Barrick Gold: Wo steht die Aktie, wenn Gold bei 1000 Dollar notiert?

Erinnern Sie sich noch an den Spätsommer 2009, als die Gold-Rally zunehmend mehr Investoren anlockte und die Feinunze knapp unter der 2000er-Marke notierte? Damals wurden bereits Kursziele von 5000 Dollar genannt, die Stimmung war durchweg bullisch. Wie so häufig an der Börse liegt die Mehrzahl falsch, mit dem Edelmetall ging es kontinuierlich abwärts. Haben wir nun eine ähnliche Situation, nur mit umgekehrten Vorzeichen?

 

Vor wenigen Tagen wurde mit rund 1070 Dollar der vorläufige Tiefpunkt erreicht, ein Minus von rund 45 Prozent gegenüber dem 2011er-Hoch. Gründe für die Talfahrt gibt es natürlich reichlich, Kurse machen bekanntlich Nachrichten. Das Thema Grexit scheint vorerst abgewendet, der Iran-Deal und die neuen diplomatischen Beziehungen der USA zu Cuba geben ebenfalls Entspannung von der politischen Seite. Die Vereinbarungen mit Teheran wirken sich vor allem auch auf den Ölpreis aus. In den kommenden Monaten kommt noch mehr schwarzes Gold auf den Weltmarkt und drückt den Preis, was sich wiederum negativ auf die Inflationsentwicklung auswirkt. Sollten nun gleichzeitig erstmals seit rund zehn Jahren in den USA die Zinsen steigen, klettern aufgrund der niedrigen Teuerungsrate auch die Realzinsen und damit die Opportunitätskosten der Gold-Haltung.

Auch China sieht Gold inzwischen nicht mehr als „sicheren Hafen“, in den vergangenen sechs Jahren stiegen die Goldreserven nur um gut 600 Tonnen auf 1658 Tonnen. Die jährlichen Goldkäufe von 100 Tonnen lagen deutlich unter den Marktschätzungen von 300 Tonnen. Gegenwind gibt es auch von Investorenseite, Papier-Gold bleibt unbeliebt. Zuletzt sind die Bestände der Gold-ETFs auf den tiefsten Stand seit März 2009 gefallen und liegen rund 40 Prozent unter dem Rekordhoch vom Dezember 2012.

Ein Funken Hoffnung

Preisstützende Argumente sucht man hingegen vergebens, der Markt scheint klar auf weiter fallende Kurse ausgerichtet zu sein. Ein wenig erinnert dies an die Situation in 2011, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Natürlich gibt es auch Gründe, die für Gold sprechen. Sollten neue Krisen (China!!) aufkommen, dürfte dies den Kurs ebenso stützen wie fallende Notierungen am Aktienmarkt. Den größten Effekt hätte zweifelsohne eine weiter nach hinten verlagerte Zinserhöhung in den USA.

Mit den fallenden Gold-Notierungen sinken auch die Margen der Minenunternehmen, was zu einem rückläufigen Angebot führen dürfte, weil Projekte gestoppt und neue Minen nicht mehr erschlossen werden. Allerdings haben die Gesellschaften in den vergangenen Jahren bereits deutlich ihre Kosten reduziert, 90 Prozent der Produzenten konnten zuletzt bei 870 Dollar je Unze profitabel arbeiten.

Viele Hürden

Charttechnisch entspricht die Lage der fundamentalen Situation. Seit Frühjahr 2013 notiert Gold in einem Abwärtskanal, die Serie von fallenden Bewegungshochpunkten ist intakt und wird auch durch die sinkende 200-Tage-Linie bei 1195 Dollar bestätigt. Zuletzt ist die Dynamik sogar gestiegen, ausgehend vom 2015er-Hoch um 1300 Dollar zeigt der Chart eine noch steilere Abwärtstrendlinie bei derzeit 1185 Dollar. Für die Oberseite sind die Vorgaben daher klar: Selbst ein Rücklauf bis an die alte Unterstützung bei 1130 Dollar ist nur als Bärenmarktrally zu sehen. Erst wenn Gold den Abwärtstrend bei 1260 Dollar überwindet, dreht die mittelfristige Einschätzung auf seitwärts.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Rückendwind kommt hingegen von der Markttechnik. Zuletzt notierte Gold um rund fünf Prozent unter der 21-Tage-Linie (s. Indikator unter dem Chart). Ähnliche Extremniveaus erwiesen sich in den vergangenen Jahren mehrfach als Umkehrpunkt und leiteten eine (temporäre) Erholung ein (s. Markierungen). Auch jetzt ist mindestens eine Stabilisierung, im besten Fall sogar eine technische Erholung zu erwarten, die aber wohl maximal nur bis 1130 Dollar reichen wird. Eine durch Parallelprojektion an das November-Tief angelegte Abwärtstrendlinie scheint derzeit den Preis zu stabilisieren und verläuft bei 1075 Dollar. Mittelfristig sind neue Tiefs aber nur eine Frage der Zeit, dass übergeordnete Ziel liegt im Bereich 970 bis 1000 Dollar und dürfte im Herbst erreicht werden. Sollte sich dieses Szenario durchsetzen, werden wohl auch die letzten Gold-Bullen kapitulieren – aus Sentiment-Sicht eine perfekte Ausgangslage für eine Gegenbewegung.

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Differenz als Wegweiser

Eng verbunden mit der Talfahrt beim Goldpreis ist auch die Entwicklung der Goldminen-Aktien. Zuletzt zeigten die Papiere sogar eine gute Vorlauffunktion und fielen gut eine Woche vor dem Goldkurs unter das Vorjahrestief. Der Kursverlauf von Barrick Gold entspricht recht gut der Preisentwicklung des Edelmetalls, die grundsätzliche charttechnische Einschätzung ist daher ähnlich.

Zuletzt kam es auch bei den Papieren des Branchenprimus zu einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung, inzwischen notiert die Aktie ebenfalls an der Unterseite eines noch sehr jungen Abwärtskanals. Im Bereich um 6,80 / 6,90 Dollar ist mit einer Atempause zu rechnen mit Chance auf Erholung. Barrick Gold notiert rund 41 Prozent unter der 200-Tage-Linie, zuletzt wurden vergleichbare Extremwerte im Frühjahr 2013 gemessen. Damals kam es ebenfalls zu einer kurzen Gegenbewegung, bevor der zweite Abwärtsschub einsetzte (s. Kreis). Die Kursreaktion kann durchaus als Blaupause dienen, allerdings dürfte es schwer sein, ein Kursziel für die Aktie zu bestimmen, wenn Gold bei 1000 Dollar notiert. Vor zwei Jahren entfernte sich der Wert um bis zu 50 Prozent von seiner 200-Tage-Linie. Aktuell fällt der Durchschnitt mit rund 0,70 Dollar je Monat und steht bei 11,80 Euro. In rund zwei Monaten (nach der Fed-Sitzung im September) wären somit Kurse von rund 5,20 Dollar durchaus möglich.

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Posted in: Marktanalysen

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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