By 16. September 2015 Read More →

RWE – das ist der Hammer!

Nicht nur die Performance-Daten der RWE-Aktie sind beeindruckend, besonders für einen DAX-Wert: Seit Jahresbeginn stürzten die Papiere um 55 Prozent ab, allein in den vergangenen vier Wochen ging es um 30 Prozent nach Süden. Dennoch bleibt das 2016er-KGV von knapp elf vergleichsweise hoch und liegt nur wenig unter dem langfristigen Durchschnitt. Besteht dennoch Hoffnung?

Beim Buchwert sieht die Lage schon besser aus, hier beläuft sich der Abschlag auf rund 20 Prozent. Kaum eine andere Aktie im DAX kann bei dieser Value-Kennzahl mithalten. Und auch Dividendenjäger kommen auf ihre Kosten, die Rendite liegt bei rund 4,2 Prozent. Doch gerade das Argument mit der Verzinsung hat natürlich einen Haken.

Zwar zählt die RWE-Aktie zu den Papieren mit der höchsten Dividendenrendite im DAX. Allerdings ist die Ausschüttung für die Anleger nur ein sehr schwacher Trost, wenn der Aktienkurs auf Jahressicht um mehr als 60 Prozent kollabiert. Ohnehin sind die Essener in dieser Disziplin denkbar schlecht. In den vergangenen zehn Jahren holten die Titel nur vier Mal den Dividendenabschlag bis zur nächsten Hauptversammlung wieder auf, wie Daten von boersengefluester zeigen. Keine Aktie im DAX hat eine schlechtere Bilanz.

Noch lange nicht über den Berg

Anleger sollten somit beim Argument „hohe Dividendenrendite“ ganz genau hinschauen. Ohnehin dürfte die Ausschüttung künftig spürbar geringer ausfallen. 2009 erhielten die Aktionäre noch 4,50 Euro je Aktie, 2010 waren es nur noch 3,50 Euro, 2012 zwei Euro und seit 2014 gibt es nur noch einen Euro. Für 2016 droht ein weiterer Einschnitt auf 0,50 bis 0,60 Euro, befürchten einige Investoren. Vorteil für RWE: Bei einer Halbierung der Dividende könnte der Mittelabfluss um rund 300 Mio. Euro sinken. Geld, das der Konzern dringend für Investitionen in neue Geschäftsfelder benötigt. Doch die Dividendenkürzungen alleine werden nicht reichen. Operativ ist eine schnelle und nachhaltige Ertragserholung bei der konventionellen Stromerzeugung nicht zu erwarten. Vor allem die zahlreichen regulatorischen Vorschriften in Deutschland bleiben herausfordernd. Erst am Dienstag sorgten Meldungen, dass die Rückstellungen der deutschen Energieversorger nicht ausreichen und ein Fehlbetrag von 30 Mrd. Euro droht, für einen zwischenzeitlichen Ausverkauf. Inzwischen wurden die Zahlen vom Bundeswirtschaftsministerium dementiert.

Kapitulation am Dienstag

Die Nervosität ist extrem hoch, wie der gestrige Handelstag eindrucksvoll zeigte. Auf Xetra lagen die Umsätze bei knapp 200 Mio. Euro und damit deutlich über dem 3-Monats-Durchschnitt von 75 Mio. Euro. Hier dürften zahlreiche Anleger die Geduld verloren haben und sind offenbar ausgestiegen, während mutige Schnäppchenjäger bei Kursen knapp über der Einstelligkeit zugriffen. Somit könnten wir mit Blick auf das Handelsvolumen durchaus einen (finalen) Ausverkauf gesehen haben.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Hammer-Trefferquote

Zwei weitere Argumente gilt es zu beachten. Die Kursverluste am Dienstag wurden bis Handelsschluss nahezu komplett ausgeholt, im Chart bildete sich eine Hammer-Kerze. Diese potenzielle Umkehrformation leitet auf Basis statistischer Untersuchungen des US-Analysten Bulkowski in 59 Prozent der Fälle eine bullische Umkehr ein, wenn zuvor ein Bärenmarkt vorlag. Dies ist bei RWE eindeutig gegeben, allein seit Anfang August sackte der Kurs um 40 Prozent ab. Zudem stieg das Handelsvolumen markant an, was die Wahrscheinlichkeit noch einmal erhöht. Allerdings sollten Anleger dennoch nicht zu euphorisch sein und besser den heutigen Handelstag abwarten. Die Bestätigung der Umkehr funktioniert am besten, wenn der Kurs einen Tag nach Beendigung der Hammer-Formation höher schließt – die Wahrscheinlichkeit einer Umkehr steigt dann auf 90 Prozent. Allerdings sagt dies nichts darüber aus, wie lange die Erholung anhält. Bis in den Bereich um 14 Euro lauern einige Hürden, erst darüber nimmt das Handelsvolumen deutlich ab und begünstigt eine Erholung.

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Untermauert wird dies durch den inzwischen sehr weiten Abstand zur 200-Tage-Linie von rund 47 Prozent. In den vergangenen 20 Jahren gab es nur zwei vergleichbare Fälle, in denen sich der Aktienkurs ähnlich weit von seiner langfristigen Signallinie entfernte: 2003 und 2011. Anschließend kam es jeweils zu einer dynamischen Erholung von gut 30 Prozent.

RWE, E.ON, DAX, Fed, Hexensabbat und viele weitere Charts waren auch Thema im gestrigen Webinar. Die Aufzeichnung finden Sie hier, einfach auf das Bild klicken. Kommende Woche stehen die Versorger erneut im Fokus, anmelden können Sie sich gerne hier.

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Posted in: Aktien, Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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