By 19. Dezember 2013 Read More →

Die Fed-Entscheidung – und ihre Auswirkungen

Ein Ende der Niedrigzinsära ist vorerst nicht in Sicht, vielmehr lässt sich die Fed einige Hintertüren offen. Die Party an den Aktienmärkten läuft vorerst weiter. Aber mit dem gestrigen Fed-Statement dürfte auch  die Unsicherheit in Zukunft zunehmen.

Am vergangenen Freitag feierte Fed-Chef Ben Bernanke seinen 60. Geburtstag. Für eine große Feier dürfte er aber kaum Zeit gehabt haben, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Schließlich feiert die US-Notenbank einen Tag vor Weihnachten ihren 100. Geburtstag. Ob es Geschenke und Überraschungen geben wird, ist offen. Eine kleine Überraschung präsentierten die Notenbanker den Finanzmärkten bereits auf der Zinssitzung.

Der Offenmarktausschluss beschloss eine homöopathische Drosselung der monatlichen Anleihekäufe, dass bisherige Volumen von 85 Mrd. Dollar wird um 10 Mrd. Dollar reduziert. Die Käufe der Staatsanleihen werden von 45 auf 40 Mrd. Dollar reduziert, die Ankäufe der hypothekenbesicherten Wertpapiere von 40 auf 35 Mrd. Dollar. Wie erhofft, stellte Ben Bernanke auf seiner letzten Pressekonferenz als Fed-Chef einen groben Tapering-Plan vor. Unter der Voraussetzung, dass sich die Wirtschaft entsprechend den Fed-Projektionen (LINK) entwickelt, werden die Notenbanker auf jeder der folgenden Sitzungen die Ankäufe gleichmäßig um jeweils 10 Mrd. Dollar reduzieren. Sollte die Konjunktur positiv oder negativ überraschen, könnte das Tapering ausgeweitet aber auch ganz ausgesetzt werden. Nach Einschätzung von Bernanke dürfte das laufende Anleihekaufprogramm Ende 2014 abgeschlossen sein.

Am Devisenmarkt sprang EUR/USD kurzzeitig über die 1,38er-Marke, schlussendlich setzte sich aber der festere US-Dollar durch. Im asiatischen Handel wurden Kurse von 1,365 Dollar aufgerufen. Im Tageschart wird die Relevanz dieser Marke deutlich. Neben der 21-Tage-Linie verläuft hier auch die untere Grenze des Aufwärtskanals. Sollte die Dollar-Stärke anhalten, nimmt die Entwicklung der vergangenen Monate verstärkt die Form einer Doppel-Top-Bewegung an. Allerdings ist es noch  zu früh, bereits jetzt von einem bearischen Umkehrmuster zu sprechen. Formal wäre es erst abgeschlossen, wenn der Kurs auch unter das Zwischentief bei 1,33 Dollar zurückfallen würde. Es besteht aber derzeit kein Zweifel, dass die Euro-Bullen in der Defensive sind. Erst mit einem neuen Verlaufshoch über 1,38 Dollar wären die Aussichten wieder freundlicher. Allerdings bleiben auch dann die Avancen auf der Oberseite mit Blick auf den langfristigen Abwärtstrend bei 1,397 Dollar eher bescheiden.

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Insgesamt ist der Tenor des Fed-Statements als deutlich konjunkturoptimistischer einzuschätzen. Mehrfach betonten die Notenbanker allerdings, dass die Reduzierung der Anleihekäufe nicht an eine Wende in der Zinspolitik gekoppelt ist. Nach wie vor wird der als angemessen bewertete Zeitpunkt einer Zinserhöhung mit dem Jahr 2015 angegeben. Die Projektionen für die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr wurden leicht nach unten angepasst, Ende 2014 dürfte die Quote im Bereich  zwischen 6,3 bis 6,6 Prozent liegen. Im September hatte die Fed noch einen Korridor von 6,4 bis 6,8 Prozent ausgegeben. Der Schwellenwert für Zinserhöhungen liegt weiterhin bei 6,5 Prozent, verbunden mit der Forderung, dass dieser deutlicher unterschritten werden muss und gleichzeitig die Inflationsrate nicht in der Nähe des Inflationsziels der Fed von 2 Prozent liegt. Die Forward Guidance der Fed ist somit mehr oder weniger Geschichte. Bisher hatte die Fed kommuniziert, dass der Leitzins erhöht wird, wenn die Arbeitslosenquote unter das Niveau von 6,5 Prozent fallen sollte. Das Ende der Niedrigzinsära ist somit  wieder ein Stück weiter weg. Vor diesem Hintergrund überrascht die positive Reaktion an den Aktienmärkten nicht. Zugleich nimmt nun aber auch die Unsicherheit zu, denn die Geschwindigkeit, mit der die monatlichen Anleihekäufe reduziert oder sogar auch ausgesetzt werden, ist offen. Künftig wird der Markt vor jedem Meeting spekulieren, wie die jüngsten Konjunkturdaten einzuordnen sind, und ob diese im positiven Fall ausreichen, die Fed erneut zum Handeln zu bewegen.

Dow Jones sowie S&P 500 verzeichneten die größten Tagesgewinne seit zwei Monaten und beendeten den Tag auf Schlusskursbasis mit neuen Rekordmarken. Im Chart des S&P ist deutlich die lange weiße Kerze zu erkennen, ausgehend von der wichtigen Unterstützung um 1775. Auch das Handelsvolumen sprang markant an und erreichte das höchste Niveau der vergangenen Monate. Die Bewährungsprobe für die Käufer steht aber erst noch aus, denn bei 1825 verläuft eine obere Aufwärtstrendlinie, an der es in den vergangenen Monaten wiederholt zu verstärkten Verkäufen kam. Die Indikatoren begünstigen aktuell eine Aufwärtsbewegung. Aber erst wenn die Hürde genommen ist, scheint der Weg für den US-Aktienmarkt frei. Auch der DAX dürfte dann zügig die Rekordmarke über 9400 ansteuern. Rücksetzer unter 1775 dürften hingegen beim Deutschen Leitindex zu neuen Bewegungstiefs unterhalb von 9000 führen.

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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