By 25. Januar 2013 Read More →

Gold gegen Silber, wer ist der Favorit?

Beide Edelmetalle sind gut in das Börsenjahr gestartet. Doch in den vergangenen Tagen gab es einige Rückschläge. Ein Performance-Vergleich Gold vs. Silber liefert interessante Informationen. Der Chart-Check zum Wochenschluss.

 

Eigentlich war alles vorbereitet für den seit Tagen erwarteten Sprung bei Gold über die charttechnisch wichtige Hürde bei 1700 Dollar. Zuletzt sorgte sogar die Bank of Japan mit ihrer Entscheidung, die Geldpolitik noch expansiver zu gestalten, für Unterstützung. Konkret sollen ab Januar 2014 monatlich Wertpapiere in Höhe von 13 Bio. JPY gekauft werden – zeitlich unbegrenzt. Was machte der Goldpreis? Dümpelte zu Wochenbeginn unter der wichtigen Hürde von 1700 Dollar. Denn zeitgleich kamen aus Indien nicht gerade gute Nachrichten. Mit sofortiger Wirkung wurden die Steuern auf Gold- und Platinimporte von 4% auf 6% erhöht, um das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit einzugrenzen. Kapitalanlagegesellschaften, die physisch hinterlegte Gold-ETFs im Angebot haben, können einen Teil ihres Goldes bei Banken verwahren. Damit erhöht sich das Angebot zur Schmuckherstellung, was wiederum die Goldimporte drücken dürfte. Die Idee scheint nicht nur in der Theorie zu funktionieren, denn als die Steuern im März 2012 auf 4% verdoppelt wurden, sackten die Import um 25% ab. Der Verband der indischen Schmuckhersteller rechnet für dieses Jahr wegen der neuen Maßnahmen mit einem Rückgang der Importe im Bereich von 15 bis 20%, schreiben die Experten der Commerzbank.

 

Auch aus den USA kamen zuletzt eher schlechte Signale für das begehrte Edelmetall. Das US-Repräsentantenhaus gab am Mittwoch grünes Licht für eine kurzfristige Erhöhung der Obergrenze der öffentlichen Schulden. Bis zum 19. Mai können somit weitere Staatsdarlehen begeben werden. Der Goldpreis gab deutlich nach und sackte von 1695 Dollar auf zuletzt 1665 Dollar. Kein Wunder, denn mit der kurzfristigen Lösung steigt nun wieder der Risikoappetit an den Märkten. Umschichtungen aus dem „sicheren Hafen“ Gold in riskantere Assets wie Aktien sind die Folge. Der Blick auf die Volumenentwicklung der wichtigsten ETFs scheint die Tendenz zu bestätigen. Während Gold-ETFs nach Angaben der Commerzbank zuletzt leichte Abflüsse verzeichneten (der weltweit größte Gold-ETF SPDR Gold Trust verzeichnete seit Jahresbeginn einen Rückgang von 15 Tonnen), verzeichnen Silber-ETFs massive Aufstockungen.

Die Analystenzunft glaubt dennoch weiter an Gold, allen voran Goldman Sachs. In einer neuen Studie von Damien Courvalin und Alec Phillips siedeln die Banker das Kursziel im 3-Monats-Zeitraum bei 1825 Dollar an. Im zweiten Halbjahr sehen die Goldmänner aber Druck auf der Notierung. Die Morgan Stanley-Analysten Richardson und Crane rechnen für das erste Quartal mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1715 Dollar. Auf Jahressicht dürfte es dann deutlich aufwärts gehen: Für das Q2 werden 1745 Dollar, Q3 rund 1800 Dollar und zum Jahresende sogar 1830 Dollar angepeilt. Als Begründung wird eine weiterhin hohe Nachfrage durch Profi-Investoren und die Notenbanken angeführt.

 

Silber oder Gold – egal!

Bevor wir die charttechnischen Aussichten beurteilen, zunächst ein Blick in den Rückspiegel – genau gesagt auf das vergangenen Jahr. Vergleichen Sie die Kursentwicklung von Gold (oben) und Silber unten…richtig, die Korrelation ist sehr hoch. Steigt Gold, legt auch Silber zu – gleiches gilt für Bewegungen nach unten. Auch das Ausmaß ist nahezu identisch: Die Jahrestiefs liegen bei beiden Edelmetallen auf Höhe der markanten Lows von Ende 2011, und auch Richtung Norden lässt sich eine markante Widerstandsmarke ausmachen.

