Deutsche Bank – sind 12 Mrd. Euro genug?
Nüchtern betrachtet war es eigentlich nicht überraschend, dass 2016 kein einfaches Börsenjahr wird. Wie fast immer sollten die Aktienmärkte nach Meinung der Analysten um zehn bis 15 Prozent steigen. Geschenkt. Skeptiker verwiesen als Belastungsfaktor auf den Zinserhöhungszyklus der Fed, auch dieses Thema können wir nach gut fünf Wochen bereits zu den Akten legen. Die Probleme sind seit Jahren bekannt.
Der folgende Chart zeigt besonders deutlich die gesamte Misere. Seit Beginn der beispiellos expansiven Geldpolitik von Fed, EZB und BoJ waren die Aktienmärkte nicht mehr zu bremsen, der S&P 500 legte sogar ausgehend von Mitte 2011 in der Spitze um rund 60 Prozent zu. Hingegen zeigte die Talfahrt bei den Rohstoffen – hier abgebildet der Industriemetall-Index – unmissverständlich, dass die Weltwirtschaft nicht in Fahrt kommt. Minus 50 Prozent seit Frühjahr 2011 sind eine klare Botschaft und ein Warnsignal, wenn gleichzeitig die Aktienmärkte in die Höhe schießen. Ich hatte den Chart mehrfach in den Webinaren gezeigt.
Aktienrückkäufe beachten
Auch die Ergebnisse der US-Berichtssaison sind oft nur auf den ersten Blick positiv, unter der Oberfläche sieht die Lage meist anders aus. „The same procedure as every quarter“ trifft auch auf die noch laufende Bilanzsaison zu, denn die US-Blue-Chips haben wohl zum 28. Mal in Folge die an sie gestellten Gewinnerwartungen übertroffen. Allerdings ist dies auch nur möglich gewesen, weil die Erwartungen im Vorfeld kräftig eingedampft wurden. Zudem: Im vergangenen Jahr kauften die 500 größten US-Unternehmen für rund 600 Mrd. Dollar eigene Aktien zurück. Anders formuliert: Durch die Maßnahmen wurde die Kennzahl „Gewinn je Aktie“ künstlich nach oben getrieben. Inzwischen steigen die Zinsen an der Wall Street, neue Schulden für Aktienrückkäufe sind vorerst gestrichen. Bei den Umsätzen und damit einer Kennzahl, die nicht so einfach manipuliert werden kann, sieht die Lage anders aus. Hier übertrafen nur 45 Prozent der Unternehmen die Erwartungen.
Versorger ganz oben
Richtig ist allerdings auch, dass mit den Verlusten in den vergangenen Wochen auch schon viele negative Szenarien inzwischen eingepreist sind. Ausgehend von Anfang Dezember rauschte der DAX um rund 21 Prozent in den Keller, ähnlich stark stürzte der Index auch im Sommer 2015 ab. Rund ein Drittel der Indexmitglieder verloren seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent, mit RWE und E.ON liegen nur zwei Papiere in der Gewinnzone.
Besonders die Finanzwerte kamen unter die Räder: Zum Jahreswechsel lag der Börsenwert der Deutschen Bank noch bei 31 Mrd. Euro, aktuell sind es zwölf Mrd. Euro weniger. Beiersdorf bringt inzwischen mehr auf die Waage. Die Margen stehen angesichts der negativen Renditen unter Druck, der Stoxx Europe Banken-Index verlor seit Jahresbeginn knapp 24 Prozent und damit rund fünf Prozentpunkte mehr als sein US-Pendant.
Im heutigen Webinar werden wir uns ausführlich mit den DAX-Aktien beschäftigen – Deutsche Bank, Daimler, K+S – Zähneklappern vor der Berichtssaison – wie geht es weiter? Anmeldung hier.