Anlageideen, die so gut wie niemand auf dem Schirm hat
Brüssels Spiel mit dem Feuer – bis jetzt ist es gut gegangen – und war vielleicht sogar ein geschickter Schachzug im „Währungskrieg“. Zypern aber war nur bedingt ein Einzelfall. Anleger mit Weitblick schichten ihre Einlagen um. Und neue Wege – es gibt sie!
Da sitzen sie nun doch einmal einmütig beisammen. Kleinanleger mit gesenkten Köpfen neben den finanziell Betuchteren, denen der Schweiß auf der Stirn steht. Geeint hat sie die Frage, ob Brüssels brutaler Angriff gegen Zypern denn nun der von Eurogruppenchef Dijsselbloem angekündigte Erstschlag war und damit „Modellcharakter“ haben wird, falls nun die nächsten Kandidaten Rettungsbedürftigkeit anmelden. Was ist davon zu halten, wenn Brüssel den Sparern Zyperns von Summen jenseits der 100.000 Euro-Marke mal so eben im Vorbeigehen 40 Prozent davon wegstreicht?
Der politischerseits rasch nachgeschobene Verweis auf den „einmaligen“ Sonderfall Zyperns ist aus zweierlei Gründen wenig glaubhaft. Erstens: Auch die „Rettung“ Griechenlands war solch ein einmaliger Sonderfall, der jedoch nur den Beginn einer ganzen Kette immer noch größerer „Rettungs“-Manöver bedeutete. Und dem schon bei der Gründung des „SoFFin“ im Oktober 2008 verkündeten Mantra, dass es „niemals wieder sein dürfe“, dass der Steuerzahler für die Schieflagen von Banken geradezustehen habe, folgte eine ganze Flut neuer Rettungsinstrumente, für die letztlich niemand anderes als der Steuerzahler gerade zu stehen hat. Und zweitens:
In seiner Osterausgabe veröffentlichte das Handelsblatt ein zweiseitiges Interview mit EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Danach soll noch vor der Sommerpause ein Richtlinienentwurf der EU verabschiedet werden, der explizit vorsieht, dass „vorrangige Gläubiger und nicht abgesicherte Einleger an den Kosten einer geordneten Abwicklung [von Banken] beteiligt werden können.“ Punkt.
Ausdrücklich von diesem Vorhaben ausgenommen werden sollen nur Sparkonten bis zur Höhe der europaweit geltenden Einlagensicherung von 100.000 Euro. Im Klartext: Aktionäre und Anleihegläubiger der Banken werden künftig im Falle einer Insolvenz der Banken zur Kasse gebeten werden. Und größere Konten vermutlich auch. Der erste Brüsseler Entwurf, auf Zypern auch Sparguthaben bis 100.000 Euro zu einer „Solidarabgabe“ zu verpflichten, dürfte aus meiner Sicht als im Eifer des Gefechts übersehener Fauxpas zu verstehen sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt muss sich damit m. E. noch niemand um seine Notgroschen sorgen.
Das scheinen die doch gerade momentan äußerst sensiblen Börsen ebenso zu sehen, ansonsten hätte es in der vergangenen Woche kräftig Druck auf den Euro gegeben. Denn Geld ist ein gar flüchtiges Reh.
Cash is trash
Der EU-Feldversuch einer staatlich legitimierten Enteignung auch von Kleinsparern in Zypern löste einen Aufschrei aus. Dabei wäre eine moderate „Solidarabgabe“ für diese Anleger letztlich nur das Gleiche wie das, was deutschen Kleinsparern bei Staatsanleihen oder Lebensversicherungen seit Jahren zugemutet wird, ohne dass es ihnen bewusst ist: Negative Realrenditen untergraben die Werthaltigkeit von Erspartem, Vorsorgestrategien etc. eben nur im Schongang, sie führen aber zum gleichen Ergebnis.
Das Bittere daran: Ausgerechnet konservativen, risikoaversen und sicherheitsorientierten Anlegern raubt die unter der Flagge der Stabilität und der Wachstumsankurbelung segelnde Niedrigstzinspolitik einen Teil ihres Vermögens, das zwar auf dem Papier weiter zunimmt, dessen Kaufkraft aber immer niedriger wird.
