Big bubbles, big troubles
Die vergangene Woche sollte man, was den DAX betrifft, nicht überbewerten. Denn am Freitag fand an der Eurex der zweite große Verfalltermin der Optionen, Futures und Optionen auf Futures statt. Und zu diesem Termin gibt es regelmäßig ein großes taktisches Geschachere großer Adressen. Wichtiger könnte die neue Woche werden.
Denn mit ihr rückt die Antwort auf die Frage „Grexit oder nicht?“ immer näher. Nur: Bis heute scheiden sich die Geister, ob ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro nun eher ein Befreiungsschlag oder eine Katastrophe wäre. Für die Griechen selbst geht es um etwas Ähnliches wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, für Brüssel um die Entscheidung über ein fehlgeschlagenes Prestigeobjekt und für die USA/die NATO um einen möglichen, evtl. als bedrohlich empfundenen Schulterschluss zwischen Athen und Moskau.
Passend zur noch nicht feststehenden Entscheidung über den Grexit hat sich der DAX auf die seit Herbst 2011 etablierte Aufwärtstrendgerade zurückgezogen. Von hier aus kann es sehr schnell in Richtung 12.000 oder 10.000 gehen. Eine Wahrscheinlichkeit für die eine oder andere Richtung lässt sich nicht angeben.
Jede bestehende Long- oder Shortposition sollte m. E. mit engem Stopp versehen werden. Einen neuen Einstieg auf der einen oder anderen Seite könnte ich momentan nicht begründen.
NASDAQ: Big bubbles, big troubles
Im März 2000 geschah ein großes Börsenwunder: All die, die sozusagen bis zum Sonnenuntergang noch zum bedingungslosen Einstieg geraten hatten, wussten beim Sonnenaufgang, warum die „Dotcom-Blase“ natürlich hatte platzen müssen.
In der abgelaufenen Woche hat der NASDAQ Composite eine neue Rekordmarke hingelegt und den spekulativen Hype am US-Technologiemarkt aus dem Jahr 2000 noch einmal überboten. Aus technischer Sicht gibt es allerdings Hinweise, dass auch das neue Allzeithoch rückschlagsgefährdeter ist als es auf den ersten Blick aussieht. Denn zum einen hat der Kurs seit 2014 einen sgn. Baissekeil ausgebildet, zum anderen weist das Momentum eine ausgeprägte negative Divergenz zum Kursverlauf aus. Hier sollte man auf der Hut sein. Denn falls der Index seine Keilformation (auch als „rising wedge“ bekannt) nach unten verlassen sollte, wäre das ein handfestes Verkaufssignal. Und zwar für die gesamte Wall Street – und damit zwingend auch für Europas Märkte!
Kupfer: Auf dem Weg
Bei Kupfer hatte ich Sie innerhalb der charttechnischen Aufwärtsflagge auf den Ausbruch nach unten vorbereitet. Und Sie informiert, als es soweit war. In meinem Börsendienst Secretz (www.secretzonline.de) fuhren wir mit dem letzten Kupfer-Put 51,52 Gewinnprozente ein. Und aus heutiger Sicht halte ich die neue Position für mindestens ähnlich aussichtsreich.
5.500 US$/to hatte ich als erstes Ziel angegeben. Dort trifft der Kupferpreis auf eine seit 2002 etablierte Aufwärtstrendlinie, was vermutlich zu einer gewissen Gegenwehr der Bullen führen dürfte. Dauerhaft zu halten wird diese Auffanglinie m. E. aber nicht sein. Und bricht sie, geht es „auf Sicht“ um einen Test des Tiefs vom Jahreswechsel 2008/2009 – also eine Halbierung des Preises.
Aluminium: Auf der letzten Unterstützung
Noch einem weiteren Industriemetall steht aus charttechnischer Perspektive Ungemach ins Haus: Aluminium. An der London Metal Exchange (LME) wurde der Tonnenpreis zuletzt nur noch 9 US$ oberhalb des Februartiefs von 2014 festgestellt. Fällt sie, wird es auch hier um einen neuen Test des Tiefs von 2009 gehen. Anleger, die eine „Kupferallergie“ haben, können ihr Eisen also auch bei Alu ins Feuer legen, wenn ich mal so sagen darf.
Wer Rohstoffpositionen per se nicht mag, kann beim Break des Februartiefs von 2014 natürlich auch bei Alcoa sein Glück mit Puts versuchen. Aber für was immer Sie sich auch entscheiden: Setzen Sie nach dem Einstieg bitte immer einen zu Ihrem persönlichen Risikoprofil passenden Stopp und ziehen Sie diesen Stopp sobald wie möglich auf Ihren Kaufkurs nach, wie ich es in der Ausgabe von „Secretz“ bei Kupfer machen werde!
Rohöl: Erhöhte Rutschgefahr
Charttechnische Flaggen oder auch Wimpel können Geduldsaufgaben sein. Aber es sind Aufgaben, bei denen sich das Warten einfach lohnt. Das gilt nach wie vor auch für den Chart von Rohöl. Noch ist die von der seit 1999 gültigen Aufwärtsgeraden gestartete Flagge intakt, per gestern hat der Barrelpreis (Sorte Brent) aber wieder ganz exakt auf der unteren Begrenzungslinie dieser Formation aufgesetzt.
Wird diese Bremsmarke von den Bären niedergerannt, steht als nächstes ein erneuter Test des langjährigen Aufwärtstrends zu erwarten, der aktuell mit 50 US$/barrel auch eine psycholgische „big figure“ darstellt. Sie sollten Öl m. E. engmaschig verfolgen. Bei einem abwärts gerichteten Ausbruch aus der Flagge ist ein Rücklauf auf 50 US$/barrel sehr, sehr wahrscheinlich. Und knackt der Fasspreis auch diese Marke, dürfte es in Richtung 35 US$/barrel gehen.
Viel Erfolg und beste Grüße!
Axel Retz