By 25. November 2016 Read More →

Am Dow-Jones sollte sich der DAX ein Vorbild nehmen – nicht beim Gold

Während sich am US-Aktienmarkt fast alle Sektoren an der Hausse beteiligen und die wichtigsten Indizes charttechnisches Neuland betreten, schafft der DAX noch nicht einmal die Befreiung aus der altbekannten Seitwärtsbewegung. Ein regelrechtes Kursmassaker ereignete sich in den vergangenen Tagen bei den Edelmetallen und insbesondere im Minensektor.

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

speziell aus der europäischen Perspektive ist es schwer zu verstehen, warum die US- Börsen derartig stark sind. Denn im Gegensatz zu uns hier in Deutschland ist die Stimmung auf der anderen Seite des Atlantiks schon fast euphorisch. Während bei uns der heimische DAX seit Wochen in seiner altbekannten Seitwärtsbewegung zwischen 10.200 und 10.800 Punkten notiert, gehen die Indizes in New York „durch die Decke“. Abgesehen vom Edelmetallsektor werden praktisch alle Sektoren von der Flut angehoben und von der großen Skepsis gegenüber dem zukünftigen US-Präsidenten ist nichts mehr zu verspüren. Ganz im Gegenteil fließt unbestritten frisches Kapital von großen Adressen in den Markt. Anders ist das hohe Momentum und die Tatsache nicht zu erklären, dass in den vergangenen Tagen die wichtigsten US- Indizes zeitgleich neue Hochs markiert haben. Nach meinen Informationen hat es das seit 1996 nicht mehr gegeben. Sowohl der Dow Jones, der S & P 500, die Nasdaq und der Russel Index der wichtigen und konjunkturempfindlichen Nebenwerte haben am Montag neue Hochs markiert.

Daher macht es wenig Sinn sich gegen den Markt zu stellen und den Zeigefinger zu erheben, nur weil man mit der Wahl von D. Trump unzufrieden ist. Zu deutlich ist das Umdenken großer Kapitalanleger, die frische Mittel in alle wichtigen Sektoren lenken und außerdem auch Geld aus dem Rentenmarkt abziehen. Insofern halte ich es für möglich, dass die amerikanischen Aktienkurse nicht nur wegen des versprochenen 500- Milliarden USD-Konjunkturpaketes steigen, sondern auch wegen der weiterhin drohenden Verluste am Rentenmarkt. Immerhin könnte wegen des hohen Kapitalbedarfs für die Wahlversprechen die Rendite weiter steigen und die Verluste bei den Besitzern der Anleihen schnell steigen lassen. Dazu kommt das Risiko, dass wegen der steigenden Rohstoffpreise die Inflation wieder leicht anzieht – ebenfalls mit negativen Implikationen für den Rentenmarkt.

Dow Jones: die Bullen sind los

Grundsätzlich zeige ich hier wegen seiner geringen Anzahl von Indexmitgliedern und seiner ungewöhnlichen Konstruktion nur ungerne den Dow-Jones-Index. Heute aber mache ich gerne eine Ausnahme, da dessen Chart extrem positiv ist. Dies wiederum liegt an der hohen Gewichtung von Finanz, Energie- und klassischen Industrieaktien, weshalb der Dow-Jones auch der erste wichtige Index war, der ein neues Hoch markiert hat.

Hier sehen Sie den Verlauf des bekannten US-Aktienbarometers als P & F Chart für den Zeitraum seit April des Jahres. Deutlich sehen Sie im linken Bereich den Einbruch nach der Brexit- Entscheidung und ebenso die schnelle Erholung in den folgenden Wochen.

Nach einer mehrwöchigen Seitwärtsbewegung zwischen August (Ziffer 8) und November (Buchstabe B) schoss der Index förmlich mit einer extrem dynamischen X-Achse nach oben und aus der Seitwärtsbewegung hinaus. Mühelos wurde dabei bei 18.650 Punkten ein neues Hoch markiert und eine sehr positive Formation der P & F Technik gebildet.