Deswegen auf dem gegenwärtigen Kursniveau der Aktienbörsen die Seiten zu wechseln und Bares blind in Dividendentiteln anzulegen, könnte sich jedoch als verhängnisvoll erweisen. Wie kürzlich bereits beschrieben, nähern wir uns den statistisch erwiesenermaßen saisonal schwächsten Monaten des Jahres. Und, wichtiger: An den Märkten herrscht derzeit ein sehr labiles Gleichgewicht, das durch Italien, Slowenien, Spanien, Malta oder auch nur durch noch eine weitere sprachliche Entgleisung eines Brüsseler Entscheidungsträgers rasch gekippt werden kann.
Sehen wir uns also einmal ein paar Anlagen an, die so gut wie niemand auf dem Schirm hat und die sich m. E. bestens dazu eignen, sowohl konservativ als auch spekulativ zur Diversifizierung eines Depots in Betracht gezogen zu werden – und die vor allem das „innere Währungsrisiko“ des Euro abpuffern. Denn sollte wirklich einmal eine „systemrelevante“ Bank stürzen, nutzt Ihnen die auf dem Papier stehende Einlagensicherung so gut wie nichts mehr. Eine Einlagensicherung, das hat selbst Finanzminister Schäuble klargestellt, kann es nur geben, solange der Staat solvent ist. Da hat er die Wahrheit gesprochen.
Norwegische Krone
Norwegen gehört nicht zum Euro und hat seine Krone (NOK) behalten. Und dürfte sich darüber freuen. Finanziell betrachtet, darf man das Land getrost als reich bezeichnen, was nicht zuletzt seiner Stellung als drittgrößtem Erdölexporteur der Welt zu verdanken ist. Die Krone ist damit, wenn man so will, zumindest durch Öl gedeckt und keine reine „Luftnummer“ wie etwa der Euro, der US-Dollar oder der japanische Yen.
Gegenüber dem Euro hat die Krone seit Ende 2008 stark aufgewertet, da sie wie der Franken in der Finanzkrise zum Zielpunkt flüchtender Euros wurde. Flammt die Krise erneut auf, dürfte dieser Trend anhalten.
Als Vehikel für eine Anlage in der Krone bietet sich z. B. der Geldmarktfonds Nordea-1 Norwegien Kroner Reserve BP, WKN 987173 an. Der Chart des Papiers ist das, was man als ausgesprochen langweilig oder aber zu Recht auch als absolut wertstabil bezeichnen könnte. Sehen Sie sich einfach einmal an, wie der Fonds durch die Finanzmarktkrise lief! Vom norwegischen Staatsfonds, der rund 95 Prozent der Öleinnahmen im internationalen Aktien-, Staatsanleihenund Immobilienmarkt anlegt, sollten Sie hingegen die Finger lassen. Anlagen in Fremdwährungen tragen natürlich immer auch ein gewisses Risiko in sich. Bei der derzeitigen Gemengelage um den Euro haben wir es aktuell und wohl auch auf Sicht aber eher mit einer Chance zu tun.
Venezuela: Klassische Win-Win-Situation
In einem wirklich bemerkenswert einseitigen Artikel hat DIE ZEIT unlängst auf den unter der 14-jährigen Regentschaft des am 5. März verstorbenen sozialistischen „Commandante“ Chávez entstandenen Niedergang der venezuelanischen Wirtschaft hingewiesen: „Brücken stürzen ein, der Strom fällt aus, Fabriken verrotten und Felder liegen brach.“
Als einseitigen (und auch einfältigen) Artikel bezeichne ich den Kommentar der „DIE ZEIT“ nicht nur, weil die genannte Auflistung der Missstände ebenso gut auf die USA gepasst hätte, sondern weil der Vergleich zwischen dem Chart des DAX und dem des Aktienindex der Börse von Caracas für sich spricht. Seit dem Amtsantritt des sozialistischen Buhmanns Chávez Anfang 1999 hat der DAX um rund 58 Prozent zugelegt, der Index der Aktienbörse in Caracas (IBC) jedoch um über 12.000 Prozent.
