Allianz, BMW, SAP, RWE – Extremquote im DAX noch nicht erreicht

Rund 300 Punkte büßte das deutsche Aktienbarometer seit dem Monatshoch ein. Klingt nach viel, ist es aber nicht. Noch haben die Käufer alle Trümpfe in der Hand. Der heutige Handelsverlauf könnte bereits eine Vorentscheidung bringen.

Zur Wochenmitte nutzten bereits einige Schnäppchenjäger das ermäßigte Kursniveau und sorgten für eine Stabilisierung. Ein ähnliches Marktverhalten haben wir in den vergangenen Monaten bereits mehrfach gesehen. Nach wie vor wartet offenbar viel Geld an der Seitenlinie, selbst kleinste Rücksetzer werden zum Einstieg genutzt. Dies spricht eher gegen eine größere Abwärtsbewegung in den kommenden Wochen. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob es noch genügend mutige Käufer oberhalb von 10.000 gibt. Gerade die DAX-Investoren scheinen wohl Respekt vor der runden Schwelle zu haben und warten ab, ob dem S&P der Sprung über die 2000, dem Dow der Anstieg über die 17.000 und dem Technologieindex Nasdaq 100 die Eroberung der 4000er-Marke gelingen wird. Sobald hier erste Signale von der Wall Street kommen, dürfte auch der DAX einen neuen Impuls zeigen.

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Verhalten positiv ist der innere Markt einzuordnen. Nach den jüngsten Verlusten behaupten sich nur noch acht Werte über ihrem 21-Tage-Durchschnitt (Allianz, BMW, FMC, Fresenius, Henkel, RWE, SAP und ThyssenKrupp). Die Quote ist somit auf knapp 30 Prozent gefallen, ein geringes Niveau, aber noch kein Extremwert, der auf eine überverkaufte Situation deuten würde. Chart 1 zeigt die Anzahl der Aktien im DAX über ihrem Monatsmittelwert seit Sommer 2013. Wichtig sind hier die oberen und unteren Wendepunkte. Erst wenn nur noch rund zehn Prozent der Aktien über ihrer Signallinie laufen, drehte zuletzt der DAX wieder verlässlich Richtung Norden. Hingegen ertönten ab einer Quote von mehr als 85 Prozent die Alarmglocke.

Stunden- und Tagesanalyse:

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Mit dem gestrigen, zwischenzeitlichen Rücksetzer beim DAX wurde nahezu exakt das Juni-Tief im Bereich um 9750 getroffen. Die ebenfalls auf diesem Niveau verlaufende 55-Tage-Linie sollten Anleger hingegen ignorieren. Im laufenden Jahr zeigten die Akteure bisher kein Interesse am Durchschnitt. Mehr Relevanz hat hingegen der 21-Tage-Durchschnitt (hellgrün eingezeichnet).

Der Monatsmittelwert stellt zusammen mit dem schwachen horizontalen Widerstand um 9900 eine erste Zielmarke für den heutigen Tag dar. Rund 100 Punkte weiter nördlich lauert bereits die 10.000er-Schwelle, besonders psychologisch interessanter wird es aber erst am Rekordhoch bei rund 10.050. Kursgewinne bis in diese Regionen sind für den heutigen Handelstag eher unwahrscheinlich.

Vorbörslich deutet sich erneut ein lustloser Auftakt ab, der DAX steht trotz freundlicher Vorgaben von den Weltbörsen unverändert bei rund 9810. Auch wenn der Markt unter das Juni-Tief und somit die erste Unterstützung fallen sollte, wäre dies noch kein Problem. Zwischen 9600 bis 9800 zeigt der Tageschart eine breite Unterstützungszone (Ausbruchsniveau der Seitwärtsbewegung bis Mai). Erst wenn dieses Areal und anschließend der langfristige Aufwärtskanal sowie die 200-Tage-Linie bei 9400 dem Verkaufsdruck nicht mehr standhalten, sind die optimistischen Perspektiven zu revidieren.

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Wochenanalyse:

MACD mit gefährlicher Divergenz

Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Rally trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Richtungsweisend ist ein seit Sommer 2012 bestehender Aufwärtskanal, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Schwächesignal ausgelegt werden.

Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.850.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9500 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9385 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8900 aktiviert.

Warnsignal kommen von der Markttechnik. Der DSS Bressert ist in seine obere Extremzone vorgestoßen und kippt allmählich in den neutralen Bereich. Der MACD bildete sogar gegenüber seinem Hochpunkt zum Jahreswechsel eine tiefere Umkehr aus, obwohl der DAX neue Hochs erreichte. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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