenchart bleibt unverändert angespannt. Mit dem Mitte Oktober erfolgten Mini-Crash löste der Markt zugleich eine breite Schiebezone zwischen 9000 bis 10.000 nach unten hin auf und lieferte ein klassisches Verkaufssignal. Abgeleitet aus der Höhe dieser Formation wäre eigentlich mit weiteren Verlusten bis in den Bereich um 7750 (roter Balken) zu rechnen. Dieses Kursziel wurde mit der jüngsten Abwärtsbewegung aber nicht erreicht. Der DAX drehte bereits knapp über den 2000 / 2007er-Hochs und eroberte zum Monatswechsel sogar die alte Seitwärtszone zurück. Wie haben somit eine klassische Patt-Situation, Verkaufs- und Kaufsignal heben sich mit dem erneuten Sprung über die 9000 per Wochenschluss auf. Der DSS Bressert zeigt deutlich eine bullische Divergenz, auch der MACD ist derzeit eher überverkauft. Technisch belastet aber unverändert eine Serie von fallenden Bewegungshoch- und Tiefpunkten. Die Tendenz bleibt somit eher negativ. Dies ändert sich erst mit Kursen über dem September-Hoch um 9891.

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Monatsanalyse:

Die Würfel sind offenbar gefallen

Im langfristigen Monatschart standen zwei Szenarien bisher im Blickpunkt: Entweder eine kurze Konsolidierung bei 10.000 mit anschließend weiter steigenden Kursen oder ein klassischer Retest der 2000 / 2007er-Hochs. Gerade die bearische Variante erschien zuletzt deutlich wahrscheinlicher, und so kam es nun auch. Der MACD leistete erneut sehr gute Dienste und warnte frühzeitig vor einer Korrektur. Ich hatte zuletzt mehrfach auf die erhöhten Risiken hingewiesen.

Für Anleger, die den Ausbruch Mitte 2013 verpassten, eröffnete sich somit auf den ersten Blick noch einmal eine gute Gelegenheit zum Einstieg. Allerdings hat sich die Lage im MACD noch längst nicht abgekühlt, wir handeln unverändert auf einem erhöhten Niveau, dass Verkaufssignal ist intakt. Bis in den Bereich um 7750 / 8000 bleibt das Szenario einer Retest-Bewegung noch möglich. Darunter wird es dann deutlich bearischer, Kursverluste bis an die gestrichelte Aufwärtstrendlinie (Hilfslinie) bei rund 6000 wären denkbar, wenn auch das Kursziel aus der Wochenanalyse unterboten werden sollte. Noch aber besteht Grund zur Hoffnung, dass wir diese Kursregionen nicht sehen werden.   

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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