Sicherlich: Der Index ist massiv bankenlastig. Und da internationale Anleger sozialistische Experimente à la Chávez mehr fürchten als der Teufel das Weihwasser, auch extrem umsatzschwach. Und ich will Ihnen auch gar nicht raten, hier jetzt einzusteigen. Der Clou liegt ganz anderswo:
Venezuela ist – da sind sich die Experten nicht so ganz einig – entweder das ölreichste Land der Welt oder aber „nur“ Platz 2. Egal. Was dem Land fehlt, ist die Technologie, seine Ölvorkommen auch in angemessenem Umfang aus dem Boden zu holen und selbst zu raffinieren. Venezuela muss seit langem Benzin importieren.
Was nach dem Tod des „Commandante“ bei den Mitte April stattfindenden Neuwahlen auch immer herauskommen wird – eine Öffnung des Landes in Richtung der USA erscheint sehr wahrscheinlich. Einfach weil es für beide Länder eine Win-Win-Situation bedeutet: Für die USA winken phantastische Aufträge bei der Ölexploration und eine weitere Entkoppelung von Ölimporten aus dem arabischen Raum, für Venezueala die Chance, sich wirtschaftlich in eine ganz, ganz andere Liga hinein zu bewegen. Und hier liegt nun der Hase im Pfeffer:
Obwohl die prozentual auf das Bruttoinlandsprodukt bezogene Staatsverschuldung Venezuelas nur bei knapp der Hälfte etwa der USA, Österreichs oder Deutschlands liegt, muss das Land derzeit für lang laufende Anleihen Zinsen um die 18 Prozent berappen. Erfolgreiche Ölexportländer wie Oman, Libyen, Kuwait oder Saudiarabien weisen nur eine minimale Staatsverschuldung auf – und zahlen entsprechend niedrige oder gar keine Zinsen. Das heißt:
Findet Venezuela den Weg, seinen Ölschatz zu heben und zu vermarkten, wird das Land finanziell zum Senkrechtstarter, die jetzt mit einem Coupon von 18 Prozent ausgestatteten Anleihen aber werden eine noch viel phantastischere Performance hinlegen. Denn sinkt der Verschuldungsgrad des Landes, werden die Zinsen neuer Anleihen purzeln und die der derzeitigen durch die Decke gehen. Wechselkursrisiken? Die können Sie vergessen, wenn die Wirtschaft des lateinamerikanischen Staates durchstartet! Also: Lang laufende Anleihen Venezuelas – eine sehr interessante Story fernab aller Euro-Turbulenzen!
DAX: Überraschungs-Ei
Wann der Zeitpunkt gekommen ist, zu diversifizieren? Für Trader und Anleger, die Chancen und Risiken in ein profitables Gleichgewicht bringen wollen – immer. Und wann ist es an der Zeit, im DAX die Gewinne vom Tisch zu nehmen oder auch wieder auf Rot statt Schwarz zu setzen?
Schwierige Frage? Nein, gar nicht. Sehen Sie sich einfach den Chart an. Denn das Überraschungs-Ei, das uns der Osterhase da ins Nest gelegt hat, ist von wunderschön klarer Zeichnung:
Erst einmal sehen Sie, dass wir es seit den DAX-Tief bei 5.978 mit einem wie mit dem Lineal gezogenen, perfekten Aufwärtstrend zu tun haben, der am Mittwoch wieder punktgenau getestet wurde. Der Blick auf den Money Flow-Indikator (eine Art umsatzgewichtetes Momentum) zeigt uns, dass die technische Verfassung aktuell ganz ähnlich aussieht wie beim Start des Aufwärtstrends vor zehn Monaten und wie beim Korrekturtief vom November vergangenen Jahres. Die Chance, dass wir vor Ostern das Korrekturtief gesehen haben und es nun in Richtung neuer historischer Bestmarken geht, ist also realistisch. Ein Rückfall des DAX unter seine Aufwärtstrendlinie hingegen dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit den Beginn eines massiveren Abverkaufs bedeuten. Für was sich der Markt entscheidet, werden wir nun sozusagen auf dem Tablett serviert bekommen.
Viel Erfolg und beste Grüße!
Axel Retz
www.private-profits.de
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“