Börsenschock oder Börsenparty in der zweiten Wochenhälfte?

Themen des Tages: Märkte im Bann von Draghi und Bernanke +++ FMC +++ Fresenius +++ Deutsche Bank verfehlt die Ziele +++ Infineon vor Neueinstufung +++ K+S stürzen ab

 

 

Es ist schon ein wenig verwunderlich: „Halb Frankfurt“ befindet sich in den Sommerferien und an den Märkten haben wir in dieser Woche einen extrem gefüllten Terminkalender – mit mehreren Daten, die durchaus auch mittelfristig die Richtung bestimmen können. Gemeint sind nicht unbedingt die Quartalszahlen der heimischen Konzerne. Bleiben größere Abweichungen von den Analystenerwartungen aus, haben die Bilanzen wenn überhaupt nur einen kurzen Einfluss auf die Kursentwicklung der betroffenen Aktie. Im Blickpunkt stehen die beiden wichtigsten Protagonisten in dieser Woche: Fed-Chef Ben Bernanke und sein Kollege aus der EZB, Mario Draghi. In den vergangenen Wochen zeigte sich deutlich, dass nicht Entscheidungen die Märkte bewegen, sondern nur Worte – mal mehr, mal weniger klar formuliert. Ein sehr gutes Beispiel lieferte Bernanke ab. „Wenn die Daten mit unseren Prognosen übereinstimmen, könnte es angemessen sein, das Tempo der Aufkäufe (von Wertpapieren) später in diesem Jahr zu bremsen“, sagte der Fed-Chef auf der Zinssitzung im Juni und schickte die Märkte abwärts. Gut fünf Wochen später hörte sich die weitere Strategie wieder ein wenig anders an: „Eine sehr expansive Geldpolitik ist das, was die amerikanische Wirtschaft braucht.“ An den Börsen kippte die Stimmung erneut, natürlich ins Bullenlager. Denn die Aussicht auf weiterhin billiges Notenbankgeld als Schmiermittel der seit 2009 laufenden Rally beruhigte die Nerven. Rinn in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln – würde man im Rheinland sagen.

Am Mittwoch und Donnerstag können wir uns auf eine Fortsetzung der Notenbank-Verbalakrobatik freuen. Bereits wenige Worten könnten ausreichen, um die Tendenz an den Aktien, Devisen, Rohstoff- und Bondmärkten zu beeinflussen. Mit Blick auf die traditionell dünnen Umsätze in den Sommerwochen könnten die Märkte recht schnell eine Übertreibung in die ein oder andere Richtung zeigen, die Gefahr von Fehlsignalen ist somit sehr hoch. Die US-Notenbank wird am Mittwoch um 20 Uhr über ihre Zinsentscheidung und ihre weitere Strategie Auskunft geben, einen Tag später folgt die EZB um 13.45 Uhr mit ihrer Zinsentscheidung. Eine der wichtigsten US-Konjunkturdaten sind die Arbeitsmarktzahlen. Sie  werden am Freitag um 14.30 Uhr veröffentlicht und runden die ereignisreiche Woche ab.  Volkswirte rechen im Juli mit einem Stellenwachstum von 184.000. Das liegt ungefähr auf dem Niveau des Vormonats von 195.000. Der  Arbeitslosenquote soll von 7,6 Prozent auf 7,5 Prozent gesunken sein.

 

 

 

 

Zum heutigen Handelstag

Wenn das keine guten Aussichten für den Binnenkonsum sind: Nach Meinung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) liegt die Konsumlaune der Deutschen ähnlich wie das Wetter auf einem Sommerhoch. Das Konjunkturbarometer kletterte für den August leicht um 0,2 auf sieben Punkte, dies wäre zugleich der höchste Wert seit September 2007. Vor allem wegen der stabilen Lage auf dem Arbeitsmarkt schrecken die Verbraucher auch vor größeren Anschaffungen nicht zurück. Historisch niedrige Zinsen sorgen weiterhin für eine starke Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Möbeln.

Auch der DAX zeigt sich dank guter Vorgaben freundlich und klettert in den ersten Minuten um 0,6 Prozent. Bereits vor Handelsbeginn präsentierten fünf Konzerne aus der ersten Liga ihr Zahlenwerk – mit einer nicht immer überzeugenden Bilanz. Anders als erwartet lieferte die Deutsche Bank einen von 967 auf 792 Mio. Euro rückläufigen Gewinn ab. Analysten hatten mit rund 1,3 Mrd. Euro gerechnet, die Aktie gibt um drei Prozent nach. Auch der Dialyse-Konzern Fresenius Medical Care (FMC) verfehlte wegen dem „schwierigen Marktumfeld“ in den USA die Ziele, dennoch legt die Aktie marktkonform zu. Etwas zuversichtlicher blickt die Konzernmutter Fresenius in die Zukunft, die Gewinnprognose für 2013 wurde leicht erhöht, die Aktie gibt dennoch zwei Prozent nach. Durchweg gute Zahlen lieferte Linde ab, die Börse honoriert die Bilanz mit zwei Prozent Kursgewinn. Ganz weit oben in der Gunst der Investoren steht heute Infineon. Die Erträge lagen über den Erwartungen und auch bei den Margen überraschte der Chipkonzern positiv. In den kommenden Tagen ist daher mit besseren Analystenstudien zu rechnen, Anleger steigen daher bereits heute ein und hieven den Titel um vier Prozent nach oben. K+S stürzen  hingegen unter hohen Umsätzen um 15 Prozent ab. Konkurrent Uralkali rechnet mit einem Rückgang beim Kalipreis auf 300 Dollar. Bisher lagen die Prognosen bei deutlich über 370 Dollar.

 

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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