Natürlich wachsen jetzt die Bäume nicht zwangsläufig sofort in den Himmel, aber die Bullen haben ein sehr starkes Signal ihrer aktuellen Überlegenheit gesetzt. Wegen der fast schon euphorischen Stimmung der US -Anleger und der vielen Ungereimtheiten im Wahlprogramm des künftigen Präsidenten müssen wir dennoch jederzeit mit einem Rücktest des Ausbruchsniveaus rechnen. Technisch betrachtet wäre dies nicht einmal negativ sondern sogar eine positive Bestätigung für uns Anleger, neue Positionen einzunehmen. Völlig egal übrigens wie unzufrieden wir mit der neuen US-Administration sein mögen. Solche Gedanken sollte ein technischer Analyst ausblenden und sich daran orientieren was er sieht, und nicht was denkt.

Gold unterhalb wichtiger Unterstützung

Der feste Dollar einmal ausgeblendet, der sich grundsätzlich negativ auf den Goldpreis auswirkt (jedenfalls aus Sicht der US-Anleger), ist die Kursschwäche beim Gold fundamental nur schwer zu erklären. Abgesehen einmal von der nach der Wahl aus dem Markt entwichenen viel zitierten „Unsicherheit“, die es an den Märkten immer gibt.

Ohne größere Gegenwehr gelang es den Verkäufern gleich reihenweise die wichtigen Unterstützungen bei 1.310, 1.250 und gestern sogar 1.200 USD zu pulverisieren. Bereits im September wurde die aufsteigende positive Unterstützungsgerade unterschritten und es bildete sich ein neuer Abwärtstrend im Sinne der P & F Technik. Entsprechend sind jetzt die Verkäufer eindeutig am Ball, obwohl der Markt bereits stark überverkauft ist. Offenbar wird im Augenblick Gold nicht als sicherer Hafen oder gar als Absicherung gegen geopolitische Risiken und die steigende Inflationsgefahr gesehen. Meiner Meinung nach ist dies wirklich erstaunlich, da wegen der angespannten Haushaltslage die Notenbanken wenig Spielraum haben, die Zinsen am kurzen Ende anzuheben. Alleine schon wegen der steigenden Rohstoffpreise und der ausgelasteten Industriekapazitäten ist eine steigende Inflation wahrscheinlich. Grundsätzlich befinden wir uns fundamental meiner Meinung nach in einem für Gold sehr aussichtsreichen Umfeld. Aber der Markt sieht es anders – und dies ist entscheidend.

Goldminen zyklisch extrem überverkauft

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der an der New Yorker Börse notierten Goldminenaktien, die ein von der P & F Technik definiertes Kaufsignal zeigen. Dieser Indikator ist jedoch ein Risiko – und kein Timing-Indikator. Aktuell notieren wir tief in der unteren überverkauften Zone, wo wir klassischerweise die guten Einstiegsgelegenheiten finden.

Nach dem Ausverkauf im Sektor befinden sich sage und schreibe nur noch 7 % der Aktien aus dem Minensektor auf einem Kaufsignal der P & F Technik. Bitte bedenken Sie, dass wir oberhalb von 70 % von einem zyklisch überverkauftem Zustand sprechen und unterhalb von 30 % von einem überverkauftem Zustand. Hier finden Sie die guten Kaufgelegenheiten – aber erst, wenn sich wieder eine positive X-Achse bildet und erneut Kapital in den Sektor fließt.  Bis dahin besteht die Gefahr in ein fallendes Messer zu greifen. Immerhin kann ein Markt länger überverkauft bleiben als wir Anleger liquide. Dies erkennen Sie auch daran, dass in den vergangenen Jahren während des starken Abwärtstrends der Minen dieser Indikator sich mehrfach tief der unteren extremen Zone aufgehalten hat. Die daraufhin zu beobachtenden Erholungen stellten sich später immer wieder als ein Strohfeuer heraus. Wegen des zyklisch extrem stark überverkauften Zustands des Sektors gehe ich von einer baldigen Erholung und relativ sicheren technischen Erholung der zugehörigen Minenaktien aus.  Ob daraus allerdings mehr wird als nur ein kurzes Strohfeuer ist heute noch nicht absehbar. Etwas Hoffnung können die Goldbullen daraus schöpfen, dass trotz des Massakers der vergangenen Tage der Goldsektor seit Jahresbeginn nach wie vor zu den relativ stärkeren Sektoren zählt.

Falls Sie sich für die P & F Charts und die Signale des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch mein Gratis- E-Book und meinen Gratis-Börsenbrief.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit ihren Positionen und einen fröhlichen Tag.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,

 Ihr Klaus Buhl

 

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

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