Analyse der DAX-Aktien Teil IV: Siemens hofft auf den Spin-off-Effekt

Der unmittelbar bevorstehende Börsengang der Siemens-Tochter Osram wird auch auf den Mutterkonzern durchschlagen und ist neben den jüngsten Anteilsverkäufen positiv zu sehen. Wenig überzeugend fiel auf dem ersten Blick die Bilanz des Mischkonzerns aus. Welche Anlageideen bieten sich an?

 

 

Mit Osram, dem Spezialisten für Beleuchtungstechnik, setzt Siemens eine alte Tradition der Börsengänge von Tochterunternehmen fort, allerdings wird Osram nicht im Rahmen eines traditionellen IPOs aufs Parkett zu entlassen. Stattdessen wird ein Spin-off durchgeführt und Siemens wird im Anschluss mit 17 Prozent an Osram beteiligt sein, 2,5 Prozent bekommt der eigene Pensionsfonds, der Rest von 80,5 Prozent wird als Streubesitz an der Börse gehandelt.

 

Fehlstart in Sicht

Die ersten Tage auf dem Parkett könnten für die Tochter aber sehr ungemütlich werden. Sogar im Börsenprospekt warnt das Management vor deutlichen Verlusten zu Beginn. Der Grund: Index-Fonds, die den DAX abbilden und die Osram-Papiere ins Depot gebucht bekommen, dürften wohl kein Interesse haben, die Anteile länger zu halten. „Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass unmittelbar nach Zulassung unserer Aktien zur amtlichen Notierung ein erheblicher Verkaufsdruck entsteht“. Schätzungen zufolge dürften rund 40 bis 50 Prozent der Osram-Aktien ihren Besitzer wechseln.

Dennoch: Unter dem Strich dürfte der Anteilsverkauf deutlich positive Effekte auf die Eigenkapitalrendite des Konzerns haben. Positiv ist auch der Verkauf des im Frühjahr 2007 gegründeten Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks in Höhe von 1,7 Mrd. Euro an den Partner Nokia. Bei dieser Netzwerktochter waren die Margen wegen der intensiven Konkurrenz aus China kräftig unter Druck geraten. Für die defizitäre Solarsparte geht hingegen bald das Licht aus. Vor vier Jahren stieg Siemens beim israelischen Solar-Wert Solel für 284 Mio. Euro ein. Ein teurer Fehler. Ein Verkauf scheiterte, die Sparte wird nun geschlossen. Experten beziffern die Gesamtbelastungen auf rund eine Milliarde Euro. Künftig will sich der Konzern bei den erneuerbaren Energien auf Wind- und Wasserkraft konzentrieren. Kein leichtes Geschäftsfeld, zuletzt verhagelten interne Probleme bei den Windkraftprojekten auf offener See die Bilanz.

 

Licht und Schatten in der Bilanz

Nachdem Siemens mit seinem Q2-Bericht vor allem auf der Erlösseite deutlich die Erwartungen verfehlte und die Prognose für das Geschäftsjahr 2012/13 kassierte, sind einige negative Faktoren bereits eingepreist. Die schwache Erlösentwicklung im frühzyklischen Industriegeschäft zeigt, dass auch in den Exportmärkten künftig Gegenwind droht. In wichtigen Schwellenländern wie China sank der Umsatz zuletzt um vier Prozent. Immerhin stieg der Auftragseingang dank zweier Großaufträge im Geschäft mit Offshore-Windenergie und mit Zügen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 21,5 Mrd. Euro. Mit positiven Effekt auf das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz: Mit einem Book-to-Bill Ratio von 1,19 blieb der Konzern auf Wachstumskurs.

Fazit: Die Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr sollte auch vor dem Hintergrund des im November 2012 aufgelegten Sparprogramms „Siemens 2014“ nicht überbewertet werden. Angepeilt wird, bis 2014 die Kosten um gut sechs Mrd. Euro zu drücken. Die Analysten der NordLB sehen Siemens derzeit in einem Übergangsjahr, wobei erst im vierten Quartal eine genauere Prognose möglich sein wird, ob die ehrgeizigen Ziele auch erreicht werden.

 

Entscheidung steht unmittelbar bevor

Hochspannend ist derzeit auch die Charttechnik. In den vergangenen neun Monaten prallte die Aktie bei inzwischen sechs Anläufen an der Marke von rund 75 Euro wieder nach oben hin ab. Erst vor wenigen Tagen griffen die Käufer erneut an der Unterstützung zu. Wer gute  Nerven hat und an eine unmittelbar bevorstehende Erholung an den Börsen glaubt, steigt auf dem aktuellen Niveau ein und sichert sich mit einem Stopp-Loss per Tagesschluss knapp unter 74 Euro ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Läuft es gut, könnte die Aktie auch begünstigt durch den bevorstehenden Spin-off schon bald wieder bis an den nächsten Widerstand bei  85 Euro laufen. Noch mehr Nervenkitzel und Performance verspricht im Erfolgsfall ein Knock-out Bull. Die UBS bietet unter der WKN UU6BJT ein Papier mit Basispreis und KO-Level bei 72,05 Euro, der Hebel liegt bei elf. Aber Vorsicht, behalten Sie genau das Niveau um 75 Euro im Blick. Ab Kursen südlich von 74 Euro droht wegen der geringen Markttiefe ein schneller Rutsch bis 67, wenn es schlecht läuft sogar 63 Euro. Sollte die Unterstützung fallen, verspricht ein KO-Bear (WKN CF1QRX) mit KO- und Basispreis bei 85 Euro gute Chancen. Kursreaktionen der Siemens-Aktie werden mit Faktor zwölf gehebelt.

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Posted in: Marktanalysen

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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