By 29. November 2013 Read More →

Ausblick Dezember: Es kann eigentlich nur aufwärts gehen, oder nicht?

DAX 10.000 noch in diesem Jahr? Warum eigentlich nicht, die Stimmung ist nicht euphorisch, sogar die Bild-Zeitung als klassischer Kontra-Indikator warnte kürzlich vor einem Crash am deutschen Aktienmarkt. Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache, aber es gilt auch andere Faktoren zu berücksichtigen.

Was für ein Börsenjahr. Der DAX steht rund 23 Prozent höher, die wichtigsten Indizes sind auf Rekordhoch. Charttechnisch gibt es keine relevanten Widerstände, die einer weiteren Rally entgegenstehen. Dazu kommt noch eine ordentliche Prise Performancerückstand bei vielen institutionellen und privaten Investoren sowie die Aussicht auf weiterhin billiges Geld durch die Notenbanken. Alle Zutaten für eine Jahresendrally wären damit beisammen, die Bären können sich tief in ihre Höhle eingraben und nur auf bessere Zeiten hoffen. Aber der Reihe nach…

Werfen wir zunächst einen Blick auf die wichtigsten Indizes. Nach wie vor mau präsentieren sich die Aktienmärkte in den Emerging Markets, im Chart dargestellt mit dem iShares MSCI ETF als hellbraune Linie ganz unten. Interessant ist vor allem, dass die jüngsten Hochs an der Wall Street oder auch beim DAX nicht auch zu neuen Tops beim ETF geführt haben. Offenbar meiden Investoren nach wie vor das Risiko in den Schwellenländern und konzentrieren sich  auf die Heimatmärkte. Risk on, aber bitte nicht zu viel Risiko.

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Auch der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 befindet sich derzeit noch in einer seit Oktober bestehenden Konsolidierungsphase. Während der DAX – als Performance-Index – nahezu jede Woche neue Rekorde abliefert, testet der Euro Stoxx nur die Hochs aus 2010 und 2011. Auch der DAX Kursindex präsentierte sich zuletzt in einer deutlich besseren Verfassung, die Tops aus 2011 im Bereich um 4230 sind längst Geschichte. Aktuell steht der Index knapp unter der 5000, allmählich rücken die Hochs aus 2007 bei 5300 in Reichweite.

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Nicht minder spannend ist auch ein Blick über den Tellerrand, genauer gesagt nach Portugal. Zuletzt meldete das Land einige Erfolge bei den dringend notwendigen Reformen. So wurde vom Verfassungsgericht die umstrittene Verlängerung der Arbeitszeit für Beamte von 35 auf 40 Wochenstunden gebilligt, im Parlament wurde der ebenfalls umstrittene Haushalt für 2014 durchgewunken. Dieser sieht Einsparungen von 3,9 Mrd. Euro vor, rund 2,3 Prozent des BIP. Auch bei den Verbrauchern steigt allmählich wieder das Vertrauen in eine bessere künftige Entwicklung (LINK).  Anfang 2013 lag der Stimmungsindex noch bei minus 60 Punkten, besonders seit den Sommermonaten hellt sich die Lage auf, zuletzt kletterte das Barometer auf minus 42 Zähler.

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An der Börse werden die besseren Aussichten seit einigen Wochen in den Kursen eingepreist. Der Leitindex PSI 20 brach vor wenigen Tagen über die Barriere um 6300 / 6400 und steht auf dem höchsten Stand seit Mitte 2011.

Eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung erscheint durchaus möglich, aber nur wenn die Wall Street mitzieht. Kurzfristig warten Investoren zunächst auf frische Zahlen zum Auftakt des US-Weihnachtsgeschäfts. Im Vorfeld spekulierte der Markt auf gute Daten, entsprechend stiegen die Kurse in den vergangenen Tagen an. Zumindest bei Apple ist man sich offenbar sicher, dass auf vielen Wunschzetteln auch ein iPhone stehen wird. Apples wichtigster Zulieferer Foxconn hat daher die Kapazitäten bis an die Grenze ausgeschöpft und produziert rund um die Uhr. Pro Tag werden derzeit rund 500.000 Geräte des iPhone 5S gebaut, was im Zeitvergleich ein absoluter Rekord ist. Aber auch die zahlreichen anderen überarbeiteten Apple-Produkt dürften die Kasse der Kalifornier in den kommenden Wochen klingeln lassen. An der Börse gewinnt die Aktie wieder spürbar an Schwung.

Fed-Termin als Schlüsselevent

Gleich in der ersten Dezember-Woche rücken besonders wichtige US-Konjunkturdaten in den Fokus, die vor allem mit Blick auf die bevorstehende Fed-Zinssitzung am 19. Dezember auf mögliche Signale abgeklopft werden. Am kommenden Montag steht der ISM-Index auf der Agenda, Mittwoch folgt der Serviceindex, am Freitag wie gewohnt der Arbeitsmarktbericht. Die Zahlen vom Jobmarkt dürften wesentlich die Tendenz für den restlichen Monat bestimmen, je nachdem, ob die Prognosen übertroffen werden oder nicht. An dieser Stelle ist es müßig darauf hinzuweisen, dass die Erwerbsquote auf dem tiefsten Niveau seit mehr als 30 Jahren ist und die Beschäftigungsquote sogar das Niveau von 1955 erreicht hat (LINK).  Auch die Einkommen der US-Haushalte sollten der Fed eigentlich schlaflose Nächte bereiten. Aktuell liegt der Durchschnitt bei 51.000 Dollar und somit deutlich unter den Vorkrisenwerten von 55.000 bis 56.000 Dollar in den Jahren 2000 und 2007 (LINK) .

