Wann platzt die große Gold-Wette?

Themen des Tages: Gold – zwei Seiten einer Medaille +++ DAX nimmt die Lücke +++ Konjunkturdaten im Blickpunkt

 

Die vergangenen Tage waren für die Gold-Anleger eigentlich wenig spektakulär. Zwar zeigte das Edelmetall eine deutliche Erholung vom jüngsten Tief bei 1350 Dollar. Nach oben hin scheint den Käufern aber derzeit auch recht schnell der Mut zu verlassen. Zuletzt kam es mehrfach im Intradaybereich exakt ab Kursen von 1400 Dollar zu verstärkten Verkäufen. Anders formuliert: Gold konnte in den vergangenen Tagen nicht so richtig vom kurzen aber scharfen Rücksetzer an den Aktienmärkten profitieren und war somit nicht als „sicherer Hafen“ gesucht. Immerhin stoppte die Abwärtsbewegung mit der Chance auf einen tragfähigen Boden im Bereich des April/Mai-Tiefs um 1350 Dollar. Dennoch drängt sich die Frage auf, ob sich die Investoren wegen der nach wie vor angeschlagenen Charttechnik mit weiteren Käufen zurückhalten oder vielleicht sogar der Preis absichtlich unten gehalten wird – und wenn ja warum.

Schauen wir uns kurz die aktuelle Lage an. Hier gilt es nach wie vor die beiden sehr unterschiedlichen Entwicklungen bei „Papiergold“ und echter Nachfrage zu unterscheiden. Der Trend bei den weltweiten Gold-ETFs ist weiterhin klar abwärts gerichtet. Nach Angaben von Bloomberg wurden Ende vergangener Woche die Bestände der erfassten Gold-ETFs um weitere 6,4 Tonnen abgebaut, in der gesamten letzten Woche lag das Minus bei rund 40 Tonnen. Im Blickpunkt steht vor allem der weltgrößte Gold-ETF SPDR Gold Trust. Besonders die institutionellen Investoren wie Northern Trust und Blackrock ziehen die Reißleine und stehen für rund 75 Prozent der Abflüsse im Fonds. Aber damit nicht genug, denn die spekulativen Finanzinvestoren fallen derzeit besonders auch an den Terminmärkten auf. Nach Angaben der Commerzbank haben die Profis ihre Nett-Long-Positionen die fünfte Woche in Folge auf 36,4 Tsd. Kontrakte reduziert – dies ist der niedrigste Stand seit Juli 2007. Und auch bei den Shorts geht es richtig heiß her. Der CFTC Commitment of Traders-Report weist für die vergangene Woche 79.416 Short-Kontrakte aus – Rekord. Daten von Bloomberg zufolge steigt die Zahl der Leerverkaufspositionen seit Ende 2012 deutlich an und hat gerade in den ersten Wochen des Jahres sowie zuletzt deutlich zugenommen. Zerohedge veröffentlichte folgenden Chart: LINK.

 

Quelle: Zerohedge / Bloomberg

Quelle: Zerohedge / Bloomberg

 

Dazu der passende Gold-Chart in USD:

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Richtig spannend wird es natürlich, wenn die Käufer der Positionen auf physische Lieferung bestehen oder sich der Gold-Preis erholt und es über Eindeckungen zu einem massiven Short-Squeeze kommt. Klar ist, dass im ersten Fall die Verkäufer ihren Lieferverpflichtungen bei einer so hohen Position nicht nachkommen könnten, was unweigerlich zu einem Erdbeben an den Märkten führen könnte, je nachdem, welche Bank / Fonds die Papiere verkauft hat. Natürlich könnte es sich aber auch „nur“ um Hedge-Positionen handeln, die keinen Squeeze zur Folge hätten.

Dass sich der Gold-Preis derzeit dennoch gut behauptet, liegt besonders an der nach wie vor starken Nachfrage durch Privatpersonen aber auch durch die Zentralbanken. „Der World Gold Council berichtete unlängst, dass die Zentralbanken im ersten Quartal 109 Tonnen Gold gekauft hatten und geht ferner davon aus, dass diese im Gesamtjahr 2013 bis zu 550 Tonnen erwerben könnten“, schreiben die Experten der Commerzbank. Zuletzt stockte Russland seine Goldbestände um 8,4 Tonnen auf, Kasachstan um 2,6 Tonnen und die Türkei um 18,2 Tonnen.

 

 

Zum heutigen Handelstag:

Der DAX startet fester in den Handel und nimmt gleich  zu Beginn die Abwärtslücke (s. Chartanalyse). Tokio zeigte sich am Morgen wieder ein wenig freundlicher und der Nikkei kletterte angetrieben von Zuwächsen bei Exportwerten um rund 1,5 Prozent. Datenseitig ist die Agenda gefüllter als noch zu Wochenbeginn. Anleger sollten vor allem das Verbrauchervertrauen des Conference Boards beachten – hier ist nach den jüngsten Indikationen mit einer positiven Überraschung zu rechnen. Natürlich wäre es für den Konsumausblick ein gutes Signal, wenn sich die Stimmung trotz der fiskalischen Belastungen in den vergangenen Monaten robust zeigt und einen Wachstumsimpuls liefert. Immerhin ist die US-Wirtschaft zu rund 2/3 vom Binnenkonsum abhängig.

Vor diesem Hintergrund bleibt natürlich die Frage, wie und vor allem wann die Fed auf eine sich abzeichnende Verbesserung der Wirtschaft reagieren wird.  Vor allem US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, hat er doch vergangene Woche mit seinen Bemerkungen, die Anleihenkäufe in Abhängigkeit von der  wirtschaftlichen Situation zu drosseln, den Aktien eine Verlustwoche  beschert. War das nur ein Testballon, um zu sehen, wie die Märkte reagieren oder ist es einfach noch zu früh für eine stabile Wirtschaftentwicklung ohne Notenbanken?

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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