 

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Einziger Unterschied: Silber hat einen eingebauten Hebel. Gold gab von Anfang März bis Mitte Mai um rund 14% nach, Silber um 28%. Entsprechend legte das Gold/Silber-Ratio im betrachteten Zeitraum zu. Bis in den September erholte sich das „Gold des kleinen Mannes“ aber um 30 Prozent, beim „echten Gold“ waren es nur 15%. Folglich ging es auch mit dem Ratio wieder abwärts.

 

Der Grund liegt darin, dass Silber im Gegensatz zu Gold nicht nur als Mittel der Werterhaltung wahrgenommen wird, sondern auch ein wichtiges Industriemetall ist. Mehr als die Hälfte der jährlichen Produktion gehen in die Industrie – hier vor allem bei der Herstellung von Batterien, Katalysatoren, Handys aber auch in der Photovoltaikbranche zur Beschichtung von Zellen.

 

Kommen wir zu den Charts:

Bei Gold ist die Sache relativ einfach. Inzwischen läuft das Edelmetall seit November 2011 in einer rund 280 Punkten breiten Range, die sich von 1520 bis 1800 Dollar erstreckt. Die mittel- und langfristige Chartanalyse können Sie HIER  nachlesen. Kurzfristig bestimmt ein Abwärtskanals das weitere Schicksal aus charttechnischer Sicht. Vor wenigen Tagen scheitere der Angriff auf den robusten Widerstand bei 1700 Dollar, der zugleich auch die Obergrenze der Range darstellt. Zum Wochenschluss hält sich Gold mit Mühe noch über der seitwärts verlaufenden 200-Tage-Linie. Zu viel Beachtung sollten Sie der Geraden in der aktuell trendlosen Phase aber nicht widmen. Rutscht Gold aber unter 1660 Dollar, rückt erneut das Jahrestief und damit die nächste Unterstützungszone um 1620 bis 1635 Dollar auf die Agenda. Aber auch ein Anlauf der unteren Extremzone des Kanals bei 1600 Dollar ist durchaus wahrscheinlich. Fazit: Aktuell bietet sich auch auf kurzfristige Sicht kein Einstieg an. Der DSS Bressert könnte bald ein zuletzt recht verlässliches Verkaufssignal liefern. Kaufzonen liegen bei 1600 / 1630 Dollar oder 1710 Dollar.

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Für Silber sieht das Fazit ähnlich aus. Auch hier droht vom Indikator kräftiger Gegenwind, im Vergleich zu Gold ist aber noch etwas mehr Luft nach unten. Zugleich gestaltet sich der Weg Richtung Norden leichter, denn die Widerstände sind anders als bei Gold eher schwächer einzuschätzen. Das Jahreshoch um 32,50 Dollar wird nur von der 100-Tage-Linie verstärkt, darüber wäre Luft bis an einen noch nicht bestätigten Abwärtstrend bei 33,50 Dollar. Auch die Hürde bei 34,30 Dollar ist zu knacken. Erst ab 35 Dollar dürften kräftige Gewinnmitnahmen einsetzen – ausgehend vom aktuellen Kurs liegt das Potenzial bei rund zehn Prozent. Der Goldpreis kommt mit Blick auf die 1800er-Hürde nur auf 7,8%. Fazit: Silber beobachten und einsteigen bei Kursen um 30 Dollar oder 32,60 Dollar.

 

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

2 Comments on "Gold gegen Silber, wer ist der Favorit?"

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  1. Tobias Reim sagt:

    Gold wird mittelfristig keine klare Richtung einschlagen. Eigentlich müsste der Kurs nach den massiven Notenbankeingriffen viel höher stehen, aber so lange von der Inflationsseite nichts passiert, sehen wir nicht die 2000$. Ich bleibe bei Inlinern wie SG3MX7.

    • Franz-Georg Wenner sagt:

      Hallo Herr Reim, danke für das Feedback. Inliner sind sicherlich derzeit eine gute Alternative zu den üblichen Long-Only Investments in Gold. Für das Edelmetall verläuft die erste Jahreshälfte sowieso eher richtungslos. Ab dem Sommer wird es meist spannender: Gold Seasonal Charts

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