Zurück zum Aktienmarkt. Die Statistik sieht weiterhin gut aus, die Monate November, Dezember und Januar zählen seit Jahren zu der besten Phase eines Börsenjahres. Auf Basis der Durchschnittsperformance des Dow Jones seit 1927 sticht der Dezember mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent in diesem Zeitraum besonders positiv hervor, wie Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest herausgefunden hat. In Nachwahljahren zeigt der Markt aber vielfach zwischen dem 12. bis 20. Dezember eine kleine Schwächephase, die erst wieder mit einer kräftigen Weihnachts- und Jahresschlussrally bei geringen Handelsvolumen ausgebügelt wird. Und so passt das Bild eigentlich recht gut, denn die Fed-Sitzung findet am 19. Dezember statt. Zuvor dürften sich je nachdem wie die Arbeitsmarktdaten ausfallen Investoren eher zurückhalten und erzielte Buchgewinne realisieren.

Dezember-Bullen

Auch eine Analyse der HSBC bezogen auf die Entwicklung des S&P 500 seit 1960 spricht klar für weiter steigende Kurse. Unter der Prämisse eines bereits freundlichen Aktienjahres liegt die Wahrscheinlichkeit für weitere Kurssteigerungen im Dezember bei 78 Prozent. Die durchschnittliche Performance liegt bei gut zwei Prozent und somit deutlich über der durchschnittlichen Kursentwicklung aller Dezembermonate seit 1960 von 1,5 Prozent. Auch für den DAX ist die Tendenz positiv, allerdings dürften Anhänger der Statistik aufgrund der geringen Datengrundlage von nur 25 Jahren zu Recht auf eine zweifelhafte Basis verweisen. Dennoch  will ich Ihnen die Zahlen nicht vorenthalten. Die durchschnittliche Kursentwicklung in allen Dezembermonaten seit 1988 liegt bei 3,2 Prozent. In einem zuvor bereits freundlichen Börsenjahr klettert der Kurszuwachs auf 5,3 Prozent. Noch eine weitere Statistik dürfte den Bären das Fürchten lehren: Nur 1998 neigte der Dezember trotz vorangegangener Kursgewinne mit minus 0,4 Prozent zur Schwäche, die Trefferquote liegt bei beeindruckenden 94 Prozent. Werden Sie jetzt aber nicht zu euphorisch, denn wie heißt es: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Dennoch, die Aussichten könnten kaum besser sein. Natürlich gibt es genügend Argumente, vor allem auch von fundamentaler Seite, die gegen die Rally sprechen. Nüchtern betrachtet war die Berichtssaison in den USA alles andere als ein Grund zum Feiern, nachdem zuvor die Erwartungen kräftig nach unten genommen wurden. Und auch die Aussichten sind alles andere als rosig. Der Trend beim Gewinn pro Aktie geht ganz klar abwärts, bereits seit mehreren Quartalen. 82 der 500 Unternehmen im S&P 500 passten ihren Ausblick nach unten an, lediglich 12 Konzerne trauen sich  mehr zu. Dazu kommen noch bedenkliche Nachrichten bei den Insider-Transaktionen, die hohen Spekulationen auf Kredit (LINK) oder auch die Entwicklung des US-Verbrauchvertrauens. Eine gute Übersicht für die restlichen Bären finden Sie HIER. Auch die sinkende Kreditvergabe an den privaten Sektor in Europa sollte man im Auge behalten (LINK).

Tatsache ist aber, dass an den Märkten aus technischer Sicht bisher keine Schwächesignale vorliegen. Der Markt will nach oben und es macht keinen Sinn, sich aktiv gegen den Trend zu stellen. „Trade what you see, not what you think“ – „handel was du siehst und nicht was du denkst“ lautet eine bekannte Börsenweißheit. Wer dabei ist, lässt die Positionen weiter laufen, sollte aber seine Stoppkurse im Blick behalten. Angesichts der sehr niedrigen Volatilität drängt sich eine Absicherung über Put-Optionsscheine schon fast auf. Wie sorglos die Marktteilnehmer derzeit agieren, zeigt der VDAX, im Chart dargestellt in der alten Berechnung zusammen mit dem DAX.

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Aktuell liegt die Volatilität bei 11,5 Prozent und somit auf dem tiefsten Niveau seit 2005. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Alarmglocke auch bei den Perma-Bullen wieder laut in den Ohren zu hören sein wird. Über den Auslöser lässt sich natürlich trefflich streiten. Ankündigungen der Notenbanken oder der bevorstehende US-Haushaltsstreit, vielleicht aber auch eine Eskalation im Streit um die Inselgruppe im ostchinesischen Meer (was wir nicht hoffen wollen). Bleiben Sie wachsam.

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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