By 3. Februar 2015 Read More →

Zwischenbilanz nach vier Wochen

Das Angstbarometer der Börse, die Volatilität, ist derzeit mit 24 Punkten auf einem ungewöhnlich hohen Niveau. Obwohl der DAX zuletzt Rekorde in Serie ablieferte, erwarten die Akteure an den Terminmärkten ähnlich starke Schwankungen wie während der Korrektur Mitte Oktober. 

 

Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zur Ausgangslage von vor ein paar Monaten: Damals notierte der DAX bei 9000, aktuell steht die 11.000 im Fokus. Allein in den ersten zwei Handelswochen gab es beim DAX bereits zwei Tage, an denen der Index um 17.30 Uhr um mehr als drei Prozent über oder unter dem Schlusstag des Vortages lag. Im Gesamtjahr 2014 hat es nur zwei solche Tage gegeben. So mancher Fondsmanager mit Fokus auf den deutschen Aktienmarkt könnte seine Bücher für dieses Jahr bereits nach einem Monat wieder schließen. In den ersten vier Wochen glänzte der DAX dank freundlicher Unterstützung durch die EZB mit Zuwächsen von neun Prozent, der Kursindex liegt 8,8 Prozent höher. Zur Einordnung: Seit 1988 kletterte der Performance-Index im Durchschnitt um 9,1 Prozent, der Kursindex um 6,5 Prozent pro Jahr. Wenig überraschend trumpfte mal wieder die zweite Reihe mit einer überdurchschnittlichen Performance auf. Für den MDAX stehen seit Jahresbeginn rund 15 Prozent Kursaufschlag zu Buche, der TecDAX rückte um knapp 20 Prozent vor. Nur der SDAX fällt mit plus 6,5 Prozent deutlich zurück. Offenbar werden die nicht so liquiden Small Caps gemieden, eine Tendenz, die auch in den USA zu beobachten ist.

2000er-Hochs als Richtgröße

Erstaunlich ist vor allem die seit Oktober gegenüber dem Euro Stoxx 50 und seit November zum S&P 500 bestehende Relative Stärke der deutschen Aktien. Zumindest in der Vergangenheit lieferte der DAX gegenüber den US-Indizes nur sehr selten ein Eigenleben. In den vergangenen Wochen kletterte der DAX sogar stärker als der Euro in den Keller rauschte. Selbst für US-Anleger lohnte sich ein Investment in Deutschland.

Schaut man etwas länger in die Charthistorie zurück, fällt allerdings die eher schwache Entwicklung der deutschen Blue Chips auf. Anleger die zum Hochpunkt im Jahr 2000 in den S&P 500 Performance-Index eingestiegen sind, liegen derzeit 74 Prozent im Gewinn. Der MSCI Europe Performance-Index rückte um 45 Prozent vor, der DAX nur um 33 Prozent. Noch deutlicher fällt der Unterschied aus, wenn die international üblichen Kursindizes miteinander verglichen werden. Hier schneiden besonders die europäischen Aktienbarometer schlecht ab. Der Euro Stoxx 50 liegt rund 40 Prozent unter dem 2000er-Hoch, der DAX um 12 Prozent. Für den Dow Jones errechnet sich hingegen ein Zuwachs von 47 Prozent, beim S&P 500 steht ein ordentlicher Gewinn von 31 Prozent.

Im heutigen Chart-Webinar schauen wir natürlich auch auf den Euro – es lohnt sich. Anmelden können Sie sich wie immer kostenlos hier.

 

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Mit der 11.000er-Marke rückt allmählich die nächste runde Kursmarke in Reichweite. Am Montag setzte der Markt mit einer Schlussrally die Serie neuer Rekordhochs fort und lieferte damit für alle prozyklischen Anleger ein weiteres Einstiegssignal. Auch an den US-Börsen wurde der kleine Kursrutsch vom vergangenen Freitag ausgemerzt, dennoch bleibt die Lage gerade beim S&P 500 sehr angespannt.

Unter dem Strich verdichten sich die Anzeichen, dass der DAX die kleine Atempause seit dem 23. Januar heute beenden könnte und ein neuer Aufwärtsimpuls einsetzt. Aus der Höhe der jüngsten Range kann ein Kursziel von rund 11.000 abgeleitet werden. Da bis zur Schwelle keine charttechnischen Barrieren vorhanden sind, scheint der Weg frei zu sein. Nur die unverändert überkaufte Lage bereitet nach wie vor Sorgen. Mit Lufthansa und der Commerzbank handeln nur zwei Werte unter ihrer 21-Tage-Linie. Im vergangenen Jahr waren ähnlich niedrige Werte nahezu ohne Ausnahme ein zuverlässiges Signal für eine bevorstehende Gegenbewegung. Dazu gesellt sich der weite Abstand des DAX zu seinem Monatsmittelwert von derzeit rund 6,3 Prozent.

Trotz dieser angespannten Markttechnik bleibt festzuhalten, dass es derzeit für reine Short-Trades noch zu früh ist. Dazu müsste der DAX mindestens die Umkehrpunkte der vergangenen beiden Wochen bei 10.600 unterbieten. Erst wenn hier die Nachfrage ausbleibt, ist mit einer Korrekturbewegung bis 10.300 zu rechnen, wo die nächste, ebenfalls eher schwache Haltemarke verläuft.

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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